Zusammenfassung
Zielsetzung: Es werden die Kosten einer Physiologischen Elektrolyttherapie bei Herzrhythmusstörungen
und deren Nutzen evaluiert. Methodik: Gemäß den deutschen Empfehlungen zur gesundheitsökonomischen Evaluation werden eine
Kostenerfassung der Behandlung von Herzrhythmusstörungen mit Kalium und Magnesium,
synthetischen Antiarrhythmika, synthetischen Antiarrhythmika und Kalium/Magnesium
durchgeführt. Auf den Daten aufbauend wurde ein Entscheidungsbaum entwickelt, um die
Folgekosten von Herzrhythmusstörungen abzuschätzen. Als weiteres Argumentationsmuster
wurde die Lebensqualität mit den Instrumenten SF-36 und EQ-5D gemessen. Ergebnisse: Die Behandlungskosten der 172 Studienteilnehmern belaufen sich auf 621 175 DM pro
Jahr, das heißt ca. 3610 DM pro Patient. Patienten, die Elektrolytpräparate einnehmen,
sind deutlich kostenintensiver (bis zu 3980 DM) als die Patientengruppe ohne Elektrolytpräparate
(795 DM), da die Gabe zusätzlich zu den klassischen Antiarrhythmika erfolgt. Die Entscheidungsbaumanalyse
zeigt jedoch, dass durch die Einnahme von Kalium-Magnesium-Präparaten kostentreibende
Versorgungsformen weniger häufig in Anspruch genommen werden müssen, so dass nach
drei Behandlungsjahren bis zu 550 DM eingespart werden können. Schlussfolgerung: Die Entscheidungsbaumanalyse zeigt, dass langfristig durch eine Arzneimitteltherapie
mit Kalium-Magnesium-Präparaten Kosten eingespart werden können, obwohl die Therapie
mit Elektrolyten um durchschnittlich 515 DM teurer ist.
Economic Evaluation of Physiological Electrolyte Therapy in Cardiac Rhythm Problems
Aim: The costs of physiological electrolyte therapy in cardiac rhythm problems and its
benefit will be evaluated. Method: In accordance with the German recommendations/guidelines on health economic evaluations,
a record of costs will be carried out for the treatment of cardiac rhythm problems
with potassium and magnesium, a synthetic antiarrhythmic drug, synthetic antiarrhythmic
drug and potassium/magnesium. A decision tree will be developed from the data in order
to estimate the resulting costs of cardiac rhythm problems. As a further ground for
discussion, the quality of life will be measured using the SF-36 and EQ-5D. Results: The treatment costs of 172 study participants totalled 621,175 DM per year, equal
to approximately 3,610 DM per patient. Patients who take the electrolyte preparation
generate considerably more costs (up to 3,980 DM) than those patients who do not (795
DM), as the dose resulted additionally in the classical antiarrhythmica. The decision
tree analysis shows, however, that the intake of the potassium-magnesium preparation
leads to a less frequent claim for cost-inducing care programmes, to the extent that
after three years of treatment up to 550 DM can be saved. Conclusion: The decision tree analysis shows that a long term administration of a medicine with
a potassium/magnesium preparation can reduce costs, despite the electrolyte therapy
being on average 515 DM more expensive.
Schlüsselwörter:
Herzrhythmusstörungen - Elektrolyttherapie - Kosten - Lebensqualität
Key words:
Cardiac rhythm problems - Electrolyte therapy - Costs - Quality of life
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1 Diese aufgezeigte Stellungnahme ist umstritten. Die Indikationen zur medikamentösen
antiarrhythmischen Therapie sind sehr stark eingeschränkt worden, ungeachtet dessen
existieren klare Empfehlungen zu dieser restriktiven Antiarrhythmika-Therapie; falls
Skepsis und Verunsicherung persistieren, ist dies nicht auf unklare Behandlungskonzepte,
sondern mangelnde Information und Fortbildung zurückzuführen.
2 Seit 1. 10. 1993 existiert hierzu eine „Neue Richtlinie vom BGA”, welche bspw. die
Verabreichung von Antiarrhythmika der Klasse Ia-c in den ersten drei Monaten eines
Herzinfarktes oder bei eingeschränkter Herzleistung ablehnt. Ausgenommen seien „Patienten
mit lebensbedrohenden ventrikulären Herzrhythmusstörungen”.
3 Aus dieser Arbeit sollte zusätzlich noch festgehalten werden, dass durch Kalium-Magnesium-Gabe
die Häufigkeit von ventrikulären Extrasystolen zwar reduziert werden konnte, dass
aber kein Einfluss der Gabe auf die Inzidenz repetitiver und supraventrikulärer Arrhythmien
und vor allem kein Einfluss auf die klinischen Symptome der Patienten durch die Kalium-Magnesium-Gabe
festzustellen war.
4 Studienergebnisse der Delphi-Befragung können bei der Forschungsstelle für Gesundheitsökonomie
und Gesundheitssystemforschung in Hannover, angefragt werden.
5 Insgesamt nahmen 172 Patienten an dieser Studie teil. Ein Patient wurde allerdings
nicht klassifiziert.
6 Die Korrelation ist auf dem Niveau von 0,01 signifikant. Der Pearson-Korrelationskoeffizient
weist einen Wert von 0,609 auf, so dass auf eine starke Korrelation geschlossen werden
kann.
7 Eine detaillierte Aufschlüsselung der Kosten kann unter der Korrespondenzadresse
angefordert werden.
8 Die Kostenergebnisse gehen in den Entscheidungsbaum ein. Zusätzlich werden Kosten
für einen Kardiologen in Höhe von 1341 DM und für den Notdienst in Höhe von 300 DM
angesetzt.
9 Sobald die Patienten zu ihrem Kombipräparat noch zusätzlich ein Mineral Mg oder K
einnahmen, wurden sie in die erste Gruppe gezählt.
10 Berechnung: Kosten der Leistungsanbieter multipliziert mit Eintrittswahrscheinlichkeit
(p) für jede Therapie 1 bzw. Therapie 2.
Prof. Dr. J.-M. Graf v. d. Schulenburg
Universität Hannover
Forschungsstelle für Gesundheitsökonomie
und Gesundheitssystemforschung
Königsworther Platz 1
30167 Hannover