Aktuelle Rheumatologie 2003; 28 - F_3
DOI: 10.1055/s-2003-45067

Osteoblastom als Differenzialdiagnose der chronischen Osteomyelitis

A Holl-Wieden 1, P Raab 2, A Trusen 3, HJ Girschick 1
  • 1Department of Pediatrics
  • 2Section of Pediatric Orthopedics, and
  • 3Section of Pediatric Radiology, Department of Radiology, University of Würzburg, Würzburg, Germany

Einleitung: Wir berichten über einen 14-jährigen Jungen mit Hüftgelenksschmerzen rechts seit 11 Wochen, bei dem durch MRT und Biopsie zunächst die Diagnose einer Coxitis und chronisch abakteriellen Osteomyelitis im rechten Femurkopf und Hals gestellt wurde. Bei der chronisch rezidivierenden (multifokalen) Osteomyelitis handelt es sich um eine abakterielle Osteomyelitis, die typischerweise multifokal verläuft. Im Frühstadium können singuläre Läsionen vorhanden sein, die diagnostisch meist nur durch eine Biopsie abgeklärt werden können.

Fall: Klinisch fand sich eine deutliche Schonung der rechten Hüfte. Sonographisch zeigte sich ein Hüftgelenkserguss. Entzündungszeichen waren negativ. Kernspintomographisch zeigten sich neben einem Hüftgelenkserguss eine Signalintensitätsstörung des Femurhalses und ein deutliches Kontrastmittelenhancement lokal und in der umgebenden Muskulatur. Die Knochenszintigraphie ergab eine Mehranreicherung im Hüftgelenk, Femurhals und Trochanter. Die Histologie zeigte eine Myelitis und reaktiv gesteigerte Knochenbildung. Ein Keimnachweis in Blut und Biopsat gelang nicht (inkl. PCR). Die Befunde sprachen für eine chronisch unifokale Osteomyelitis. Es erfolgte eine Therapie mit Naproxen. Im Verlauf Rückbildung des Ergusses und der Schmerzen aber Fortbestehen der Bewegungseinschränkung. Ein Jahr später Zunahme der Schmerzen. Im MRT zeigte sich eine Ausbreitung der Signalintensitätsstörung. Im CT zeigte sich eine vorgewölbte dorsale Compactlamelle am Schenkelhals. Eine erneute Biopsie ergab histologisch ein Osteoblastom, welches im Kindesalter sehr selten ist. Eine chirurgische Ausräumung des Osteoblastoms erfolgte, die Medikation wurde um Sulfasalazin erweitert.

Schlussfolgerung: Bei histologischem Verdacht auf eine chronische Osteomyelitis muss bei weiterbestehenden Beschwerden ein Malignom ausgeschlossen werden.