Suchttherapie 2001; 2(4): 204-208
DOI: 10.1055/s-2001-19381
Schwerpunktthema
© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Die isolierte Benzodiazepinabhängigkeit in der Hausarztpraxis

The Isolated Dependency on Benzodiazepines Wolfgang Poser1 , Viola Wegerer1
  • 1Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie der Medizinischen Fakultät der Universität Göttingen
Further Information

Publication History

Publication Date:
02 January 2002 (online)

Zusammenfassung

Die in der Bevölkerung recht häufige Benzodiazepinabhängigkeit ist meistens eine kombinierte Suchtkrankheit, bei der das Benzodiazepin nicht im Vordergrund steht. Die eher seltene isolierte Benzodiazepinabhängigkeit betrifft überwiegend ältere Frauen. Bis heute ist unklar, ob Unterschiede im Abhängigkeitspotenzial der verschiedenen Benzodiazepine bestehen. Eine Benzodiazepinabhängigkeit ist bei einer einmaligen Untersuchung nicht leicht festzustellen, dem kontinuierlich behandelnden Allgemeinarzt aber meistens aus Verhaltensauffälligkeiten bekannt. Manchmal wird die Abhängigkeit erst durch einen zufälligen und unbeabsichtigten Entzug bekannt, indem ein schweres Entzugssyndrom ausbricht. Die Therapie umfasst Motivation, Entzug durch langsames Herunterdosieren (ambulant oder stationär) und Behandlung der Komorbidität. Der Entzug ist schwierig, vor allem wegen der Komorbidität. Die häufigsten Entzugssymptome sind Schlafstörungen, Angst und Depressionen. In der Entzugsphase besonders gefährlich sind Delirien und Grand-mal-Anfälle. In Einzelfällen ist eine lebenslange Weiterbehandlung mit einem Benzodiazepin indiziert. Die Prognose ist die günstigste aller Suchtkrankheiten.

The Isolated Dependency on Benzodiazepines

Dependency on benzodiazepines is not a rare disorder, in Germany about 1.4 % of the population are affected. In most cases benzodiazepines are combined with alcohol, other prescription drugs or illegal drugs. Only 12.5 % of all patients use benzodiazepines exclusively. The majority are elderly women. Most patients are dependent (ICD-10), only few are abuser. The diagnosis is difficult, often an unexpected withdrawal syndrom or behavioral abnormalities lead to the diagnosis. Detection of benzodiazepines in urine or serum and EEG may be helpful for diagnosis. Distressing withdrawal symptoms are sleeping difficulties, anxiety and depression. Some patients develop a delirium or seizures during withdrawal. Motivation is a prerequisite for success of treatment. Tapering of the benzodazepines has to be done slowly. Comorbid anxiety or depression have to be treated as well. Mortality of benzodiazepine dependent patients is low, the prognosis is the best of all addictive disorders.

Literatur

Prof. Dr. med. W. Poser

Klinik für Psychiatrie der Universität Göttingen

Von-Siebold-Straße 5

37075 Göttingen

Email: wposer@gwdg.de