Radiologie up2date 2001; 1(2): 111
DOI: 10.1055/s-2001-15567
Editorial
© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

CT und MRT - von der Morphologie zur Funktion

Michael  Galanski
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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
31. Dezember 2001 (online)

Qualitative morphologische Bildinformationen sind seit jeher der Kernbestandteil radiologischer Diagnostik. Funktionsaussagen spielen demgegenüber eine nachrangige Rolle. Auch bei den durchleuchtungsgestützten Funktionsuntersuchungen beschränken sich die Aussagen im Wesentlichen auf die makromorphologisch fassbaren Bewegungsabläufe.

Im Umfeld der Radiologie haben sich hingegen in den letzten beiden Dekaden Methoden etabliert, die neben Bildinformationen auch quantitative Daten liefern und damit detaillierte Funktionsaussagen zulassen. Typische Beispiele dafür sind die sonographische „real-time” Bildgebung und die nuklearmedizinische Funktionsdiagnostik. Das zunehmende Interesse unserer klinischen Partner an derartigen quantitativen Daten zur Morphologie und Funktion ist unübersehbar. Es begründet sich auf den allgemeinen Trend zu Mikrotechniken und spezifischen Therapieansätzen. Dieser Herausforderung muss sich die Radiologie stellen und sie ist durch die Innovation in der Gerätetechnik hierfür technisch gut gerüstet.

Mit der Kernspintomographie, aber auch mit der Mehrzeilen-Computertomographie verfügen wir über Modalitäten, die in hervorragender Weise Morphologie und Funktion miteinander kombinieren und so eine globale diagnostische Aussage zulassen. Exemplarisch seien hier als kernspintomographische Verfahren die Kardio-MRT, das funktionelle Neuroimaging oder die dynamischen Gelenkuntersuchungen genannt. Die Perfusionsbildgebung zur zerebralen Ischämiediagnostik ist ein Beispiel für einen quantitativen Ansatz in der Computertomographie. Der Kardio-MRT und der zerebralen Perfusionsdiagnostik sind Beiträge in diesem und dem vorangegangen Heft gewidmet.

Funktionelle und quantitative Methoden wie Perfusionsstudien und Flussmessungen sind durch das notwendige Postprocessing der Daten mit einem Mehraufwand verbunden. Das Untersuchungsergebnis ist daher oft nicht sofort verfüg- und sichtbar. Zudem verlangt die Interpretation der Ergebnisse genaueres Wissen in der funktionellen Pathophysiologie. All dies ist für den Radiologen ungewohnt und fördert nicht unbedingt die Akzeptanz dieser Ansätze. Der Weg von der Morphologie zur Funktion jedoch ist vorgezeichnet und die Radiologie muss sich dieser Aufgabe und Herausforderung stellen. Die Beschränkung auf eine rein morphologische und qualitative Diagnostik wird den neuen Schnittbildverfahren auch methodisch nicht mehr gerecht. Die Radiologie muss aktiv das Potential der neuen Techniken entwickeln, denn nur dann kann sie die führende Rolle in der modernen Diagnostik behaupten.

Michael Galanski

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