Aktuelle Rheumatologie 2003; 28 - C_4
DOI: 10.1055/s-2003-45041

Infektion eines persistierenden Urachus unter TNF-α-Blockade (Etanercept) bei jugendlichem Rheuma

A Holl-Wieden 1, A Kirchhoff-Moradpour 1, HJ Girschick 1
  • 1Department of Pediatrics, University of Würzburg, Würzburg, Germany

Einleitung: Der TNF-α-Hemmstoff Etanercept wird in der Therapie der juvenilen idiopathischen Arthritis nach Ausschöpfen anderer medikamentöser Möglichkeiten zunehmend eingesetzt. Unter der Therapie mit Etanercept ist eine erhöhte Infektanfälligkeit beschrieben worden. Im Einzelfall wurden Tuberkulosen, Aspergillose, Kryptokokkose und Infektionen mit Pneumocystis carinii beschrieben.

Fall: Wir berichten über einen 17 Jahre alten Jungen mit Enthesitis assoziierter Arthritis, der unter Therapie mit Etanercept eine Infektion eines persistierenden Urachus entwickelt hat. Der Junge hat seit 8 Jahren eine Enthesitis assoziierte Arthritis, die unter Behandlung mit Naproxen, MTX und Etanercept in Remission war. Nach einem auswärts diagnostiziertem Harnwegsinfekt, der antibiotisch mit Cefaclor behandelt wurde, bestanden weiterhin Schmerzen zum Ende der Miktion. Sonographisch zeigten sich initial keine Auffälligkeiten. Bei weiterbestehenden Beschwerden und wechselnd ausgeprägter Leukozyturie bis 200/µl wurde die Diagnostik nach 6 Wochen wiederholt und zeigte sonographisch eine Raumforderung am Blasendach, die kernspintomographisch als infizierter Urachus interpretiert wurde. Dieser wurde operativ entfernt. Intraoperativ zeigte sich eine Adhäsion von Darmschlingen an das dorsal des Urachus gelegene Peritoneum. Eine Resektion eines kurzen Darmstückes war erforderlich. Mikrobiologisch ließ sich Escherichia coli nachweisen. Postoperativ traten keine Probleme auf. Die über die Operation für 2 Wochen pausierte Etanercept-Therapie wurde wieder aufgenommen. Schlussfolgerung: Wir beschreiben erstmalig eine Urachusinfektion unter TNF-α-Blockade. Klinisch muss unter Etanercept auch an seltene Infektionen gedacht werden.