Deutsche Zeitschrift für Onkologie 2001; 33(4): 133-135
DOI: 10.1055/s-2001-19432
Wissenschaft & Forschung

Karl F. Haug Verlag, in: MVH Medizinverlage Heidelberg GmbH & Co. KG

Immunzellphänotypisierung (Immunstatusbestimmung): Grundlage, Umfang, Relevanz

Josef Beuth1
  • 1Institut zur wissenschaftlichen Evaluation naturheilkundlicher Verfahren an der Universität zu Köln
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Publication Date:
07 January 2002 (online)

Rationale der Immunstatusbestimmung

Die Erkenntnis, dass die Funktionsbereitschaft des körpereigenen Abwehrsystems (Immunsystems) über Gesundheit und Krankheit (mit)entscheidet, hat Grundlagenforscher und klinische Forscher in den vergangenen Jahren verstärkt bewogen, dieses Fachgebiet intensiv zu bearbeiten. Das Immunsystem ist ein komplexes Gefüge aus Abwehr-Barrieren und kann unterteilt werden in:

mechanische Barriere (intakte Haut, Schleimhäute), chemisch-biochemische Barriere (unter anderem Tränen, Speichel, Verdauungssäfte, Enzyme, Säuren, Schleim), biologische Abwehr (körpereigenes Abwehrsystem, unterteilt in spezifisch/unspezifisch, zellulär/humoral).

Es hat sich im Laufe der Evolution entwickelt und ermöglicht (unter anderem menschlichen Organismen) die Auseinandersetzung mit Krankheitserregern, zum Beispiel Bakterien, Viren, Parasiten und Tumorzellen.

Schon lange ist bekannt, dass bösartige Tumore unter einer Immunschwäche (Immunsuppression) mit erhöhter Häufigkeit (Inzidenz) auftreten. Diese Beobachtung spricht für die (zum Teil kontrovers diskutierte) Hypothese, dass dem Immunsystem eine entscheidende Bedeutung bei der Bekämpfung von Krebszellen im Organismus zukommt. Umgekehrt wird zuweilen suggeriert, dass immunologische Parameter im Rahmen der Diagnostik verwendet werden können, um den Verlauf einer (Krebs-)Erkrankung zu verfolgen und zu beurteilen. Aus wissenschaftlicher Sicht muss allerdings konstatiert werden, dass beide Hypothesen zwar attraktiv und plausibel erscheinen, bislang aber nicht bewiesen sind!

Diese kurze Bestandsaufnahme sollte einen Vorschlag zur differenzierten, individualisierten Vorgehensweise bei Diagnose bzw. Therapieverlaufskontrolle von Schwächen der körpereigenen Abwehr (Immundefekten) bei Tumorpatienten/innen enthalten. Tumorpatienten/innen weisen tumorart-, tumorstadium-, tumortherapieabhängig typische, im Einzelfall jedoch nicht voraussagbare Defekte des Immunsystems auf. Diese gehen einher mit einer eingeschränkten Widerstandsfähigkeit gegenüber der jeweiligen (Tumor-)Erkrankung.

Aus ärztlich-therapeutischer Sicht sollten daher Abwehrschwächen (Immundefekte) frühzeitig erkannt und angemessen behandelt werden. Erfolgreiche immunmodulatorische Therapieansätze, die sich positiv auf den Krankheitsverlauf (inklusive Überlebenszeit) ausgewirkt haben, sind in der Literatur beschrieben. Dies deutet auf die prinzipielle Möglichkeit hin, immunologische Therapieeffekte mit Hilfe von Immunstatuskontrollen vorauszusagen bzw. zu optimieren.

Grundlage und Überwachungsinstrument für immunologische Behandlungen könnte ein detaillierter (aber spezifizierter) Immunstatus sein, der kostengünstig mittels Durchflusszytometrie in Ergänzung zum (Differential-)Blutbild und definierten Plasma-/Serumparametern erstellt werden kann. Die Behandlung sollte optimalerweise anhand der Ergebnisse des Immunstatus und unter Berücksichtigung der individuellen klinischen Situation der Patienten/innen erfolgen.

Korrespondenzadresse

Prof. Dr. Josef Beuth

Institut zur wissenschaftlichen Evaluation naturheilkundlicher Verfahren, Universität Köln

Robert-Koch-Str. 10

50931 Köln

Phone: 02 21/4 78-64 14

Fax: 02 21/4 78-70 17

Email: josef.beuth@medizin.uni-koeln.de