Das zentrale Konzept für das Verstehen der schweren Neurose im Allgemeinen, der Suchterkrankungen im Besonderen ist das Zusammenwirken von Traumatisierung, mit deren globalen und damit unversöhnbaren Affekten, und innerem Konflikt, den daraus resultierenden globalen Abwehrvorgängen und absoluten Über-Ich-Ansprüchen. Dabei kommt es charakteristischerweise zu Phänomenen der Identitätsspaltung: zur Prominenz gegensätzlicher Selbstanteile, die gegensätzlichen Teilen des Über-Ichs unterstehen und oft aus sehr archaischen Selbstbildern und Identifizierungen bestehen. Diese Spaltungsphänomene beruhen auf komplexen Abwehrvorgängen, namentlich denen der Verleugnung, der Unterdrückung unliebsamer Affekte, der Externalisierung und Wendung vom Passiven ins Aktive.
Mit der besonderen Strenge und Polarisierung des Über-Ichs gehen übersteigerte Affekte einher. Ein anderes Resultat derart intensiver Über-Ich-Konflikte, neben der Spaltung der Identität, ist der markante Masochismus in all seinen Formen: am Wesentlichsten und zentral als innerer oder moralischer, aber auch als äußerer und als pervers-sexueller sowie als Masochismus verhüllt durch eine narzisstisch-sadistische Fassade. Ein illustrativer Fall einer erfolgreichen analytischen Behandlung wird unter dem Motto „Quäle mich, aber verlass mich nicht” dargestellt.
Über-Ich-Spaltung, - intrasystemische Konflikte, - Masochismus, - Sucht, - Affektregulation, - Traumatisierung in Sucht