Suchttherapie 2002; 3(S2): 104-106
DOI: 10.1055/s-2002-35517
Originalarbeit
© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Entwicklung von Standards in der Substitutionsbehandlung Heroinabhängiger

The Development of Guidelines in Methadone Maintenance Treatment of Heroin AddictsMichael Krausz1 , Dieter Naber1 , Jörg Gölz2
  • 1Zentrum für Interdisziplinäre Suchtforschung der Universität Hamburg, Praxiszentrum Kaiserdamm Berlin
  • 2Praxiszentrum Kaiserdamm Berlin
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Publication History

Publication Date:
19 November 2002 (online)

Vorbemerkung

Die Beschäftigung mit der Substitutionstherapie Heroinabhängiger, ihre Qualifizierung und Ermöglichung auch gegen politische Widerstände war für die Deutsche Gesellschaft für Drogen und Sucht (DGDS) und ist für die daraus u. a. hervorgegangene Deutsche Gesellschaft für Suchtmedizin ein zentrales Anliegen. Viele Pioniere der Substitutionsbehandlung, wie Rainer Ullmann, Jörg Gölz und Inge Hoenekopp haben zusammen mit vielen anderen die Breschen geschlagen, die auch in unserem Land über viele Jahre Auseinandersetzung die bessere Verfügbarkeit und Qualität heute durchsetzen helfen. Es hat sich seit den ersten Bemühungen in den 80er-Jahren viel verändert. Mit der Einigung Ende diesen Jahres ist die gleichzeitige Multimorbidität nicht mehr Voraussetzung für die Substitution, es reicht die Opiatabhängigkeit als Indikation. In der kommenden Phase geht es um die Qualifizierung und Integration der Substitution in umfassendere Behandlungskonzepte der Sucht und ihrer Begleiterkrankungen.

Vorgeschichte

Ungefähr 10 Jahre nach den USA hat auch in Deutschland eine intensivere Diskussion um die Standards in der Suchtbehandlung begonnen, wobei die Substitutionsbehandlung insgesamt der entwickeltste und kontroverseste Bereich dieser Debatte gewesen ist, gerade aufgrund seiner hohen gesundheitspolitischen Brisanz. Gründe für die erhöhte Aufmerksamkeit in der Diskussion um die Standards sind vielfältig, vorrangig aber sicher auch die veränderte rechtliche Rahmensituation mit dem Sozialgesetzbuch fünf (SGB V), das fachliche Standards als wesentliche Grundlage auch für die Entscheidungen über die Kostenübernahme und andere damit zusammenhängende haftungsrechtliche Entscheidung ansieht.

Die verschiedenen Fachgesellschaften in Deutschland, insbesondere die Deutsche Gesellschaft für Suchtforschung und Suchttherapie und die Deutsche Gesellschaft für Suchtmedizin, haben mit Beginn des Jahres 2000 verschiedene Vorschläge zur Diskussion gestellt, die seitdem in verschiedenen Zusammenhängen weiter entwickelt und diskutiert werden (www.DGSuchtmedizin.de).

Gründe für Standards

Was für fachliche und patientenzentrierte Gründe gibt es, sich über Standards in der Behandlung, gerade in der Substitution, Gedanken zu machen?

  1. Es gibt eine intensive Entwicklung im Bereich der Substitutionsforschung, deren Erfahrungen in der Praxis verankert werden müssen. Die Diskussion und Entwicklung von Standards ist ein wichtiges Mittel, um einen Theorie/Praxis-Transfer gerade angesichts sich erweiternder Behandlungsmöglichkeiten sicherzustellen.

  2. Bezüglich der Indikationsstellung und der verschiedenen Interventionsstrategien gibt es viele unterschiedliche Auffassungen, die teilweise nicht modernen therapeutischen Ansätzen entsprechen. In diesem Zusammenhang ist es wichtig, Minimalbedingungen an das Setting, die verwendeten Interventionen und auch die Kontraindikation festzulegen.

  3. Schon jetzt versuchen sich Kostenträger aus notwendigen Interventionen herauszuhalten. Die Diskussion und Festlegung von Standards in der Suchtmedizin sichert die Finanzierung und ist eine wichtige Grundlage auch in der Auseinandersetzung mit den Kostenträgern.

  4. Die Standards sollten auch die Grundlage und der Rahmen für gemeinsame Weiterbildungsveranstaltungen z. B. im Rahmen der Allgemeinmedizin sein, die bis heute maßgeblich in verschiedenen Bereichen der ambulanten suchtmedizinischen Versorgung tätig ist.

Prof. Dr. Michael Krausz

Zentrum für Interdisziplinäre Suchtforschung (ZIS) der Universität Hamburg, c/o Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf

20246 Hamburg, Martinistr. 52

Email: krausz@uke.uni-hamburg.de

URL: http://www.zis-hamburg.de