Zentralbl Gynakol 2003; 125(10): 377-380
DOI: 10.1055/s-2003-44475
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© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Zwischen Klinik, Hörsaal und Sitzungszimmer -
zum 100. Geburtstag von Helmut Kraatz (6.8.1902-13.6.1983)

Between Clinic, Auditorium and Conference Room - to Commemorate the 100th Birthday of Helmut Kraatz (6.8.1902- 13.6.1983)M. David1
  • 1Universitätsklinikum Charité, Campus Virchow-Klinikum, Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, Berlin
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Publication Date:
20 November 2003 (online)

Einleitung

Am 27. Januar 1960 sollte Professor Helmut Kraatz im Anschluss an die Sitzung der Berliner Gynäkologischen Gesellschaft in der Universitätsfrauenklinik Berlin-Charlottenburg der Freien Universität (damals Westberlin) verhaftet werden. Der Klinikdirektor Professor Mikulicz-Radecki konnte dies durch ein Telefonat mit dem zuständigen Staatsanwalt jedoch verhindern. Was war geschehen? In Tanger hatte Kraatz die schwerkranke Frau eines Hamburger Kaufmanns konsilarisch mitbetreut und zur Verlegung in eine große europäische Frauenklinik geraten. Das Ehepaar entschloss sich zu einer Behandlung in der Universitätsfrauenklinik der Charité. Frau Kraatz holte die Patientin vom Flughafen Tempelhof mit einem Krankenwagen ab, der Ehemann wollte jedoch den Ostsektor, in dem sich die Charité befand, nicht betreten. Das Ganze wurde - offenbar aufgrund von im Nachhinein nicht mehr zu rekonstruierenden „Kommunikationsstörungen” - als versuchter Menschenraub interpretiert. Der „Fall” ging durch die Westberliner Presse. Westberliner Kollegen distanzierten sich von dieser Sensationsberichterstattung und die DDR-Regierung reagierte auf der Gesundheitskonferenz des Zentralkomitees der SED im Februar 1960 in Weimar mit einer Rede des stellvertretenden Gesundheitsministers, der u. a. feststellte: „Herr Prof. Kraatz hat in diesen Tagen sicherlich mit Genugtuung feststellen können, dass alle anständigen Menschen und unsere Staats- und Parteiorgane hinter ihm stehen und entschlossen sind, ihn zu schützen. Die Hunde bellen, aber die Karawane zieht weiter !”

Diese Geschichte ist nicht nur ein Zeugnis für die besondere Situation im damaligen noch nicht durch die Mauer geteilten Berlin im Kalten Krieg, sie beleuchtet auch die herausragende Rolle und die besondere Bedeutung von Professor Helmut Kraatz - einerseits auch im Westen als Fachkollege und Direktor einer der renommiertesten Universitätsfrauenkliniken Deutschlands hoch angesehen, andererseits an exponierter Stelle eingebunden in das (gesundheits-)politische System der DDR.

Diese Ambivalenz macht eine ausgewogene Würdigung der Persönlichkeit Helmut Kraatz aus Anlass seines 100. Geburtstages schwierig, aber auch sehr interessant. Die begrenzten Möglichkeiten einer biografischen Skizze erzwingen eine - naturgemäß subjektive - Auswahl aus der Fülle des vorliegenden Materials. Folgende Quellen wurden genutzt: Das Bundesarchiv, das ehem. British Document Center, das Archiv der Humboldt-Universität sowie die Bestände des Instituts für Wissenschaftsgeschichte und für Geschichte der Medizin der Charité, Gespräche mit Zeitzeugen und die Autobiografie von Helmut Kraatz.

„Um Vorurteile abzubauen, dürfen sie nicht unausgesprochen bleiben” - so schreibt Kraatz in seiner Autobiografie „Zwischen Klinik und Hörsaal”, deren Titel für diese Arbeit übernommen und ergänzt wurde, um zu beschreiben, dass Professor Helmut Kraatz nicht nur Arzt und Hochschullehrer, sondern auch gesundheitspolitisch aktiv war: Von 1961 bis 1973 war er Sekretär und 1973 bis 1975 Vorsitzender der Klasse Medizin der Akademie der Wissenschaft der DDR, 1962 bis 1980 Präsident des Rates für Planung und Koordinierung der medizinischen Wissenschaften, der das Gesundheitsministerium in medizinisch-wissenschaftlichen Fragen beraten, die medizinischen Wissenschaften koordinieren und Perspektiven und Entwicklungen aufzeigen sollte. Neben dem Lehrstuhl für Frauenheilkunde und Geburtshilfe der Humboldt-Universität hatte er ab 1961 den Lehrstuhl für Frauenkrankheiten und Geburtshilfe der Akademie für Ärztliche Fortbildung der DDR inne. Er war Mitglied des erweiterten Vorstandes der Gesellschaft für Geschwulstbekämpfung, Leiter der Gruppe Medizin beim Forschungsrat der DDR, Präsidiumsmitglied des Kulturbundes und Mitglied des Friedensrates der DDR sowie ab 1973 Mitglied des Kollegiums beim Ministerium für Gesundheitswesen. Von 1959 bis 1971 war er zunächst zusammen mit Döderlein Herausgeber, von 1972 bis 1982 alleiniger Chefredakteur des „Zentralblattes für Gynäkologie”.

Zur Biografie

Helmut Willi Richard Kraatz wurde am 6. August 1902 als Sohn des Bäckermeisters in zweiter Generation Wilhelm Kraatz und seiner Frau Hedwig in der Lutherstadt Wittenberg geboren. Die Eltern waren sehr musikalisch, hatten beide eine Gesangsausbildung absolviert, so dass auch Helmut Kraatz wie seine 1907 geborene Schwester Lieselotte Gesangs- und Klavierunterricht erhielt. Die Wurzeln für sein späteres besonderes Hingezogensein zu den Künsten und den Künstlern liegen somit wohl in der musischen Erziehung durch das Elternhaus.

Im Februar 1922 machte er am Melanchton-Gymnasium in Wittenberg das Abitur, studierte in Heidelberg, Halle und Berlin Medizin, legte 1928 das Staatsexamen ab und promovierte anschließ end über Nierensteine. Von August bis November 1929 war er Schiffsarzt auf dem Dampfer Menes der Hapag-Lloyd auf der Reise nach Niederländisch-Indien/heute Indonesien.

Ab Januar 1930 war Dr. Helmut Kraatz an der Universitäts-Frauenklinik unter Geheimrat Stoeckel zunächst als Assistent angestellt. Später wurde er Oberarzt. 1940 habilitierte er sich zum Thema „Der Einfluss der vaginalen Radikal-Operation auf die Harnblase”. Gutachter waren der Urologe Prof. Ringleb und Prof. Stoeckel, der über die Lehrprobe seines Oberarztes an den Dekan der Medizinischen Fakultät schreibt: Die Studenten „. . . haben Herrn Dr. Kraatz eine rauschende Ovation gebracht, und einen Beifall, den man nur frenetisch nennen kann . . ., Kraatz versteht es, was ich schon lange wusste, und was sich bei dieser Gelegenheit wieder erneut zeigte, in vollendeter Form und in sehr lebhafter, fesselnder und die Hörer gefangen nehmender Darstellung ein Thema außerordentlich plastisch, eindringlich . . . und abgerundet vorzutragen. Das hat er auch bei seiner Lehrprobe in vollendeter Weise verstanden und dieser Darstellung einen von ihm ausgezeichnet hergestellten Lehrfilm angeschlossen . . .”.

Im März 1941 wurde Kraatz zum Dozenten ernannt.

Im Oktober 1941 erfolgte sein Einberufung zur Marine. Dort war als Marinearzt bis 1944 tätig. Dann kehrte er an die Universitäts-Frauenklinik in die Berliner Artilleriestraße zurück, erlebte dort die Zerstörung und Eroberung des Klinikgeländes durch die russische Armee und leitete, als Vertreter von Stoeckel, mit Durchsetzungskraft und großem Organisationstalent den Wiederaufbau der Klinik ein. Im Februar 1948 wurde er als Dozent mit Lehrauftrag wieder eingesetzt. Im Oktober 1949 nahm er einen Ruf nach Halle an und wurde Direktor der dortigen Universitäts- Frauenklinik, am 24.12.1949 heiratete er. Am 1.9.1951 ging das Ehepaar Kraatz zurück nach Berlin und Helmut Kraatz wurde Nachfolger seines verehrten Lehrers Walter Stoeckel als Direktor der Universitäts-Frauenklinik in der Tucholskystraße.

Er prägte über 20 Jahre die Umgestaltung und Neuprofilierung der Klinik, aber auch maßgeblich die Gynäkologie und Geburtshilfe in der gesamten DDR. 25 seiner Schüler habilitierten sich, er veröffentlichte ca. 700 Publikationen. Sein besonderes Interesse galt der Karzinomchirurgie, den Sterilitätsoperationen, der operativen Geburtshilfe, vor allem aber der Urogynäkologie. Hier beschrieb er zwei eigene Operationsmethoden.

1970 wurde Prof. Kraatz emeritiert. Am 13. Juni 1983 starb er im Alter von 80 Jahren. Am 24. Juni 1983 fand im Apollo-Saal der Deutschen Staatsoper Unter den Linden der akademische Trauerakt statt. In einem Gedenkwort heißt es „Die Ruhe eines erfüllten Lebens hat jetzt den Platz der schöpferischen Unrast auch noch der letzten Lebensjahre eingenommen . . . Knapp einen Monat vor seinem Tod beklagte er (Kraatz) sich bitter bei mir, dass sein Körper sich gegenüber dem Geist verhielte wie ein unbotmäßiger Assistent gegenüber den berechtigten Forderungen seines Chefs . . .”.

Kraatz in der NS-Zeit

Helmut Kraatz war seit November 1933 Mitglied der SA. Am 1. Mai 1937 trat er der NSDAP bei. Da er sich offenbar politisch nicht betätigte und auch keine Parteiposten bekleidete, dürfte es sich um Beitritte aus Karrieregründen gehandelt haben.

Kraatz hat aus seiner NS-Vergangenheit nie einen Hehl gemacht. Sie wird auch in seiner Autobiografie von ihm angesprochen: „Zwar wurde ich - wie so viele damals - Mitglied der NSDAP, weil ich glaubte, mit den neuen Leuten käme das versprochene geordnete Staatswesen . . . Dennoch: Das einzige, was ich mir vorwerfen könnte, wäre, dass ich nicht früher hinter die Fassade des Faschismus schaute und mich nicht gegen die Brutalitäten des Regimes wandte, als sie erkennbar wurden. Darüber zu urteilen, billige ich aber nur dem zu, der unter gleichen Bedingungen zu arbeiten und zu leben hatte.”

Nach dem Zusammenbruch des NS-Staates galt Kraatz als belastet. Ein Entnazifizierungsverfahren musste eingeleitet werden. Kraatz erklärte, dass er nach der Machtübernahme im Zuge der Zeit dem bis dahin abgewehrten Zwang erlegen und mit seinen Oberärzten und Mitassistenten der Aufforderung, der SA beizutreten, nachgekommen und über diese Formation dann in die NSDAP aufgenommen worden sei.

Als Zeugen im Entnazifizierungsverfahren belegten u. a. die Oberin der Charité, eine Hebamme, der bekannte Anatom Professor Stiewe und der angesehene Medizinhistoriker Prof. Diepgen z. T. mit eidesstattlichen Versicherungen, dass Kraatz sich nie aktiv im Sinne der nationalsozialistischen Ideologie betätigt habe.

Sein Chef, Prof. Stoeckel, setzte sich sehr intensiv und mehrfach schriftlich bei verschiedenen Dienststellen und gegenüber dem Dekan der Humboldt-Universität für eine Beschleunigung des Entnazifierungsverfahrens ein. Und das zeigte Wirkung. - Der Rektor der Universität schreibt am 1. Juli 1947 an den „Herren Vorsitzenden der Entnazifizierungskommission für Ärzte” über Kraatz: „Er ist der einzige in der Frauenklinik und der russischen Besatzungszone zurückgebliebene ehemalige Schüler des Geheimrates Stoeckel, dessen Ruf keiner besonderen Unterstreichung bedarf. Herr Geheimrat Stoeckel legt daher besonderen Wert darauf, dass Herr Dr. Kraatz nicht nur in der Klinik verbleibt, sondern auch die volle Berechtigung (zur ärztlichen Berufsausübung) erwirbt . . .”

1948 wurde Kraatz zunächst wieder Dozent, später Professor mit Lehrauftrag. Auch dafür hatte sich Stoeckel eingesetzt.

Stoeckel, Kraatz und der Lehrstuhl an der Berliner Universitätsfrauenklinik

Schlägt man in dem 1964 in Leipzig erschienenen achtbändigen „Meyers Neuen Lexikon ” nach, so finden sich in Band 7 acht Zeilen über Walter Stoeckel und im Band 5 acht Zeilen über Helmut Kraatz. 3 Jahre nach Stoeckels Tod hatte sich also scheinbar die öffentliche Bedeutung beider Gynäkologen - zumindest im weitverbreiteten Standardlexikon der DDR - angenähert. Aber das war nicht immer so.

Das Verhältnis zwischen dem eher aristokratischen Professor Stoeckel und seinem Mitarbeiter und Schüler, dem eher bodenständigen Bäckerssohn Kraatz, muss eine sehr spezielles gewesen sein. So schreibt Stoeckel 1940 zwar eine sehr wohlwollende Beurteilung im Rahmen des Habilitationsverfahrens. In den Akten des Bevollmächtigen für das Sanitäts- und Gesundheitswesen findet sich jedoch eine dem z. T. widersprechende Personalnotiz von 1943.

Nachdem sein leitender Oberarzt Prof. Caffier von Soldaten der Roten Armee am 1. Mai 1945 vor dem Operationsbunker in der Artilleriestraße erschossen worden war und sein Lieblingsschüler von Mikulicz-Radecki, zunächst als schwer nationalsozialistisch belastet, nicht zur Verfügung stand, förderte der weit über 70 Jahre alte Stoeckel nach 1945 die Entnazifizierung und akademische Beförderung seines einzig verbliebenen Oberarztes und Vertreters Helmut Kraatz, dessen Führungsfähigkeiten und Organisationstalent er durchaus zu schätzen wusste.

Aber als Nachfolger wünschte er ihn nicht. So schrieb Stoeckel am 20.10.1949 an das Volksbildungsministerium der DDR: „Mikulicz wäre für die Humboldt-Universität ein Gewinn. Er ist zwar politisch erheblich belastet, es kann jedoch davon ausgegangen werden, dass er sich in seinen Äußerungen auf fachliche Dinge beschränken wird.”

Die Nominierungsliste der Fakultät vom 11.1.1950 zeigt Prof. Martius, der ablehnte, auf Platz 1, Mikulicz-Radecki auf Platz 2 und den Stoeckel-Schüler Phillip auf Platz 3. Im Archiv fand sich die bereits ausgeschriebene Berufungsurkunde für Mikulicz-Radecki. Dieser wollte dann aber wohl doch nicht in die „Ostzone” kommen und lehnte ab.

Kraatz wurde indessen eine Umhabilitierung an die FU Berlin und die Leitung der Frauenklinik des Rudolf-Virchow-Klinikums angeboten. Er nahm aber schließlich - zunächst - 1949 einen Ruf der Universität Halle-Wittenberg an. Nach der Emeritierung von Stoeckel leitete 1950/51 Professor Herbert Lax kommissarisch die Universitätsfrauenklinik in der Tucholskystraße (ehem. Artilleriestr.). Auf der Berufungsliste vom April 1951 findet sich Prof. Schröder/Leipzig auf Platz 1, Kraatz auf 2 und Lax auf Platz 3 - Kraatz wurde berufen. Damit hatte er wahrscheinlich - genauso wie fast 25 Jahre zuvor bei Stoeckel, sein Lebensziel erreicht, nämlich Chef der - aus seiner Sicht - bedeutendsten deutschen Universitätsfrauenklinik und Nachfolger des großen bewunderten Stoeckel zu sein.

Kraatz begriff sich als Bewahrer der Stoeckelschen Schule in Gynäkologie und Geburtshilfe Er achtet auf das orthodoxe Einhalten der Stoeckelschen Operationsmethoden, bevorzugte den vaginalen Zugangsweg und blieb in der Geburtshilfe eher konservativ.

Kraatz war vor allem und intensiv durch Stoeckel geprägt. Auch wenn das Verhältnis von Stoeckel zu Kraatz mindestens ambivalent war, so war er für Kraatz, wie dieser in einer Laudatio zum 80. Geburtstag Stoeckels hervorhob, „. . . eine auf breiter Basis wirkende . . . mannhafte Persönlichkeit in einer glücklichen Mischung aus gesundem Optimismus und Idealismus, klarbewusstem Realismus und dem gelegentlich durchbrechenden Temperament des Sanguinikers . . .”

Ähnlich schwierig wie die Neubesetzung der Stoeckel-Nachfolge gestaltete sich das Verfahren um die Lehrstuhl-Nachfolge des Direktorats von Kraatz, wahrscheinlich vor allem deshalb, weil Kraatz im Rahmen einer Neustrukturierung und Umprofilierung die Einrichtung von drei Lehrstühlen, nämlich für Geburtshilfe und Gynäkologie, für soziale Frauenheilkunde und für Neonatologie im Rahmen der Frauenklinik vorgeschlagen hatte: „Aus der von mir vorgeschlagenen Gliederung des Lehrstuhls . . . ergibt sich, was die Geschichte der Klinik angeht, eine entscheidende Zäsur in ihrer Leitung. Ich war der letzte Chef, der sich wie seine Vorgänger Bumm und Stoeckel bemüht hat, die Klinik in allen ihren Bereichen komplex zu leiten. Ich bin der Erste, der sich bemüht hat, entsprechend der wissenschaftlichen, didaktischen, praktischen und gesellschaftlichen Entwicklung, der Teilung der direktoralen Verantwortung und Pflichten das Wort zu reden.”

Der zunächst in Aussicht genommene Nachfolger Professor Kyank aus Rostock lehnte dieses Modell ab. Die im September 1967 bei Erreichen der Altersgrenze schon veranlasste Emeritierung von Helmut Kraatz wurde zurückgenommen und mehrfach verschoben. Kraatz leitete die Klinik schließlich bis 1970 weiter. Als auch die Einsetzung der Nachfolge mit dem Kraatz-Schüler Dozent Igel/Schwerin zu scheitern drohte, intervenierte schließlich das ZK der SED.

Hans Igel kam schließlich 1970 in die Klinik, die beiden anderen Lehrstühle wurden mit Frau Professor Rapoport (Neonatologie) und Professor Tossetti (Soziale Gynäkologie) besetzt.

Die Kraatz'sche Autobiografie

Nach seiner Emeritierung begann Kraatz auch die Arbeit an seinen Lebenserinnerungen. Am 12. Oktober 1972 fand ein Gespräch im Verlag der Nation statt, in dessen Verlauf sich Prof. Kraatz auch mit der Mitarbeit von Eugen Prehm, den man als Koautor bezeichnen darf, einverstanden erklärte. Die Memoiren „Zwischen Klinik und Hörsaal” erschienen schließlich 1977, erlebten insgesamt sieben Auflagen und waren mit ca. 150 000 Exemplaren ein relativ weit verbreitetes und viel gelesenes Buch in der DDR mit großer Resonanz in den Zeitungen. Sie sind auch heute noch eine durchaus empfehlenswerte Lektüre. Prehm schildert die Zusammenarbeit mit Kraatz so: „Das wichtigste Arbeitsinstrument war das Tonband. . . In 14-tägigen Zusammenkünften erzählte Kraatz - immer wieder durch Fragen angeregt - wichtige und ihm bedeutsame Lebenssituationen . . . Darauf aufbauend schrieben der Professor und ich erste Entwürfe, die überarbeitet, präzisiert wurden.” Zur schwierigen Buchtitelauswahl: „Prof. Kraatz war damit nie recht einverstanden, da er sein Leben nicht auf ‚Klinik und Hörsaal’ eingeschränkt wissen wollte. Es mangelte eigentlich an einer treffenderen Formulierung, um die Vielfalt des Lebens auszudrücken. Das ‚Zwischen Klinik und Hörsaal’ sollte dies einbeziehen . . .”.

Priv. Doz. Dr. med. M David

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