Gesundheitswesen 2003; 65: 43-48
DOI: 10.1055/s-2003-38120
Originalarbeit
© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Sexualität und geistige Behinderung

Liebe, Lust und Partnerschaft - auch für uns?!Sexuality and Mental RetardationLove, Pleasure and Partnership. Also for Us?K. Bever1
  • 1c/o Mobiles Aufklärungs-Team zu Sexualität und AIDS, Rostock
Further Information

Publication History

Publication Date:
21 March 2003 (online)

Zusammenfassung

Wie aus dem etwas provokatorisch gehaltenen Titel hervorgeht, ist das „... Recht auf die freie Entfaltung der Persönlichkeit ...” (Artikel 2 des Grundgesetzes) im Leben eines geistig behinderten Menschen noch nicht selbstverständlich. Denn eine freie Persönlichkeits-entfaltung bedeutet auch, Sexualität erlernen und erfahren zu können. Sie ist ein nicht wegzudenkender oder gar „wegzumachender” Bestandteil der Persönlichkeit, sondern ein Grundbedürfnis eines jeden Menschen mit vielfältigen Ausdrucksformen.

Geistig behinderte Menschen haben oft größere Schwierigkeiten eigene würde- und lustvolle Erfahrungen im Bereich Sexualität und Beziehungen zu machen. Gründe dafür können in der psychisch-intellektuellen Retardierung, in ihren oft eingeschränkten Entfaltungsmöglichkeiten, in den verzerrten Wahrnehmungen der Mitmenschen und den daraus resultierenden Diskriminierungen liegen. Um diese „Barrieren” für geistig behinderte Menschen möglichst gering zu halten bzw. zu überwinden, ist eine einfühlsame und parteiliche Sexualpädagogik auf Grundlage fundierter Einsichten und Erkenntnisse notwendig.

Mit dieser Intention wurde in Mecklenburg Vorpommern eine explorative Feldstudie an Einrichtungen der Behindertenhilfe durchgeführt. Ihre Ergebnisse dienten als Grundlage für die Entwicklung sexualpädagogischer Methoden und Handlungsansätze. Diese beziehen sich auf Fortbildungsveranstaltungen für die betreuenden MitarbeiterInnen und Eltern, auf Seminare für Frauen und Männer mit einer geistigen Behinderung und auf sexualpädagogische Unterstützungsangebote für die Einrichtungen.

Literatur

  • 1 Nirje B. Das Normalisierungsprinzip - 25 Jahre danach.  Viertel-Jahres-Zeitschrift für Heilpädagogik und ihre Nachbargebiete (VHN). 1994;  1 12-32
  • 2 Thimm W. et al .Ein Leben so normal wie möglich führen ... Zum Normalisierungskonzept in der Bundesrepublik Deutschland und in Dänemark. Marburg; 1985
  • 3 Hartmann-Kreis S. Qualitätsentwicklung in der Betreuung Erwachsener mit geistiger Behinderung. Materialien zur Einführung. Luzern; 1996
  • 4 Hahn M. Pädagogische Grundsätze - Überlegungen zur Sexualpädagogik bei Menschen mit Geistigbehinderung. Walter J Sexualität und geistige Behinderung Heidelberg 1996
  • 5 Kenteler H. Taschenbuch Sexualität. Düsseldorf; 1982
  • 6 Sporken P. Geistig Behinderte, Erotik und Sexualität. Düsseldorf; 1974
  • 7 Bundesvereinigung Lebenshilfe (Hrsg) .Sexualpädagogische Materialien für die Arbeit mit geistig behinderten Menschen. Beltz; 1995

Kathrin Bever

c/o Mobiles Aufklärungs-Team zu Sexualität und AIDS

Wokrenter Straße 3

18055 Rostock

Email: mat-rostock@t-online.de

    >