Aktuelle Rheumatologie 2003; 28 - E_5
DOI: 10.1055/s-2003-45059

Das chronisch regionale Schmerzsyndrom Typ I

T Hospach 1, H Wörle 1, R Keimer 1, GE Dannecker 1
  • 1Pädiatrisches Zentrum, Olgahospital, Stuttgart, Germany

Einleitung: Das chronisch regionale Schmerzsyndrom (CRPS I) wird zu den idiopathischen Schmerzsyndromen gerechnet. Es ist im Kindesalter ein seltenes – somit wenig bekanntes – Krankheitsbild, weshalb die Diagnose häufig verzögert gestellt wird. Der Verlauf ist äußerst variabel; etablierte Therapieverfahren existieren nicht. Wir berichten über 6 Kinder/Jugendliche mit CRPS I.

Methoden: Retrospektiv wurden die Daten von 6 Kindern/Jugendlichen mit CRPS I am Olgahospital zwischen 1999 und 2003 ausgewertet.

Ergebnisse: Die Altersspanne erstreckte sich von 8–15 Jahren (Median 12; 5w/1m). Die Einweisungsdiagnosen waren: unklare Schmerzen (2), Panaritium (1), Erythromelalgie (1), Borreliose (1), Distorsion (1). Bei 5 Patienten war anamnestisch ein (minores) Trauma eruierbar. Die Zeitdauer bis zur Diagnosestellung betrug zwischen 1 und 6 Monaten (Median 2,5). Bei allen 6 Patienten war die untere Extremität, zusätzlich bei 1 die Hand, betroffen. Neben Schmerzen fanden sich folgende Befunde: Allodynie (5), mildes Ödem (5), kühle Extremität (4), livide Verfärbung (3). Diese Symptomatik trat bei 2 Patienten episodisch auf. Die Labor-, Röntgen-, Sonographie-, Szintigraphie- und MRT-Befunde waren bei allen unauffällig. Der Ninhydrintest waren bei 4/5; die sympathische Hautantwort bei 2/4 pathologisch verändert. Bei 5 Patienten fanden wir psychosoziale Auffälligkeiten. Zur Behandlung wurden eingesetzt: NSAR und Physiotherapie (6), Gabapentin (3), TENS (1), Sympathikusblockade zentral über Periduralkatheter (2) sowie regional mit Guanethidin (1). Eine psychologische Beratung fand bei 5 Kindern/Jugendlichen statt. Als Komplikation wurde bei 1 Patienten ein massives lageabhängiges Lymphödem beobachtet. Eine komplette Schmerzfreiheit konnte nach 0,5–3 Monaten (Median 1) erreicht werden. Rezidive traten bei 4 Patienten auf; davon bei 2 auch an weiteren Extremitäten. Alle Patienten sind seit 3 Monaten –5 Jahren beschwerdefrei (Median 1,5).

Schlussfolgerung: Das CRPS I ist durch langwierige, häufig rezidivierende Verläufe mit einer hohen Morbidität assoziiert. Die Kenntnis der variablen Symptomausprägung ermöglicht eine frühe Diagnosestellung und hilft unnötige diagnostische und therapeutische Maßnahmen zu vermeiden.