Zusammenfassung
Ziel
Die Transplantation einer zweiten Zehe mit neurovaskulärem Anschluss ist die bevorzugte
Behandlungsmethode bei Verlust aller Finger. Die Ergebnisse dieses Verfahrens sollen
retrospektiv dargestellt und bewertet werden, unter Berücksichtigung möglicher Konsequenzen
für die Indikationsstellung und Primärversorgung.
Methode
Auswertung von 24 Zehentransplantationen bei 18 Patienten hinsichtlich Einheilungsrate,
Früh- und Spätkomplikationen einschließlich Folgeoperationen, Hebedefektmorbidität,
Sensibilität, Funktion und subjektiver Zufriedenheit. Bei der Hälfte der Zehentransplantationen
wurde das Zehengrundgelenk mitverpflanzt, in sechs Fällen wurden zwei Zehen transplantiert.
Ergebnisse
Eine durchschnittliche Nachuntersuchungszeit von 5,8 Jahren war bei 94 % der Patienten
möglich. 92 % der Transplantate heilten ein, Komplikationen traten bei 38 % der Transplantationen
auf, ebenso waren bei 38 % Folgeoperationen notwendig. Eine messbare Zwei-Punkt-Unterscheidungsfähigkeit
ließ sich bei 62 % der Transplantate nachweisen, das größte Bewegungsausmaß bestand
im Grundgelenk mit zirka 50 Grad. Bei Erhalt des ursprünglichen Fingergrundgelenkes
zeigte sich eine bessere Beugefähigkeit als bei Transplantation des Zehengrundgelenkes.
Das Streckdefizit des gesamten rekonstruierten Strahls betrug durchschnittlich 37
Grad, unabhängig vom Erhalt des Grundgelenkes. Bei 25 % der Transplantationen traten
Hebedefektbeschwerden auf, in zwei Fällen (8 %) wurden dadurch deutliche Beeinträchtigungen
verursacht. Kälteintoleranz der Transplantate wurde von 47 % der Patienten berichtet.
Bei der subjektiven Selbstbewertung durch die Patienten zeigte sich eine hohe Zufriedenheit,
83 % würden erneut eine Zehentransplantation durchführen lassen.
Schlussfolgerung
Bei Verlust aller Finger ist durch die Transplantation der zweiten Zehe eine deutliche
Verbesserung der Funktion und der Lebensqualität möglich. Bei der Indikationsstellung
müssen die Komplikationsrate, die mögliche Kälteintoleranz und die Hebedefektmorbidität
berücksichtigt werden. Besondere Bedeutung für die Funktion hat der Erhalt des ursprünglichen
Fingergrundgelenkes.
Abstract
Purpose
To assess the utility of second toe-to-finger transplantation with neurovascular reconstruction
in patients with loss of all four digits.
Method
Analysis of 24 toe-to-finger transplantations in 18 patients regarding over-all survival,
complications and secondary procedures, sensibility, function, foot symptoms, and
patient satisfaction. The original metacarpophalangeal joint was preserved in 50 %
of the transplantations. In six patients, a second transplantation was performed.
Results
A mean follow-up of 5.8 years was available in 94 % of the patients. 92 % of the transplanted
toes survived, in 38 % of the cases complications occurred followed by a secondary
procedure. Two-point-sensibility was present in 62 % of the transplantations, the
largest range of motion of ca. 50° was obtained in the metacarpophalangeal joint.
An increase in the range of motion could be achieved by preservation of the original
finger joint. The mean extension lag was 37° independent of the preservation of the
metacarpophalangeal joint. Foot symptoms were mild in four patients, in two cases
severe donor-site-problems were observed. Cold intolerance was present in 47 % of
the transferred toes. Overall patient satisfaction was high with 83 % of the patients
confirming their decision to undergo operative treatment.
Conclusion
Second toe-to-finger transplantation is indicated in patients with traumatic loss
of all digits. By this method, a great functional gain could be achieved as well as
a high level of satisfaction. The rate of complications and possible foot symptoms
should be considered. The preservation of the original metacarpophalangeal joint seems
to be of importance for the function of the transplanted toe.
Schlüsselwörter
Verlust aller Finger - Transplantation der zweiten Zehe - Hebedefektmorbidität - Kälteintoleranz
- Erhalt des Fingergrundgelenkes - Primärversorgung
Key words
Traumatic loss of all fingers - second toe to finger transplantation - donor-site
morbidity - cold-intolerance - preservation of the metacarpophalangeal joint - primary
treatment