PPH 2002; 8(5): 262-265
DOI: 10.1055/s-2002-35191
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Gefangen in Routinen

Ein psychoanalytischer Blick auf die Veränderungsbereitschaft und Funktionsfähigkeit von Organisationen am Beispiel psychiatrischer KrankenhäuserR.  Paul1
  • 1Rainer Paul ist Dipl. Psychologe und Psychoanalytiker (DVP). Er ist Mitarbeiter der Ärztlichen Direktion der Walter-Picard-Klinik am ZSP Riedstadt und betreibt eine psychoanalytische Praxis in Wiesbaden. Er ist Dozent und Vorstandsmitglied des Mainzer Psychoanalytischen Instituts. Arbeitsschwerpunkte sind psychoanalytische Psychotherapie psychotischer Patienten und Organisationsberatung auf psychoanalytischer Grundlage.
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Publication Date:
30 October 2002 (online)

Ähnlich wie im individuellen Leben gehen Veränderungen auch in Organisationen mit Angst einher. Wird diese Angst übermächtig, muss sie abgewehrt werden, was wiederum die Möglichkeit zur Veränderung erschwert. Daher ist es notwendig, die Angst und ihre Abwehr einzukalkulieren, will man Veränderungspotenziale sinnvoll nutzen.

Literatur

  • 1 Bion W R. Eine Theorie des Denkens. In: Klein M (Bott-Spillius [Hrsg]) Heute, Bd. 1 (Orig. 1962). München, Wien; Verlag Internationale Psychoanalyse 1995: 225-235
  • 2 Bion W R. Erfahrungen in Gruppen und andere Schriften. Original 1959. Frankfurt/M.; Fischer 1970
  • 3 Fengler C, Fengler T. Alltag in der Anstalt: Wenn Sozialpsychiatrie praktisch wird. Bonn; Psychiatrie-Verlag 1994
  • 4 Jaques E. Social systems as a defence against persecutory and depressive anxiety. In: Klein M, Heimann P, Money-Kyrle R (Eds) New Directions in Psychoanalysis. London; Tavistock Publications 1955: 478-498
  • 5 Klein M. Der Ödipuskomplex im Lichte früher Ängste. In: Klein M Gesammelte Schriften Bd. 1.2 (Orig. 1945). Stuttgart; Frommann-Holzboog 1996: 361-432
  • 6 Klein M. Bemerkungen über einige schizoide Mechanismen. In: Klein M Gesammelte Schriften, Bd. 3 (Orig. 1945). Stuttgart; Frommann-Holzboog 2000: 1-42
  • 7 Kernberg O F. Innere Welt und äußere Realität (Orig. 1980). München, Wien; Verlag Internationale Psychoanalyse 1988
  • 8 Menzies I. The functioning of social systems as a defense against anxiety: A report on a study of the nursing service of a general hospital. In: Menzies-Lyth I. Containing anxieties in Institutions (Orig. 1959). London; Free Associations 1988: 43-85
  • 9 Menzies-Lyth I. Eine psychoanalytische Betrachtung sozialer Institutionen. In: Klein M (Bott-Spillius [Hrsg]) Heute, Bd. 2 (Orig. 1988). München, Wien; Verlag Internationale Psychoanalyse 1995: 379-400

1 Projektion bezeichnet den Vorgang, bei dem ein eigener psychischer Inhalt, ein Motiv, ein Gefühl, eine Absicht oder Erwartung beim anderen gesehen wird. In diesem Zusammenhang heißt es, dass die Patienten unerträgliche Ängste an die Mitarbeiter „loswerden” wollen. Um korrekt zu sein, geht es dabei um den Mechanismus der projektiven Identifizierung, ein offener, unabgeschlossener Prozess (im Gegensatz zur Projektion), mit dem Ziel, das Projizierte in „verdauter”, erträglicherer Form wieder zurückzuerhalten.

2 Bion, 1962, 1990, S. 232: Eine Theorie des Denkens

3 Diese Feststellung soll nicht außer acht lassen, dass die Tagesstruktur eines Patienten während akuter psychotischer Episoden oft verloren gegangen ist. Es kann jedoch nicht Ziel der pflegerischen Intervention sein, statt eines natürlichen Tagesablaufs eine Wartesituation zu schaffen, auch wenn diese zeitlich strukturiert ist.

4 Unter Habitualisierung verstehe ich die Übernahme einmal gefundener Lösungen im Alltagshandeln im Sinne einer Gewohnheit oder Haltung.

5 Fengler u. Fengler (1994) beschreiben ähnliche Abläufe und bezeichnen sie als methodischen Entzug von Glaubwürdigkeit, S. 102ff

R. Paul

Kapellenstraße 78, Gartenhaus

65193 Wiesbaden

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