Z Orthop Ihre Grenzgeb 2002; 140(1): 106-107
DOI: 10.1055/s-2002-22100
Leserbrief

© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Die Kräftigung der Lumbalextensoren (MedX) - die Therapie beim chronischen Rückenschmerz - eine Übersicht und Metaanalyse

Leserbrief zum Beitrag von O. Miltner et al. (Z Orthop 2001; 139: 287 - 293)P.  Neef
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Publication Date:
15 March 2002 (online)

Miltner hat mit seiner Forderung in der Metaanalyse zum Thema „Kräftigung der Lumbalextensoren (MedX) - die Therapie beim chronischen Rückenschmerz” in einem Punkt recht:

In der Tat sind weitere Studien nach den Kriterien der evidence-based-medicine erforderlich, insbesondere zum Langzeiterfolg (12 Monate und länger, mit und ohne fortgesetztes gerätegestütztes Training), sowie auch Vergleichsstudien zwischen den verschiedenen gerätegestützten Therapiekonzepten (MedX, FPZ, David). Die GMKT ist zur Mitarbeit bereit.

Der erhobene Zeigefinger Miltner’s gegenüber MedX, dem Pionier des isolierten Rückentrainings, ist allerdings einseitig. Warum?

Was ist mit den EBM-Kritierien der Studien von Nachahmer-Konzepten? Fairerweise hätte Miltner eine Metaanalyse durchführen sollen zur Wirksamkeit der medizinischen Kräftigungstherapie (MKT) generell, unter Einschluss von FPZ-Schnell und David. Schließlich gehen alle Konzepte vom Dekonditionierungssyndrom aus und berichten über den Zusammenhang von Kraftzuwachs und Schmerzreduktion. Und wie steht es um die FBM-Kriterien üblicher Maßnahmen der Physikalischen Therapie und der Schmerztherapie? Wer fragt hier kritisch nach?

Warum hat Miltner nicht schon vor Jahren eine kontrollierte, randomisierte Studie mit MedX durchgeführt? Die Vertreiberfirma hatte dies seiner Abteilung und auch ihm persönlich angeboten. Leider ohne Erfolg. Haben Universitäten nicht auch einen Forschungsauftrag? Kritik allein und das Abwälzen der Forschung auf Niedergelassene bringt uns nicht weiter.

Miltner befindet sich aber in guter Gesellschaft. In den BVO-Mitteilungen 1998 steht: „Für eine eigene Prüfung des Behandlungsverfahrens bzw. die Vergabe einer wissenschaftlichen Prüfung der MedX-Therapie wurde mehrheitlich noch kein Bedarf gesehen.”

Dabei belaufen sich die Behandlungskosten für Rückenleiden ja nur auf 20 Milliarden DM pro Jahr. Immerhin ein satter Umsatz des Medizinbetriebes, von dem es sich gut leben lässt. Von den Folgekosten von 30 Milliarden DM pro Jahr ganz zu schweigen.

Verantwortlich dafür sind, neben dem Rückenleiden selbst, primär diejenigen Ärzte, welche die üblichen und erfolglosen Therapien fortsetzen.

Ärzte, welche die MKT in verschiedenen Konzepten, und eben auch MedX anwenden, wollen eine Kostenreduktion erreichen nach dem Grundsatz: eine wirksame Therapie ist zeitlich und kostenmäßig begrenzt. Unwirksame Therapien münden in endlose Dauerbehandlungen. Qualitätsmängel treiben Kosten. In diesem Bemühen werden wir jedoch von den erhobenen Zeigefingern nicht nur allein gelassen, sondern auch angeprangert. „Nicht wissenschaftlich erwiesen!”. Meint Miltner. Stört der Fortschritt die Kreise?

Dr. med. Peter Neef

Präsident GMKT - International, Ulm

Literatur

  • 1 Niethard F U. Wissenschaftlichkeit und Wirtschaftlichkeit in Orthopädie und Physiotherapie.  Z Orthop. 1997;  135 1-2
  • 2 Porzsolt F, Schmidt K J. Qualitätssicherung - zum Nutzen des Patienten.  Deutsches Ärzteblatt. 1997;  94 372-376
  • 3 Risch V et al. Lumbar strengthening in chronic low back pain patients.  Spine. 1993;  18 232-238
  • 4 Van Tulder M W . et al. . Conservativ treatment of acute and chronic nonspecific low back pain.  Spine. ;  22 2128-2156
  • 5 Van Tulder M W. Exercise therapy for low back pain.  The Cochrane library. 2000;  Issue 3 1-17

Dr. med. P. Neef

Facharzt für Orthopädie, Sportmedizin, Chirotherapie

Ex-Präsident GMKT

Magirusstr. 45

89077 Ulm

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