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DOI: 10.1055/s-2001-19614
Ambulante psychoanalytische Behandlung depressiver Störungen
Publikationsverlauf
Publikationsdatum:
18. Januar 2002 (online)

Abstract
Der Autor hebt die Vielfalt depressiver Störungen hervor in ihrer Ätiologie, Pathogenese, den Verläufen, und der Bedeutung psychodynamischer Zusammenhänge. In einem ersten Hauptteil diskutiert er die klassischen psychodynamischen Erklärungsmodelle: die Über-Ich- und Schuld-Depression, die Abhängigkeits-Depression, die Ich-Depression aus Hilfs- und Hoffnungslosigkeit, die narzisstische Depression und die Fähigkeit zur Depression. Er beschreibt sein Verständnis des depressiven Grundkonflikts. Ausgehend von einem ausführlichen Fallbeispiel, erörtert er dann relevante Fragen der Diagnostik und Indikation aus psychoanalytischer Sicht. Dabei hält er die Einschätzung der Persönlichkeitsstruktur und der individuellen Konfliktkonstellation jedes einzelnen Patienten für entscheidend und gibt praxisnahe Hinweise dazu. Es folgt eine Zusammenfassung der Differenzialindikation zu Psychoanalyse, Psychoanalytischer Psychotherapie und tiefenpsychologisch fundierter Psychotherapie Depressiver. In Wiederaufnahme des Fallbeispiels schildert er dann den Verlauf einer ziemlich kurz dauernden psychoanalytischen Behandlung und diskutiert Fragen der Behandlungstechnik. Schließlich vertritt er in der Frage des Wettbewerbs unterschiedlicher Psychotherapieverfahren um die „richtige” Behandlung Depressiver die Position, dass es für die adäquate Behandlung der sehr verschiedenartigen Untergruppen depressiver Patienten nur von Vorteil ist, wenn unterschiedliche Verfahren zur Verfügung stehen.
Keywords:
Depressive Störung, - Dysthymia, - psychodynamische Modelle, - Persönlichkeitsstruktur, - operationalisierte psychodynamische Diagnostik, - Psychoanalyse, -
Psychoanalytische Psychotherapie, - tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie, - Differenzialindikation, - Übertragung und Gegenübertragung, - analytischer Prozess, - Behandlungstechnik
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1 Ich danke Dorothea Huber und Günther Klug für die Anregungen und Herausforderungen, die ich als Mitarbeiter ihrer international beachteten prospektiven Studie zum Verlauf und den Ergebnissen der Psychotherapie Depressiver bekomme. Die MPDS (Munich Psychotherapy of Depression Study) wird am Institut und Poliklinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie der Technischen Universität München (Prof. Dr. M. von Rad) durchgeführt und untersucht die Effekte von Psychoanalyse, tiefenpsychologisch fundierter Psychotherapie und Verhaltenstherapie bei depressiven Patienten.