NOTARZT 2001; 17: 57-59
DOI: 10.1055/s-2001-16135
ERGEBNISQUALITÄT
Ergebnisqualität
© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Was wissen wir heute über Ergebnisqualität? Wie ist für die Zukunft die Ergebnisqualität zu definieren? - Möglichkeiten und Grenzen für die interne und externe Evaluation

H.-P. Hennes
  • Klinik für Anästhesiologie, Johannes Gutenberg-Universität, Mainz
Further Information

Publication History

Publication Date:
31 December 2001 (online)

Das Qualitätsmanagement in der Notfallmedizin soll sicherstellen, dass die Leistungen des Rettungsdienstes für den Patienten sicher, dem jeweiligen Stand der medizinischen Wissenschaft und Technik entsprechend effektiv (effizient) erbracht werden und ethisch vertretbar sind. Zur Zeit kann nicht davon ausgegangen werden, dass die Struktur-, Prozess- und Ergebnisqualität der präklinischen Notfallmedizin bundesweit ein einheitliches Niveau hat. Dies ist auch dadurch begründet, dass wesentliche Voraussetzungen fehlen, um einen Vergleich auf überregionaler Ebene durchführen zu können. Der Notfallmedizin in Deutschland fehlt es trotz erkennbarer Initiativen und Fortschritte an wissenschaftlichen Untersuchungen zur Ergebnisqualität im Rettungsdienst, um basierend auf den Grundlagen der Evidence-Based Medicine Qualitätsmanagement durchführen zu können [1].

Entsprechend den allgemein gültigen Kriterien des Qualitätsmanagements wird die Qualität einer Leistung in Struktur-, Prozess- und Ergebnisqualität unterteilt. Grundlegende Voraussetzung für das Erbringen einer höchstmöglichen Ergebnisqualität unter Berücksichtigung der Kosten-Nutzen-Relation ist die Erfüllung einer adäquaten Strukturqualität und Prozessqualität. Unter Strukturqualität versteht man alle materiellen, sächlichen und personellen Voraussetzungen, die in einem bestimmten Bereich der Patientenversorgung - hier dem Rettungsdienst - für die Erfüllung der medizinischen Aufgabenstellung zur Verfügung stehen müssen (Tab. [1]). Die Prozessqualität beinhaltet den organisatorischen Versorgungsablauf mit den in der Strukturqualität vorgegebenen Voraussetzungen sowie zusätzliche medizinische Vorgaben (Standards, Leitlinien, Behandlungsalgorithmen, Tab. [2]).

Tab. 1Kriterien der Strukturqualität. Standard für Ausstattung - Personal - Organisation - Normen

Tab. 2Kriterien der Prozessqualität. Standard in Diagnostik - Strategie - Therapie - Richtlinien, Leitlinien, Algorithmen

Die Ergebnisqualität beschreibt die Qualität der diagnostischen und therapeutischen Maßnahmen im Hinblick auf das Maß einer adäquaten medizinischen Versorgung, erfasst als Ergebnis an einem repräsentativen Patientenkollektiv anerkannter Rettungssysteme (Referenzdatenbank). Aufgaben und Ziel des Qualitätsmanagements im Rettungsdienst (Ergebnisqualität) ist es, das erreichte Niveau der präklinischen notärztlichen Versorgung zu erhalten und zu verbessern. Die Notfallversorgung ist ein komplexer Vorgang und muss auf seine Bedeutung innerhalb des Gesamtsystems der Patientenversorgung untersucht werden. Es kommt darauf an, die Effektivität des Gesundheitsdienstes an der Verbesserung der gesundheitlichen Situation der Bevölkerung insgesamt zu messen. Die Qualitätskontrolle der notärztlichen Versorgung kann sich daher nicht nur auf die Versorgung des Notfallpatienten bis zum Eintreffen in der Klinik beschränken. Es ist erforderlich, weitere Faktoren, wie die Wiederherstellung des Patienten, die Verkürzung der Verweildauer auf der Intensivstation und/oder im Krankenhaus sowie die Mortalität zu berücksichtigen. Nur dann kann die Qualität und Effektivität der notärztlichen Versorgung im Hinblick auf den Heilungserfolg beurteilt werden.

Literatur

  • 1 Ahnefeld F W. Qualitätssicherung im Rettungsdienst - Vergangenheit, Gegenwart, Zukunft. In: Otto S, Hennes H-J, Lehranstalt für Rettungsdienst des DRK-Landesverbandes Rheinland-Pfalz (Hrsg) Qualitätssicherung im Rettungsdienst. Darmstadt; Reba-Verlag 1996: 1-12
  • 2 Friedrich H-J, Messelken M. Der minimale Notarztdatensatz (MIND).  Anästhesiol u Intensivmed. 1996;  6 352-358
  • 3 Hennes H-J, Reinhardt T, Otto S, Dick W. Die Effektivität der präklinischen Versorgung - Bedeutung, Begriffsbestimmung, Voraussetzungen.  Notfallmed. 1993;  19 76-78
  • 4 Hennes H J, Reinhardt T, Dick W. Beurteilung des Notfallpatienten mit dem Mainz Emergency Evaluation Score.  Notfallmed. 1992;  18 130-136
  • 5 Hennes H J, Reinhardt T, Otto S, Dick W. Die präklinische Effektivität der notärztlichen Versorgung.  Anaesthesist. 1993;  42 455-461
  • 6 Messelken M. Evaluation der Ergebnisqualität von Notarzteinsätzen mit dem MEES - Ergebnisse einer multizentrischen Praktikabilitätsstudie.  Notarzt. 1996;  12 60-64
  • 7 Messelken M, Martin J, Milewski P. Notärztliche Dokumentation und Datenerfassung - Stand 1996.  Anästh Intensivmed. 1997;  38 22-29
  • 8 Moecke H, Dirks D, Friedrich H-J, Hennes H-J, Lackner C, Messelken M, Neumann C, Pajonk F-G, Reng M, Schächinger U, Violka T. DIVI-Notarzteinsatzprotokoll - Version 4.0.  Anästhesiol u Intensivmed. 2000;  41 46-47
  • 9 Schuster H-P. Können wir die Ergebnisqualität im Rettungsdienst messen?. In: Moecke H, Ahnefeld FW (Hrsg) Qualitätsmanagement in der Notfallmedizin. Blackwell 1995: 99-104

Dr. med. H.-P. Hennes

Klinik für Anästhesiologie
Johannes Gutenberg-Universität

Langenbeckstraße 1

55131 Mainz

    >