Aktuelle Rheumatologie 2003; 28 - A_8
DOI: 10.1055/s-2003-45028

Juvenile idiopathische Arthritis bei Patienten mit Mikrodeletion 22q.11.2 (CATCH 22)

K Mathony 1, U Wachter 1, U Mathony 2, G Horneff 1
  • 1Universitätsklinik und Poliklinik für Kinder- und Jugendmedizin, Martin-Luther-Universität, Halle, Deutschland
  • 2Universitätsklinik und Poliklinik für Pädiatrische Kardiologie, Martin-Luther-Universität, Halle, Deutschland

Die Mikrodeletion 22q.11.2 ist ein genetischer Defekt, der durch eine fehlerhafte embryonale Entwicklung der 3. und 4. Schlundtasche zum Syndrom CATCH 22 führt. Mit hoher Variabilität treten Erkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems, kraniofaziale Dysmorphien, Spaltbildungen, Hypoparathyreoidismus, mentale Retardierung und Immundefekte auf. Eine Thymushypoplasie oder -aplasie mit T-Lymphozytopenie und oligoklonalem T-Zell-Rezeptorrepertoire als maximale Variante wird als DiGeorge Syndrom (DGS) bezeichnet.

Wir berichten über zwei Mädchen mit juveniler idiopathischer Arthritis (JIA) und DGS mit gesicherter Mikrodeletion 22q.11.2.: Patientin 1 erkrankte an einer oligoartikulären JIA. Auffällige Fazies und Lernbehinderung führten zur Diagnose im Alter von 9 Jahren. Die weitere Evaluierung ergab einen Vorhofseptumdefekt. Die Arthritis ließ sich durch NSAR und intraartikuläre Steroide beherrschen. Patientin 2 erkrankte an einer polyartikulären JIA mit destruierendem Verlauf. Faziale Dysmorphien und Lernbehinderung führten zur genetischen Diagnose im Alter von 12 Jahren. Die konsekutive kardiologische Untersuchung ergab eine rechts-deszendierende Aorta. Der Verlauf war durch Gelenkdestruktionen und eine Therapierefraktarität gekennzeichnet, die den Einsatz von TNF-Antagonisten erforderte.

Für das DGS wird in der Literatur eine erhöhte Inzidenz von Autoimmunopathien berichtet. Die Inzidenz z.B. der JIA ist beim CATCH 22 25–50fach gegenüber der Normalbevölkerung erhöht. Die geringe Zahl bislang publizierter Fälle mit dieser Konstellation legt allerdings nahe, dass bei vielen JIA-Patienten mit typischen Stigmata (faziale Dysmorphien, Lernbehinderung, Kardangiopathien) unerkannt ein CATCH 22 vorliegt und eine gezielte Diagnostik zur rechtzeitigen Prophylaxe und Therapie von Begleiterkrankungen unterbleibt.