Fortschr Neurol Psychiatr 2003; 71(3): 135-140
DOI: 10.1055/s-2003-37753
Originalarbeit
© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Kontaktverhalten und Lebensereignisse: Untersuchung zur Vorphase des Drogentodes

Life Events and Contact Behaviour in Drug-Related DeathE.  Davids1 , C.  Rösinger1 , U.  Reinhold1 , M.  Gastpar1
  • 1Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie der Universität Essen, Rheinische Kliniken Essen (Direktor: Prof. Dr. med. M. Gastpar)
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Publication Date:
07 March 2003 (online)

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Zusammenfassung

Die Untersuchung hatte zum Ziel, Einflussfaktoren auf den Drogentod zu analysieren. Von besonderem Interesse waren dabei Kontaktverhalten und Lebensereignisse in der Vorphase des Drogentodes. Für das Kontaktverhalten der Essener Drogentoten über einen 5-Jahres-Zeitraum war festzustellen, dass 53,4 % der 189 dokumentierten Drogentoten zu Lebzeiten Kontakt zum Hilfesystem hatten. In den letzten drei Lebensmonaten kam es aber nur noch in einem Sechstel der Fälle zum Kontakt zum Hilfesystem. Dies galt auch für die Subgruppe der psychiatrisch komorbiden Drogentoten (26 von 189). Nur die Hälfte dieser Gruppe der Drogentoten suchte in den letzten drei Lebensmonaten Kontakt zu den Hilfestellen. Als Ausnahme in Bezug auf das Kontaktverhalten muss der richterlich verordnete Kontakt zur Bewährungshilfe gelten. Hier hatten 75 % aller Kontaktierer auch in den letzten drei Lebensmonaten Kontakt zur Bewährungshilfe. Diverse Lebensereignisse (life events), teils in Verbindung mit Abstinenzphasen, dürften ebenfalls als Einflussfaktoren auf den Drogentod eine Rolle spielen. Es kam am Ende der Drogenkarriere nach den hier vorliegenden Daten in den meisten Fällen zu einer Abkehr vom Drogenhilfesystem, wodurch auch die Erfassbarkeit der direkten Einflussfaktoren schwieriger wurde. Die Abkehr vom Hilfesystem ist nicht als Auslöser für das Todesereignis zu werten, jedoch ein wichtiger Begleitumstand desselben.

Abstract

The purpose of the study was to analyse influencing factors on drug-related death. Contact behaviour and life events in the forefield of drug-related death were of special interest. During a period of 5 years 189 drug-related deaths were investigated in the German town Essen (inhabitants about 600,000). 53.4 % of 189 people with drug-related death had contact to specialised institutes for drug addicts during lifetime. However, only about 15 % of this group contacted these institutes over the period of the last three months. Additionally, 26 of the 189 persons had a psychiatric comorbid diagnosis, and this subgroup also demonstrated a restricted contact behaviour. Life events during lifetime and especially during the last 3 months seemed to be of influence upon the circumstances of drug-related death. According to this study, there seems to exist a turning away from professional institutions towards the end of the drug career which makes the documentation of influencing factors on drug-related death more difficult. Turning away from the help system is not the reason for drug-related death, but an important attendant circumstance.

Literatur

Dr. med. E. Davids

Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie der Universität Essen · Rheinische Kliniken Essen

Virchowstraße 174

45147 Essen

Email: eugen.davids@uni-essen.de