PiD - Psychotherapie im Dialog 2002; 3(1): 72-75
DOI: 10.1055/s-2002-24997
Forschung aus der Praxis
© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Krankheitskonzepte im Paar- und Familiensystem -
Empirische Analyse und
Konsequenzen für die Praxis

Dieter  Wälte, Friedebert  Kröger
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Publication Date:
11 April 2002 (online)

Abstract

Es kann vermutet werden, dass die Familie bzw. das Paarsystem sich über mögliche Ursachen der psychischen Erkrankung des Indexpatienten austauscht und ein gemeinsames Krankheitskonzept entwickelt. Die vorliegende Untersuchung befasst sich deshalb mit der Frage, ob sich intrafamiliär bzw. auf Paarebene eine Ähnlichkeit der Krankheitsursachenzuschreibungen bei psychosomatisch kranken Patienten und ihren Angehörigen feststellen lässt. Um die Übereinstimmung zwischen den Krankheitsattributionen der Indexpatienten und ihren Partnern bzw. Familienangehörigen zu überprüfen, wurden mit dem AFKA (Aachener Fragebogen zur Krankheitsattribution) die Ursachenzuschreibungen von insgesamt 94 ambulanten Indexpatienten (AFKA_I) und ihren Partnern bzw. Familien (AFKA_F) erhoben. Die Ergebnisse zeigen starke überzufällige Übereinstimmungen in den Attributionsmustern der Patienten und ihren Angehörigen. Krankheitsattributionen entfalten ihre Dynamik also nicht nur im intrapsychischen Prozess der Selbstregulation beim Indexpatienten, sondern stehen über den Weg der interaktionellen Kommunikation in ständigem Austausch im Paar- und Familiensystem, sodass ein Muster von Krankheitsattributionen im Paarsystem oder Familiensystem entstehen kann.

Literatur

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Adressen der Autoren:

Dipl.-Psych. Dr. Dieter Wälte

Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie
Universitätsklinikum der RWTH Aachen

Pauwelsstraße 30

D-52074 Aachen


Prof. Dr. Friedebert Kröger

Fliedner Krankenhaus

Thunesweg 58

D-40885 Ratingen

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