Zusammenfassung
Ziel der Arbeit: Angesichts der wachsenden Bereitschaft von Patienten, zahnärztliche Versorgungen
vor allem in Ländern außerhalb der Europäischen Union vornehmen zu lassen, sollte
untersucht werden, ob für solche Patienten ein ökonomischer Vorteil erkennbar wird
und wie weit dabei eine den deutschen Richtlinien entsprechende, klinisch mängelfreie
Versorgung angefertigt wurde.
Methoden: Auf der Basis von Gutachten, welche der Medizinische Dienst der Krankenversicherung
Rheinland-Pfalz für Patienten nach zahnärztlicher Behandlung im Ausland erstellt hat,
wurde ein für die primär zu erbringende Versorgung richtlinienkonformer Behandlungsplan
erstellt und entlang diesem die Selbstbehalte aus Patientenperspektive bei Leistungserbringung
in Deutschland geschätzt. Ebenso wurden das klinische Ergebnis der stattgefundenen
Versorgung hinsichtlich gutachterlich festgestellter Mängel bewertet, ein Behandlungsplan
für deren Korrektur erstellt und entlang diesem die aus Patientensicht anfallenden
Kosten geschätzt. Daraus wurde eine deskriptive Kostenbilanz aus Patientenperspektive
erstellt, in einem sekundären Analyseschritt eine Bilanz aus Sicht der Krankenkassen.
Ergebnisse: Es konnten 60 Gutachten des Zeitraums Januar 2001 bis Oktober 2002 in die Kostenanalyse
einbezogen werden. Bei 29 der 60 begutachteten Personen wurden interventionsbedürftige
Mängel in der Umsetzung der primär indizierten Versorgung festgestellt, darunter war
bei 23 Eingriffen bereits das primäre Behandlungskonzept nicht als richtlinienkonform
zu bezeichnen. Aus Sicht der 60 Patienten ergaben sich mediane Kosten von 942 € bei
Versorgung im Ausland gegenüber einem hypothetischen Selbstbehalt von 750 € bei mängelfreier
Versorgung in Deutschland. Für die 29 Eingriffe mit interventionsbedürftigen Mängeln
im Ausland wurden ferner aus Sicht der Patienten mediane Selbstbehalte von 1383 €
geschätzt. Aus Sicht der Krankenkassen bedeutet die Versorgung im Ausland bei diesen
Patienten eine primäre Ersparnis von im Median 761 € pro Patient aufgrund nicht zu
erbringender Zuschüsse, jedoch eine Belastung von im Median 1220 € pro Eingriff für
Zuschüsse im Rahmen notwendiger Mängelkorrekturen.
Schlussfolgerung: Vor allem aus Sicht des Patienten ist die Inanspruchnahme zahnärztlicher Leistungen
im Ausland sowohl aus klinischer als auch ökonomischer Sicht zu hinterfragen.
Abstract
Purpose: During the past decade German patients developed an increasing tendency to dental
health tourism in countries outside the European Union. The present investigation
aimed at evaluating both clinical and economic outcome of dental care in these countries
with regard to German directive standards.
Methods: Based on physical examinations performed by the Medizinische Dienst der Krankenversicherung
Rheinland-Pfalz in the context of reimbursement or regress requests after dental care
in countries outside the European Union, an individual treatment concept was designed
and its direct costs from the patient’s perspective were estimated according to German
standards. Furthermore, the clinical outcome was evaluated and treatment concepts
for the correction of clinically relevant findings were simulated; the corresponding
costs were estimated. A descriptive cost-cost analysis has been performed from the
patient’s perspective and a secondary one from the health service’s perspective.
Results: A total of 60 examinations (january 2001 to october 2002) were analysed. 29 of these
60 patients showed clinically relevant findings affording post treatment correction,
among which 23 treatment concepts significantly disagreed with German directive standards.
From the 60 patients’ perspective median costs of 942 € for treatment outside the
EU versus hypothetical costs of 750 € for treatment in Germany were observed. In addition,
the 29 patients with clinically relevant findings affording corrective treatment implied
median costs of 1,383 €. From the health service perspective, median costs of 761
€ could be avoided due to treatments outside the EU, whereas median costs of 1,220
€ were simulated due to necessary corrective treatments.
Conclusion: From the patients’ perspective dental care outside the EU has to be reconsidered
both from a clinical and an economic point of view.
Schlüsselwörter
Gesundheitstourismus - Zahnbehandlung - Ergebnisqualität - Kostenbilanz
Key words
Health tourism - dental care - outcome quality - cost-cost analysis