Ein 11-jähriger Knabe erkrankte in 4/1998 mit multiplen klinischen Symptomen an einer
schweren Mischkollagenose/Sklerodermie, SLE und Dermatomyositis. Neben Muskelbefall
und Hepatitis standen schwerste sklerodermiforme sowie generalisierte erythematöse,
maculopapulöse infiltrierte schuppende sowie erosive und exocoriierende Hautveränderungen
im Vordergrund. Histopathologisch konnten lupoide, lichenoide, perivasale und interstitielle
lymphohistiozytäre Infiltrate in Haut-, Muskel- und Leberbiopsieproben nachgewiesen
werden. Neben einer maximal gesteigerten humoralen Entzündungsaktivität bei massiv
supprimierter zellulärer Immunität konnten trotz mehrfacher Untersuchungen nie Autoantikörper
nachgewiesen werden. Dagegen bestehen von Anfang an massive Erhöhungen der Gesamt-IgA
(>10g/l) bzw. IgG (>28g/l)-Konzentrationen im Serum. Mittels direkter IF ließen sich
auch bandförmige IgM-, C3- und Fibrinogenablagerungen an der BM der Haut und in der
Muskulatur nachweisen. Trotz des Einsatzes nahezu aller verfügbaren systemischen Immunsuppressiva
(Corticoide, Ciclosporin A, Mycophenolat-Mofetil sowie UVA1-Phototherapie) blieb der
schwere klinische Verlauf nahezu unbeeinflusst. Aufmerksam geworden durch neueste
Erkenntnisse zur Pathogenese verschiedener Autoimmunerkrankungen, in deren Mittelpunkt
ein Transfer mütterlicher Zellen auf den Feten angenommen wird, der zum sogenannten
Mikrochimärismus führt, entschlossen wir uns, das Blut und Gewebeproben des Jungen
auf das Vorliegen eines Mikrochimärismus zu untersuchen. So ähnelt ja auch das klinische
Erkrankungsmuster unseres Jungen dem einer chronischen G.v.H.-Erkrankung. In 12/2002
gelang es schließlich C. Artlett in Philadelphia bei unserem Patienten einen Mikrochimärismus
mittels HLA-DQA1-Typisierung und XX/XY-Fluoreszenz durch in situ Hybridisierung nachzuweisen. Bei Auswertung von 500 Interphasezellkernen konnten
4 mütterliche Zellen im Blut unseres Patienten zytogenetisch und molekulargenetisch
verifiziert werden. Aktuell erhält der Junge Remicade- und Methylprednisolonbolus-Infusionen.