Pneumologie 2004; 58(1): 36-39
DOI: 10.1055/s-2003-812444
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Diagnose und Therapie des Diabetes mellitus bei Mukoviszidose (zystische Fibrose)

Diagnosis and Therapy of Cystic Fibrosis-Related DiabetesM.  O.  Henke1 , S.  M.  Lang1 , 2 , R.  Fischer1 , R.  Landgraf1 , R.  M.  Huber1 , R.  M.  Bertele-Harms3 , H.  K.  Harms3
  • 1Medizinische Klinik - Innenstadt der Ludwig-Maximilians-Universität München
  • 2Klinik Bad Reichenhall, Fachklinik für Erkrankungen der Atmungsorgane, Allergien und für Orthopädie
  • 3Dr. von Haunersches Kinderspital der Ludwig-Maximilians-Universität München
Die Vorgehensweise zur Diagnostik und Therapie bei CFRD des Münchener Zentrums für erwachsene und pädiatrische CF-Patienten wurde am 22. März 2001, im Rahmen des 42. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie in Jena vorgetragen und in der Arbeitsgemeinschaft für Mukoviszidose im Erwachsenenalter befürwortend diskutiert.
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Eingang: 25. April 2002

Nach Revision angenommen: 12. September 2003

Publication Date:
20 January 2004 (online)

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Einleitung

Patienten mit Mukoviszidose (zystische Fibrose = CF) weisen eine höhere Inzidenz von Störungen der Glukosetoleranz als die Gesamtbevölkerung oder andere Patientenpopulationen auf. Bei diesen Patienten ist das Auftreten eines Diabetes eng mit der Manifestation einer Pankreasinsuffizienz vergesellschaftet. So neigen Patienten ohne exokrine Pankreasinsuffizienz, etwa 10 % [1], nicht dazu, einen Diabetes mellitus zu entwickeln [2] [3]. Ein weiterer Faktor ist das Alter, etwa jeder vierte 20-jährige Patient weist einen Diabetes auf. Nach Angaben in der Literatur ist in dieser Altergruppe von einer jährlichen Zuwachsrate von etwa 9 % auszugehen [4] [5] [6].

Aufgrund der Ätiologie wird der Diabetes bei CF in Anlehnung an die angloamerikanische Literatur als „CF related diabetes” (CFRD) bezeichnet [7]. Diese Diabetesform hat eine Reihe klinischer Besonderheiten und weist Charakteristika sowohl eines Typ-I- als auch eines Typ-II-Diabetes auf. Der zugrunde liegende Pathomechanismus ist eine reduzierte und verzögerte Insulinsekretion aufgrund einer zunehmenden Fibrosierung des endokrinen Organs. Ein weiterer Mechanismus ist eine Insulinresistenz mit wechselnder Ausprägung [8] [9] [10]. Bei Patienten mit CF besteht ein kontinuierliches Spektrum von der normalen Glukosetoleranz über die zunehmende Glukoseintoleranz, über Diabetes ohne Nüchternhyperglykämie bis hin zum manifesten Diabetes mit Nüchternhyperglykämie. In welche dieser Kategorien ein Patient fällt, hängt primär von seiner Insulinsekretion ab. Im Vergleich zu Typ-I-Diabetikern kommt es aufgrund der erhaltenen basalen Insulinsekretion selten zu einer Ketoazidose. Als weitere Besonderheit brauchen CF-Patienten häufig höhere Insulindosen als alters- und pubertätsgematchte Jugendliche mit Typ-I-Diabetes. Die frühere Annahme, dass bei Patienten mit CF keine mikrovaskulären Komplikationen auftreten, hat sich nicht bestätigt. Das längere Überleben durch die moderne multimodale Therapie demaskiert sowohl den gestörten Glukosestoffwechsel als auch die Spätkomplikationen des Diabetes [6]. Im Gegensatz zu Typ-I- und Typ-II-Diabetes spielt die Makroangiopathie jedoch keine regelmäßige Rolle.

Neben den üblicherweise den Blutzuckerhaushalt beeinflussenden Faktoren gibt es auch CF-spezifische Faktoren wie Malnutrition, akute infektiöse Episoden, chronische Inflammation, erhöhter Energieverbrauch, verzögerte Glukagonfreisetzung, Malabsorption, gestörte intestinale Passagezeit, Leberdysfunktion und die erhöhte Atemarbeit.

Literatur

PD Dr. Susanne Lang

Mukoviszidose-Zentrum für Erwachsene · Pneumologie, Medizinische Klinik · Innenstadt der Universität München

Ziemssenstraße 1

80336 München

Email: slang@medinn.med.uni-muenchen.de