Krankenhauspsychiatrie 2003; 14(3): 95-101
DOI: 10.1055/s-2003-42674
Originalarbeit
© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

EDV in den Kliniken für Psychiatrie und Psychotherapie in der Bundesrepublik

IT-Development in German Clinics for Psychiatry and PsychotherapyP.  Grampp1
  • 1Sächsisches Krankenhaus Hubertusburg (Leitung: Dr. P. Grampp)
Further Information

Publication History

Publication Date:
30 September 2003 (online)

Zusammenfassung

Im Jahr 2001 wurden 251 Kliniken und Abteilungen für Psychiatrie und Psychotherapie nach deren EDV-Entwicklungsstand befragt. Geantwortet haben 85 Häuser, die weniger repräsentativ als von herausragender EDV-Ausstattung sind. Bei insgesamt heterogener Verwaltungssoftware (KIS) und hoher Zufriedenheit damit zeigten Kliniken, die sich für Komplettanbieter entschieden haben, einen Entwicklungsvorsprung in der Ausstattung ihrer Kliniken. Eine Gruppe ohne Komplettanbieter und dennoch fortgeschrittener EDV-Ausstattung nutzen Anbieter, die Add-On-Software im Bereich der Patientenakte anbieten. Für Weiterentwicklungen im Bereich der elektronischen Patientenakte bedarf es noch Übereinkünfte in den Erhebungsinstrumenten der Kliniken untereinander, aber auch mit ambulanten und komplementären Strukturen, so dass nicht nur Erhebung, sondern auch Datenaustausch geleistet werden kann. Die „EDV-Entwicklung” ist somit Leitungsangelegenheit und wird in den nächsten Jahren Folgebefragungen benötigen, um den Entscheidungsträgern in ihren operativen und strategischen Planungen noch genauere Trends bieten zu können.

Abstract

251 clinics and departments of psychiatry and psychotherapy were questioned to the state of development of their IT-software. 85 clinics responded. The KIS administrative software was favoured by most clinics and predominantly found satisfactory, however clinics who were serviced by a complete provider were found to have a clear advantage. A group without a complete provider solution but equipped with advanced computer systems used providers with add-on-software for patient files. Further developments of the electronic patient file requires more cooperation and feed back between the clinics, outpatient and complementary structures not just for data collection but also for data transfer. The IT-development is thus a task at hospital administration level and requires follow-up surveys in the next years so as to aid decision makers in their operative and strategic planning by highlighting current trends.

Literatur

  • 1 Gräbner S. Rahmenkonzept für ein Klinik-Informations- und -Kommunikations-System. www.med-rz.uni-saarland.de/zik/zik.html 1994
  • 2 Gräbner S. Erste Fortschreibung Rahmenkonzept für ein Klinik-Informations- und -Kommunikations-System. www.med-rz.uni-saarland.de/zik/zik.html 2000
  • 3 Trill R. Hrsg .Krankenhaussoftware im Überblick. Neuwied: Kriftel 2001: 15-18
  • 4 Röniger U. Datenbank im neuen Gewand?.  Ku - special EDV. 1999;  3 7-9
  • 5 Ralfs D. Die treibende Kraft.  Ku - special EDV. 2000;  17 17-21
  • 6 Müller K. Leitlinien müssen leben.  Ku - special EDV. 2000;  17 22-26
  • 7 Dehlinger G. Sprachliche Hürden abbauen.  Ku - special EDV. 2000;  17 31-33
  • 8 Leggemann M. Gesucht: Eine gemeinsame Sprache.  Ku - special EDV. 2000;  17 35-36
  • 9 Arbeitsgruppe Dokumentation der APK .„Konzeption, Entwicklung und Erprobung eines integrierten und kompatiblen patientenorientierten Dokumentationssystems für die verschiedenen Bereiche des psychiatrischen Hilfesystems einer Modellregion”. Das Projekt befindet sich im Abschluss, der http://www.psychiatrie.de/apk/doko01.htm 2002 - 2003

1 Zum Befragungszeitpunkt war der § 118 II SGB V noch nicht umgesetzt, so dass von Institutsambulanzen gemäß § 118 I SGV auszugehen ist.

2 Das Klinikinformationssystem ist definiert durch die Integration einer zentralen Patientendatenverwaltung (stationär und ambulant), Finanzbuchhaltung, Anlagenbuchhaltung, Materialwirtschaft, Apothekenwirtschaft, Kosten-Leistungs-Rechnung, Controlling, Küchenverwaltung und Speisenversorgung, Personalinformationssystem, Patiententransport-Logistik, Telekommunikationsgebühren-Abrechnung, Qualitätssicherung, Pfortenauskunft, Hochschulinformationssystem (HIS), Medizintechnikdatenbank, Online-Kommunikation mit Kostenträgern, Patienten-Altaktenarchiv. Die Frage der Integration eines Dienstplansystems ist hier optional.

3 Das Spektrum reicht von einer Datenbankanbindung im Sinne eines geringgradig erweiterten BADO-Erhebungsinstruments über ein ärztliches Dokumentenarchiv und -unterstützungssystem (elektronische Arztbriefschreibung), über die vollständige EDV-Abbildung der derzeitigen Patientenakte bis hin zu einer Integration vieler Sekundärprogramme im Sinne eines Klinischen Arbeitsplatzsystems (KAS).
In einigen KIS-Systemen ist eine elektronische Patientenakte integriert. Das KIS deckt jedoch im innersten Bereich alle Datenverarbeitungsvorgänge einer Verwaltung ab. Schnittstellen eines KIS sind eine Kommunikationsschnittstelle mit Kostenträgern (HL7-Kommunikationsserver u. a.).
Die medizinische Form der elektronischen Patientenakte besteht aus einem komplexen Schnittstellenmodul. Diese umfasst nebst Schnittstellen zu grafischen Systemen (DICOM, MPEG für EEG, EKG usw.) andere Schnittstellen, diese beziehen unbedingt den Informationsaustausch mit dem KIS-System ein, Labordatensysteme (klinische Chemie, Mikrobiologie, Immunologie), Befundübermittlung klinische Chemie, Radiologie-Informationssysteme (Diagnostische Radiologie, Strahlentherapie, Nuklearmedizin), Bildarchivierung und Bildkommunikation (PACS).
Schnittstellen eines KAS bzw. einer EPA beinhalten eine Verbindung zu einem psychiatrischen Gutachtenmodul, Pflegedokumentation, Arzt- und Stationsarbeitsplatz, Arzneimittelverwaltungssystem (MAVI) mit Liste, Recherchesysteme zu Diagnosen, Prozeduren, Fallpauschalen, Sonderentgelten, Klinisches Wörterbuch, arbeitsmedizinischer Dienst, Datennetzgestützte Medizintechnik (z. B. Bildgebende Verfahren, Intensivtherapie-Technik, Laborgeräte, ...).
Bei dieser Zusammenstellung ist es unerheblich, ob die einzelnen Bausteine von einem Hersteller oder von verschiedenen Firmen stammen, wichtig ist die integrative Funktion.
Eine Patientenakte in der Psychiatrie muss darüber hinaus ein Dokumentenmanagement aufweisen, das nicht nur einen floriden Datenaustausch (semiautomatisch) zwischen den Dokumenten und Datenflüssen von den Befundmatrizen zulässt, sondern muss über dieses „Anti-Abschreibesystem” auch die Integration einer BADO (oder ähnlicher standardisierter Erfassungsfelder) zulassen. Die Dokumente und die Erfassungssysteme müssen in hierarchisierte Prozesse integriert sein und einem Workflow unterliegen. Darunter sind Qualitätsmanagementsysteme im Sinne von Plausibilitäten und Checklisten ebenso zu postieren wie FlowCharts der Behandlungsabläufe.

Dr. P. Grampp

Sächsisches Krankenhaus Hubertusburg · Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie

04779 Wermsdorf

Email: peter.grampp@skhhu.sms.sachsen.de

    >