Erfahrungsheilkunde 2001; 50(8): 451-454
DOI: 10.1055/s-2001-16652
Übersichten/Reviews

Karl F. Haug Verlag, in MVH Medizinverlage Heidelberg GmbH & Co. KG

Heilfasten nach Dr. Buchinger

Hellmut Lützner
  • Chefarzt a.D. einer Fachklinik für ernährungsabhängige Krankheiten
Further Information

Publication History

Publication Date:
27 August 2001 (online)

Heilfasten fügt sich in den übergeordneten Begriff der Diätetik ein, die sowohl im hippokratischen Sinne wie auch dem der klassischen Naturheilverfahren eins der Fundamente der Medizin darstellt [[1]]. Wir sagen heute „Ordnungstherapie”, weil es bei jeder Krankenbehandlung zunächst um die Ordnung der Grundfunktionen geht, bevor Heilung erwartet werden kann. Dabei geht es nicht nur um Ernährung, sondern auch um Ruhe und Bewegung, um Schlafen und Wachen, um Reiz und Reaktion sowie um Ausscheidung und Sexualität, Atmen und seelisch-geistige Funktion.

Diätetik im eigentlichen Sinn bedeutet Ernährungstherapie und Ernährungsverhalten.

Intensivdiätetik umfasst alle kurmäßig eingesetzten diätetischen Strategien, über die wir heute sprechen werden. Intensivdiätetik bedeutet: Eingriff in den Stoffwechsel des Menschen, ernährungstherapeutischer und nicht-medikamentöser Eingriff in ein Krankheitsgeschehen. Dennoch ist es um der Klarheit willen ratsam, die strengen Diäten von Formen des Fastens zu trennen. Das eine ist Essen, das andere Nichtessen. Sie signalisieren die beiden Energieprogramme des Menschen: Ernährung von außen und Ernährung von innen ([Abb. 1]).

Abb. 1: Zwei Möglichkeiten der Ernährung

Im Medizinstudium ist uns zu wenig bewusst gemacht worden, dass der Mensch physiologischerweise aus gespeicherter Nahrung leben kann. Je nach Depot kann er ziemlich lange (1 bis 4 Wochen) aus sich selbst leben und im extremen Fall 40 Tage und mehr. Wer es erlebt hat, weiß es; wer nicht, neigt zum Zweifel.

Der gesunde Mensch befindet sich im Gleichgewicht zwischen Speicherung und Entspeicherung (Tag- und Nachtrhythmus), wobei die erforderliche Energie nur zum geringen Teil aus der vorher gegessenen Mahlzeit stammt, sondern vorwiegend aus den vorhandenen endogenen Nahrungsdepots. Dies gilt auch für Eiweiß! Die Zeit dürfte vorbei sein, in der man die Fähigkeit des Körpers zur Eiweißspeicherung bestritt.

Therapeutisch interessant wirken Fasten und andere katabole Kostformen in einer Zeit, in der die meisten Krankheiten die Folge einer vorwiegend anabolen Stoffwechselrichtung sind, z.B. Übergewicht und metabolisches Syndrom. Die Umkehr der Stoffwechselrichtung ist kausale Therapie: Abbau des Zuviel, Entspeicherung der Depots wie auch Entgiftung des Körpers von toxischen Stoffen. Mit allen intensivdiätetischen Kostformen und dem Fasten lassen sich optimale Heilerfolge in kurzer Zeit besonders beim metabolischen Syndrom erreichen [[2], [3] ]. Im Anschluss an den katabolen Eingriff ist der Aufbau einer vernünftigen Ernährung wichtig und die Konfrontation mit dem bisherigen Essverhalten.

Dr. med. Hellmut Lützner

Chefarzt a.D. einer Fachklinik für ernährungsabhängige Krankheiten

Forellenweg 12

88662 Überlingen

    >