Pneumologie 2001; 55(6): 311-319
DOI: 10.1055/s-2001-14670
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© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Acetylsalicylsäure und bioptische Verfahren in der Pneumologie

Acetylsalicylic Acid and Bioptic Methods in PneumologyP. Hien, H. Morr
  • Pneumologische Klinik Waldhof-Elgershausen, Greifenstein (Direktor: Prof. Dr. med. H. Morr)
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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
31. Dezember 2001 (online)

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Einleitung

Acetylsalicylsäure (ASS) wird heute mit zunehmender Häufigkeit eingesetzt, um Rezidive nach zerebralen Insulten oder Myokardinfarkten zu verhindern, nach kardiovaskulären Eingriffen, bei Vorhofflimmern oder bei peripherarterieller Verschlusskrankheit. In der Behandlung degenerativer und entzündlicher Erkrankungen des Bewegungsapparates spielt ASS heute nur noch eine geringe Rolle; hier wurde es von den nichtsteroidalen Antiphlogistika wie Ibuprofen, Diclophenac oder den neueren COX-2-Inhibitoren abgelöst. Entsprechend nimmt eine zunehmende Zahl pneumologischer Patienten ASS ein. Die Vorgehensweise vor pneumologischen Probenentnahmen bei Patienten, die ASS einnehmen, ist unterschiedlich, es gibt keine Richtlinien. In Analogie zu chirurgischen Studien wird meist ASS 3 - 7 Tage vor der Biopsie abgesetzt. Dies geschieht in erster Linie aus forensischen Gründen. Es gibt keine Untersuchungen, die das Blutungsrisiko bioptischer Verfahren in der Pneumologie für Patienten unter ASS prüften. Deshalb wird die Bedeutung von ASS bei bioptischen Verfahren in der Pneumologie analog aus anderen invasiven Bereichen hergeleitet.

Niedrigdosiert ASS (= < 300 mg/d) wird in den USA regelmäßig von 9 % nicht akut kranker Menschen über dem 60. Lebensjahr eingenommmen. In Großbritannien sind es 8 % der Krankenhauspatienten und 6 % eines vergleichbaren Kollektives [1]. ASS ist zudem in einer großen Anzahl rezeptfreier Schmerzmittel enthalten.

Das Risiko einer erhöhten perioperativen Blutungsgefahr unter ASS wird immer wieder von verschiedenen chirurgischen Fachbereichen untersucht und diskutiert. Die invasive pneumologische Diagnostik ist in der Regel semielektiv und gestattet, 3 - 7 Tage nach Absetzen von ASS, eine Erholung der Thrombozytenfunktion abzuwarten. Dies ist frühzeitig zu koordinieren bei immer kürzer werdenden Liegezeiten in den Kliniken. Diese Übersichtsarbeit soll eine Orientierung für die Planung invasiver Diagnostik bei pneumologischen Patienten unter ASS zur Hand geben.

Der Pneumologe und Internist soll die Indikationen, die Kontraindikationen und die Pharmakologie der ASS-Therapie kennen und kompetent entscheiden können, ob ASS pausiert oder abgesetzt werden kann.

Literatur

Dr. med P Hien

Pneumologische Klinik Waldhof-Elgershausen

35753 Greifenstein

eMail: E-mail: hien.peter@t-online.de