Zusammenfassung
Im Rahmen der externen Qualitätssicherung in Mutter-Kind-Einrichtungen wurde das Krankheitsprofil
der Patientinnen eruiert, kurz- und mittelfristige Therapieeffekte wurden analysiert.
Im Mittelpunkt des vorliegenden Beitrages stehen Fragen zur Veränderung der Leitsymptomatik
der Patientinnen. Die Krankheitssituation der Patientinnen ist wesentlich durch Erschöpfungszustände
sowie Multimorbidität gekennzeichnet und eng mit der mütterlichen Lebenssituation
verknüpft. Der gesundheitliche Status der Patientinnen ist zu Beginn der Maßnahme
deutlich beeinträchtigt. Zum Ende der Maßnahme werden hohe Therapieeffekte erzielt.
Die erste Katamneseerhebung verdeutlicht die Stabilität der Veränderungen auf einem
mittleren Niveau. Ergebnisse einer Quasi-Kontrollstichprobenerhebung zeigen
zwischen dem Zeitpunkt vor und zum Beginn der Maßnahme keine signifikanten Veränderungen.
Dies lässt darauf schließen, dass die ermittelten Veränderungen zwischen Beginn und
Ende der Maßnahme nicht zufällig, sondern auf die Behandlung zurückzuführen sind.
Für die behandelten Kinder können lediglich erste Trendergebnisse dargestellt werden.
Diese weisen darauf hin, dass zumindest ein Teil der Kinder starke Verhaltensauffälligkeiten
zeigt, die zum Ende der Maßnahme abnehmen. Ebenfalls steigt die Lebensqualität der
Kinder.
Abstract
Within the setting of external quality management of mother-child rehabilitation centres
the short-term and medium-term therapy effects as well as the disease profiles of
patients were analysed. This paper is focused on the changing of the main symptoms
among the mothers. The patients’ state of health is essentially characterized by physical
and psychological exhaustion as well as by multimorbidity. It is strongly associated
with the mothers’ current situation of living. Before intervention the patients’ health
status was significantly impaired. Directly after the treatment high or very high
therapy effects were found. All indicators are still higher after 6 months than they
were at the beginning of the treatment. The results of a quasi-control population
give evidence that these effects are caused by the treatment. First trends about the
children treated show that behav-iour problems can be reduced and the quality of life
enhanced.
Schlüsselwörter
Therapieeffekte - Krankheitsprofil - Katamnese - Qualitätsmanagement - Mutter-Kind-Rehabilitation
Key words
Therapy effects - disease profile - follow-up - quality management - mother-child
rehabilitation
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1 Die Auswertung erfolgt in modifizierter Form, um neuen psychometrischen Entwicklungen
gerecht zu werden. Die Summenwerte werden auf einer Skala von 0-100 transformiert,
wobei der Wert 100 die maximale Lebensqualität darstellt.
2 Es wurde das Effektstärkenmaß ESprä ausgewählt, da es noch am ehesten vergleichbar ist mit Effektstärken aus experimentellen
Designs. Ein weiterer Vorteil dieser Effektstärke ist, dass sie auch sinnvoll Langzeiteffekte
abbilden kann [16]. Nachteil der Effektstärke ESprä ist ihre Abhängigkeit von der Variabilität der Prä-Messung. Die Effektstärke ESprä berechnet sich als Mittelwertdifferenz, standardisiert an der Standardabweichung
der Messwerte vor der Maßnahme.
3 Mit dem Reliable Change Index (RCI) wird die individuelle inferenzstatistische Signifikanz
einer Prä-Post-Messung errechnet [18]. Unter Berücksichtigung der Messgenauigkeit
der Erhebungsinstrumente kann somit eine Aussage darüber getroffen werden, ob die
Messwertveränderungen zufällig sind bzw. auf einem Messfehler basieren. Zur Beurteilung
der klinischen Bedeutung einer Veränderung wird ein Trennpunkt (Cut-off-Wert) empirisch
ermittelt. Er gibt an, ob eine vorher kranke Patientin sich im Anschluss an die Maßnahme
klinisch bedeutsam in Richtung gesund entwickelt hat. Man kann vier unterschiedliche
Berechnungsweisen von Trennpunkten unterscheiden. Bei starker Überlappung der Verteilungen
von Norm- und Patientenpopulation bietet sich das Mittel zwischen Norm- und Patientenstichprobe
an. Als klinisch signifikant bezeichnet man Änderungen des Zustands einer Patientin,
wenn sich Prä- und Post-Werte statistisch signifikant unterscheiden und der Post-Wert
im Normbereich liegt.
Dipl.-Psych. Sonja Arnhold-Kerri
Forschungsverbund Prävention und Rehabilitation für Mütter und Kinder an der Medizinischen
Hochschule Hannover
Hainhäuser Weg 124
30855 Hannover
eMail: Forschungsverbund-Langenhagen@t-online.de