Zusammenfassung
Fragestellung: Für eine fundierte Beratung Schwangerer z. B. hinsichtlich der Auswahl des Entbindungsortes wäre ein einfaches, verlässliches antepartales Risikoabschätzungssystem wünschenswert.
Patientinnenkollektiv/ Methodik: Von den 203 111 Datensätzen der Berliner Klinik-Perinataldaten 1993 - 1999 verblieben nach Ausschluss aller „klinikpflichtigen” Risikofälle 176 734 Geburten, für die alle bereits präpartal erkennbaren Risiken (Kataloge A, B und teilweise C der deutschen Mutterschaftsrichtlinien) retrospektiv auf ihre tatsächliche Bedeutung für die Vorhersage einer Spontangeburt mittels logistischer Regressionsanalyse bewertet und gewichtet wurden. Auf der Basis der Logarithmen der Odds Ratio für die einzelnen Risikofaktoren wurde ein Punktesystem entwickelt.
Ergebnisse: Beim Zusammentreffen mehrerer dokumentierter Risiken findet sich häufiger eine operative Entbindung als beim Auftreten nur eines Risikofaktors. Es besteht ein deutlich höheres Risiko bei Erst- gegenüber Mehrgebärenden für eine operative Entbindung. Für Mehrgebärende konnten 27, für Erstgebärende 26 statistisch signifikante (p < 0.01) Risikofaktoren identifiziert werden. Für die Gruppe der Erstgebärenden war der cut off-Wert nach Umrechnung der Odds-Ratio-Werte in das Punktesystem des Scores > 1 Punkt (bei einer Spezifität von 0,5 und einer Sensitivität von 0,5), bei den Mehrgebärenden > 3 Punkte (Sensitivität 0,7, Spezifität 0,7).
Schlussfolgerungen: Da für Erstgebärende die bei Anwendung des dargestellten Scores resultierende Vorhersage des Geburtsmodus (Spontan- vs. operative Geburt) zu 46 %, bei Mehrgebärenden zu 33 % falsch ist, kann die Vorhersagekraft des Risikoscores damit nur als relativ schwach eingestuft werden. Das auf den Risikokatalogen A, B und C des Mutterpasses basierende Risikobewertungssystem ist damit z. B. als Entscheidungshilfe für oder gegen einen außerklinischen Entbindungsort, an dem keine geburtshilflichen Operationen möglich sind, nicht geeignet.
Abstract
Question: For a sound consultation of pregnant women e. g. regarding the choice of delivery place, a simple, reliable prepartal risk estimation system would be desirable.
Methods: After exclusion of all „hospital required” risk cases, out of 203,111 records from the Berlin Clinical Perinatal Data 1993 - 1999 176,734 births remained, for which all risks already discernible before delivery (catalogues of the German Maternity Guidelines) were retrospectively valued and weighted by means of a logistic regression analysis on their real importance for the prediction of a spontaneous birth. On the basis of logarithms of the odds ratio for the individual risk factors a point system was developed.
Results: There is a clearly higher risk for a surgical delivery in primiparae compared with multiparae. For multiparae 27, for primiparae 26 statistically significant (p < 0.01) risk factors could be identified. After conversion of the odds ratio-values into the point system of the score, for the group of primiparae the cut off value was > 1 point (with a specificity of 0.5 and a sensitivity of 0.5), in the multiparae > 3 points (sensitivity 0.7, specificity 0.7).
Conclusions: As for primiparae the resulting prognosis of birth mode (spontaneous vs. surgical birth) using the described score is false at 46 %, in multiparae at 33 %, the prognosis power of the risk score can therefore only be classified as relatively poor. The risk assessment system is therefore not suitable e. g. as aid to decision-making for or against an extra-clinical delivery place where no obstetrical operations are possible.
Schlüsselwörter
Perinataldaten - Risikoscore - Spontangeburt - außerklinische Geburtshilfe
Key words
Perinatal data - risk score - spontaneous birth - extra-clinical delivery