Gesundheitswesen 2002; 64(11): 602-607
DOI: 10.1055/s-2002-35540
Originalarbeit
© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Serumselenkonzentrationen bei Schulkindern in Baden-Württemberg und ihre gesundheitliche Bewertung

Serum Selenium Levels in School Children: Results and Health AssessmentI. Piechotowski1 , U. Weidner1 , I. Zöllner1 , T. Gabrio1 , B. Link1 , M. Schwenk1
  • 1Landesgesundheitsamt Baden-Württemberg
Further Information

Publication History

Publication Date:
20 November 2002 (online)

Preview

Zusammenfassung

Hintergrund: In Deutschland, das niedrige geogene Selengehalte aufweist, liegen nur wenige Daten zum Selenstatus von Kindern vor. Ziel der Untersuchung war die Ermittlung der Selenkonzentration im Serum von Kindern in einem bevölkerungsbezogenen Kollektiv sowie die Untersuchung von räumlichen und zeitlichen Unterschieden.

Methode: In drei wiederholten Querschnittsuntersuchungen wurde der Selengehalt im Serum von 1918 Kindern aus vier Untersuchungsorten (mittleres Alter 10,3 Jahre) bestimmt. Mögliche Einflussfaktoren wurden über einen Elternfragebogen bzw. einen Arztfragebogen erfasst. Die Selenbestimmung erfolgte nach Mikrowellenaufschluss mittels Hydrid-Atomabsorptionsspektrometrie.

Ergebnisse: Für die einzelnen Teilkollektive wurden mittlere Selenkonzentrationen zwischen 54,5 ± 10,5 µg/l und 71,9 ± 15,1 µg/l ermittelt. Das Minimum betrug 14 µg/l, das Maximum 216 µg/l. Türkische Kinder wiesen niedrigere Selenkonzentrationen auf als deutsche Kinder bzw. Kinder anderer Nationalität. Unter Kontrolle für Geschlecht und Untersuchungsjahr ergaben sich für deutsche Kinder aus Stuttgart signifikant niedrigere Selenkonzentrationen als für Kinder aus Aulendorf/Bad Waldsee. In demselben Regressionsmodell ist über den Zeitraum von 1995/96 bis 1998/99 ein signifikant abnehmender Trend der Selenkonzentration festzustellen. Das Modell erklärt allerdings nur einen sehr kleinen Anteil der Varianz.

Schlussfolgerungen: Die in der Untersuchung ermittelten Selenkonzentrationen liegen in einem ähnlichen Bereich wie in anderen Studien bei Kindern aus Deutschland. Die Selenkonzentrationen weisen einen deutlichen Abstand zum toxikologisch relevanten Bereich auf, der bei etwa 600 µg/l beginnt. Das 5. Perzentil lag in fast allen Teilkollektiven unterhalb der Schwellenkonzentration für die untere tolerable Selenkonzentration von 45 µg/l. Bei Kindern aus Süddeutschland ist demnach eher eine Unterversorgung mit Selen zu beschreiben als eine gesundheitlich relevante Belastung. Eine Selensubstitution sollte dennoch sehr sorgfältig erwogen werden. Einer ausgewogenen Ernährung kommt auch zur Sicherstellung einer optimalen Selenversorgung ein hoher Stellenwert zu.

Abstract

Background: In Germany, where geogenic selenium concentrations are low, only few data on selenium status in children are available. Aim of the study was to investigate serum selenium concentrations of children in a population-based sample and to additionally investigate spatial and temporal differences.

Method: In three consecutive cross sectional studies the selenium concentration in serum was determined in 1,918 children (mean age 10.3 years) from four study areas. Potential factors of influence were assessed by questionnaires filled in by parents and physicians, respectively. Selenium determination was done by hydride atomic absorption spectrometry after microwave digestion.

Results: Mean selenium concentrations for the subcollectives ranged from 54.5 ± 10.5 µg/l to 71.9 ± 15.1 µg/l. The minimum observed was 14 µg/l, the maximum 216 µg/l. Turkish children had lower selenium concentrations than German children and children of other nationality, respectively. Controlling for sex and year of investigation German children from Stuttgart had significantly lower selenium concentrations than children from Aulendorf/Bad Waldsee. In the same regression model for the period from 1995/96 to 1998/99 a decreasing trend was found to be significant. However, the regression model only explains a very small part of variance.

Conclusions: The selenium concentrations determined in this study are in the range also found in other studies in children from Germany. They are far below the toxicologically relevant range, which starts at about 600 µg/l. The 5th percentile in nearly all subcollectives was below the threshold limit of the lower tolerable selenium concentration of 45 µg/l. For children from south Germany deficiency of selenium is therefore more to be suspected than a burden relevant to health. Selenium supplementation should however be considered thoroughly. Balanced nutrition is also a main factor for an optimum selenial supply.

Literatur

Dr. Isolde Piechotowski, MPH

Landesgesundheitsamt Baden-Württemberg

Wiederholdstraße 15

70174 Stuttgart

Email: piechotowski@lga.bwl.de