Zusammenfassung
Ernährungsfaktoren haben einen signifikanten modulierenden Einfluss auf das Brustkrebsrisiko
von Frauen. Epidemiologische Ländervergleichsstudien legen nahe, dass Soja, unraffinierte
Korn- und Samenprodukte sowie Gemüse das Brustkrebsrisiko senken könnten. Asiatische
Frauen, die sich traditionell und bevorzugt phytoöstrogenreich ernähren, haben eine
niedrige Brustkrebsinzidenz und -mortalität. In Migrationsstudien fanden sich niedrige
Brustkrebsrisiken bei weiblichen Erste-Generation-Migrantinnen mit einer Kindheit
in ihrem asiatischen Heimatland, jedoch schon die zweite Generation verlor mit zunehmendem
„westlichen“ Ernährungs- und Lebensstil diesen Schutz.
Fünf von acht Fall-Kontroll-Studien, durchgeführt zwischen 1991 und 1999, zeigten
bei prämenopausalen Frauen eine brustkrebsprotektive Wirkung, zwei bei postmenopausalen
Frauen und drei Studien keinen Effekt.
Kurzzeitige perinatale oder präpubertäre Phytoöstrogenexposition in experimentellen
Rattenmodellen senkte die Brustkrebsrate und die Tumorzahl bei den erwachsenen Tieren
um 50 %. Diese ausgeprägte protektive Wirkung war mit einer duktalen Differenzierung
des mammären Drüsenbaumes verbunden, woraus eine niedrigere Empfindlichkeit des Brustepithels
gegenüber mutagenen Alterationen resultierte, vergleichbar mit dem deutlich brustkrebsprotektiven
Effekt einer frühen ersten Schwangerschaft. Niedrige Brustkrebsraten bei asiatischen
Frauen könnten somit der Tatsache einer präpubertären Exposition gegenüber Phytoöstrogenen,
d. h. einer Soja-Ernährung in der Kindheit, teilweise erklärt werden.
Die vorliegenden Daten legen nahe, dass Phytoöstrogene das Brustkrebsrisiko senken,
direkte Belege dafür fehlen aber, da alle bisherigen Kenntnisse auf dem Verzehr phytoöstrogenhaltiger
Lebensmittel beruhen. Die derzeitige Datenlage ist aus evidenz-basierter Sicht unzureichend,
um eine erhöhte Aufnahme von Phytoöstrogenen zur Brustkrebsprävention zu empfehlen.
Gezielte klinische Interventionsuntersuchungen sind notwendig, um Nutzen und Risiken
einer erhöhten Phytoöstrogenaufnahme bei westlichen Frauen abzuschätzen und vermutete
krebsprotektive Wirkungen nachzuweisen.
Abstract
Nutritional factors modulate the risk of breast cancer in women. Epidemiologic studies
suggest that diets high in soy, unrefined grain and vegetables may lower the risk
of breast cancer. Asian women with a traditional diet high in plant estrogens have
a low incidence of and mortality from breast cancer. Migration studies show a low
risk of breast cancer in first-generation female migrants with an Asian home country;
however, in the second generation with an increasingly Western diet this protection
is lost.
Of eight case-control studies performed between 1991 and 1999, five suggest a protective
effect for premenopausal women, two a protective effect for premenopausal and postmenopausal
women, and three no effect.
Short-term perinatal or prepubertal phytoestrogen exposure in rat models reduced the
incidence of chemically-induced breast cancer and the number of tumors in adulthood
by 50 %. This pronounced protective effect is associated with ductal differentiation
of the mammary gland tree resulting in a lowered susceptibility of the breast epithelium
to mutagenic alterations, comparable to the protective effect of an early first pregnancy.
The low risk of breast cancer in Asian females might thus be due to prepubertal exposure
to phytoestrogens in a soy-rich diet. The data suggest that phytoestrogens may lower
the risk of breast cancer, but there is no direct evidence in humans because current
information is based on the consumption of phytoestrogens in food. The existing data
do not justify a recommendation for increased phytoestrogen intake to prevent breast
cancer. Focused clinical intervention studies are necessary to assess benefits and
risks of phytoestrogen intake in Western women to prove a putative cancer protective
effect.