Zusammenfassung
Die Verbreitung von Hepatitis B und C hat sich zu einer ernsten
Bedrohung für die Gesundheit von Drogenkonsument(inn)en in ganz Europa
entwickelt. Was sind die Gründe für diese schnelle Verbreitung
besonders von Hepatitis C in der Gruppe der intravenös applizierenden
Drogenkonsument(inn)en? Obwohl ähnliche Transmissionswege (Blut-zu-Blut)
vorliegen, wird die HIV-Prophylaxe als erfolgreich wahrgenommen. Es scheint
Transmissionsrisiken neben der bloßen Vermeidung des Gebrauchs
kontaminierter Spritzen und Kanülen zu geben. Dieser Beitrag lenkt die
Aufmerksamkeit auf die gesamten Lebensumstände der
Drogengebraucher(innen), die einen Mangel an allgemeiner Hygiene aufweisen und
wo Blutreste sowohl im Haushalt als auch in der verbreiteten Praxis geteilter
Konsumutensilien zu finden sind. Vorschläge werden vorgestellt, wie die
Strategien der Infektionsprophylaxe auf diese Anforderungen abgestimmt werden
können.
Abstract
The spread of hepatitis B and C has developed to a major threat for
the health of drug users throughout Europe. What are the reasons for this rapid
spread of especially hepatitis C among the population of intravenous drug
users? Although there are similar routes of transmission (blood-to-blood), HIV
prophylaxis is perceived as being basically effective. There seem to be
transmission risks beyond the simple avoidance of the use of contaminated
needles and syringes. This contribution draws the attention on the whole life
circumstances of drug users, where general hygiene is lacking and blood rests
can be found in the household as well as in the common practice of shared
consumption equipment. Suggestions are presented of how to adjust the
strategies of the prophylaxis of infectious diseases to these demands.
Schlüsselwörter
Hepatitis - Prophylaxe - Drogenkonsument(inn)en
Key
words
Hepatitis - Prophylaxis - Drug Users
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1 + 2
- 21 www.hepfinder.de.
- 22 www.health.gov.au.
- 23 www.fixpunkt.org.
1 Typisch und stellvertretend für viele der Slogan der
Deutschen AIDS-Hilfe Anfang der 90er: „Für jeden Druck ‘ne
neue Pumpe.” Diese Vorsichtsvorkehrung ist nicht umfassend genug, wenn
weiterhin die Filter, das Wasser, die Löffel (Dose) geteilt werden oder
ein Drogenteilen stattfindet.
1
2 Gleichzeitig wird von vielen Praktiker(inne)n die Forderung der
Hepatologen nach völliger Drogenfreiheit vor Beginn der
Hepatitis-C-Behandlung kritisiert (Ärzte-Zeitung 30.1.2001).
3 Wie sehr die Spritzenvergabe ideologisiert wird, zeigt die
jüngste Maßnahme des neu gewählten Hamburger
Mitte-Rechts-Senats, der die erfolgreiche Spritzenvergabe durch politischen
Beschluss nach über 5-jähriger Laufzeit in den
Justizvollzugsanstalten des Landes beendet hat.
PD Dr. Heino Stöver
Universität Bremen, FB 06 ARCBremen , BISDRO
Postfach 33 04 40
28334 OC>