Zusammenfassung
Ziel: Es wird die Hypothese geprüft, dass in den neuen Bundesländern eine besonders starke
Zunahme von Parametern des Spielverhaltens an Geldspielautomaten sowie der Behandlungsfälle
in den letzten Jahren aufgetreten ist.
Methodik: Daten der Bevölkerungsumfrage (Bundesstudie) von 2000 sowie der EBIS-Behandlungsstatistiken
von 1998-2000 werden mit früheren Untersuchungen von 1990-1997 verglichen.
Ergebnisse: Der Anteil der Spielerfahrenen in der Bevölkerung nimmt zu, der Anteil der derzeit
aktiven Spieler ab. Bei der Spieldauer bleibt der Anteil der Vielspieler (als Indikator
für höher riskantes Spielverhalten) unverändert. Die Anzahl neuer Behandlungsfälle
pro Jahr nimmt, bei geringer Ausgangszahl von 1,5 Personen pro ambulanter Einrichtung,
um etwa 20 % zu. Alle Werte liegen unter den Werten für die alten Bundesländer.
Schlussfolgerung: Zumindest bis 2000 ist die erwartete überproportionale Steigerung des Spielverhaltens
und der Behandlungsfälle nicht eingetreten.
Abstract
Target: To test the hypothesis that parameters of slot machine gambling behaviour and related
treatment cases have been increasing heavily in the new Länder of Germany (after
reunification).
Method: Data from the National Population Survey 2000 and from the EBIS Treatment Monitoring
System (1998-2000) were compared with figures from previous analyses for 1990-1997.
Results: The percentage of people with gambling experience increased, but the proportion
of currently active gamblers decreased. The proportion of frequent gamblers (as an
indicator of high-risk behaviour) did not change. The annual average number of new
outpatient treatment cases per treatment facility increased, from a low baseline
of 1.5 cases, by about 20 %. All figures are still below those for former Western
Germany.
Conclusion: At least until 2000 A.D., the expected extreme increase in gambling behaviour and
related treatment demand did not occur.
Schlüsselwörter
Geldspielautomaten - Spielen - Epidemiologie - Behandlungsnachfrage - Neue Bundesländer
Key words
Slot machines - gambling - epidemiology - treatment utilization - east germany
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4-11
1 Die für die Publikation ausgewerteten Untersuchungen wurden vom Bundesministerium
für Gesundheit (BMG) finanziell gefördert; das auf diesen und anderen Daten aufbauende
„Monitoring-System Pathologisches Spielverhalten” durch den Verband der Automatenindustrie
(VDAI).
2 Aufgestellt vor allem in Spielhallen und Gaststätten; nicht zu verwechseln mit Geldspielautomaten
in Spielcasinos, die sehr viel höhere Einsatz-, Gewinn- und Verlustmöglichkeiten bieten.
2
3 Stand 31.12.97, Quelle: Statistisches Jahrbuch [8]. Die in der Publikation von Bühringer
& Türk [4] berechneten Werte beziehen sich auf 9,74 Mio. Einwohner zum Stichtag 31.12.1996
aus früheren Publikationen des Statistischen Jahrbuchs [9, 10]. Der Unterschied liegt
darin, dass das Statistische Bundesamt die Bevölkerung von Ostberlin früher nicht
den neuen Bundesländern zugerechnet hat. Zur besseren Vergleichbarkeit wurden alle
im Folgenden zitierten Hochrechnungen aus [4] auf der Grundlage der neuen Bevölkerungszahl
korrigiert (Steigerung der Werte jeweils etwa 10%).
4 „Gewerbliches Spiel” ist ein nicht sehr präziser Begriff aus der Gewerbeordnung (GewO)
und der Spielverordnung (SpielV); er definiert Spiele, bei denen der Unterhaltungscharakter
im Vordergrund steht und keine „... Gefahr besteht, dass der Spieler unangemessen
hohe Verluste in kurzer Zeit erleidet” (§ 33e GewO).
5 Ab 2002 wurde die Spieldauer von 15 auf 12 Sekunden verkürzt.
Dr. Gerhard Bühringer
IFT Institut für Therapieforschung
Parzivalstraße 25
80804 München
eMail: buehringer@ift.de