Anästhesiol Intensivmed Notfallmed Schmerzther 2002; 37(4): 205-208
DOI: 10.1055/s-2002-25076
Originalie
© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Ein kurzer mentaler Test zur Erfassung
eines postoperativen Delirs

The Abbreviated Mental Test in a German Version for Detection of Postoperative DeliriumU.  Linstedt1 , A.  Berkau2 , O.  Meyer1 , P.  Kropp3 , M.  Zenz1
  • 1Klinik für Anästhesiologie, Intensiv- und Schmerztherapie, BG Kliniken Bergmannsheil,
    Ruhr-Universität Bochum
  • 2Klinik für Anästhesiologie und Intensivmedizin, Christian-Albrechts-Universität zu Kiel
  • 3Institut für Medizinische Psychologie, Christian-Albrechts-Universität zu Kiel
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Publication Date:
12 April 2002 (online)

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Zusammenfassung

Einleitung: Ein postoperatives Delir ist bei älteren operativen Patienten eine häufigere Komplikation als allgemein angenommen. Solche Zustände entgehen aber meist einer rechtzeitigen Diagnose, auch die Differentialdiagnose ist schwierig. Ein in Großbritannien als Screening gebräuchlicher Kurzer Mentaler Test (KMT) wird in einer deutschen Übertragung vorgestellt. Methodik: Es wurden 40 Patienten nach Hüft- oder Kniegelenkersatz repetitiv anhand der Diagnosekriterien der ICD-10 auf das Vorliegen eines Delirs untersucht. Ein zweiter Untersucher führte den KMT durch. Dieser besteht aus 10 Fragen zur Prüfung von Orientierung, Erinnerung und Aufmerksamkeit. Bei jeder richtigen Antwort wird ein Punkt vergeben. Die Reduktion des KMT-Scores um zwei oder mehr Punkte im Vergleich zum präoperativen Wert wurde als Kriterium für ein Delir definiert. Ergebnisse: 39 Patienten konnten ausgewertet werden. Ein Delir wurde bei 4 der Patienten (10 %) diagnostiziert. Alle diese Patienten wiesen einen Abfall des KMT Scores um ≥ 2 Punkte auf. Die weiteren 35 Patienten hatten kein Delir, und es kam hier nur in einem Fall zu einer Verschlechterung des KMT. Schlussfolgerungen: Der KMT ist auch im deutschen Sprachraum geeignet, die Verdachtsdiagnose „Delir” bei Patienten in der postoperativen Phase zu stellen. Die präoperative Anwendung bei Risikopatienten (hohes Alter, orthopädische Eingriffe) wird empfohlen, um eine Bezugsgröße für postoperative Untersuchungen zu erhalten.

Abstracts

Objectives: Delirium is the most common acute organic psychosis postoperatively, and occurs more frequently in the elderly than anticipated. The abbreviated mental test (AMT) is a widely used cognitive test in Great Britain. The present study assessed the AMT in a German version for diagnosis of postoperative delirium. Methods: 40 patients (older than 65 years), scheduled for total knee or hip replacement, were tested repeatedly for delirium according to the ICD-10. These patients were investigated with the AMT simultaneously by a second investigator. Results: Delirium was present in four orthopaedic patients (10 %) and was diagnosed correctly in these patients by the AMT. All but one patient without delirium showed no deterioriation in AMT score. Conclusion: As in Great Britain, the AMT in its German version is useful in diagnosing delirium. We recommend the use of the AMT preoperatively in elderly patients at risk for delirium.

Literatur

Dr. Ulf Linstedt

Klinik für Anästhesiologie, Intensivmedizin und Schmerztherapie
Knappschaftskrankenhaus Bochum Langendreer - Ruhr Universität

In der Schornau 23 - 25

44892 Bochum

Email: linstedt@anaesthesia.de