Fortschr Neurol Psychiatr 2001; 69(5): 236-241
DOI: 10.1055/s-2001-13930
ORIGINALARBEIT
Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Korrelation klinischer und kernspintomographischer Befunde bei Patienten mit Hirnstamminfarkten

Correlation of Clinical and MR-Tomographic Findings in Patients with Infarctions of BrainstemM. Krasnianski, D. Georgiadis, H. Grehl, A. Lindner
  • Neurologische Klinik und Poliklinik der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg (Direktor: Prof. Dr. S. Zierz)
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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
31. Dezember 2001 (online)

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Zusammenfassung:

30 Patienten mit akut aufgetretenen klinischen Symptomen einer ischämischen Hirnstammläsion wurden im Rahmen dieser Arbeit nach klinischen und neuroradiologischen Kriterien charakterisiert. Die Läsionen waren nach klinischen Kriterien in der Medulla oblongata (n = 12), im Pons (n = 11) und im Mittelhirn (n = 4) lokalisiert; drei Patienten zeigten kombinierte Läsionen (Pons und Medulla oblongata in einem Fall, Pons und Mittelhirn in zwei Fällen). Häufigste Symptome waren eine Schädigung der Pyramidenbahn (77 % der Patienten), Schwindel (57 % der Patienten), Sprechstörungen (40 % der Patienten), Gangataxie (37 % der Patienten), Doppelbilder oder Nystagmus (jeweils 33 % der Patienten) und Kopfschmerzen (30 % der Patienten). Hirnnervenparesen wurden bei insgesamt 26 Patienten (87 %) und ein Horner-Syndrom bei 10 Patienten (33 %) festgestellt. Zeichen einer Hirnstammischämie wurden bei 22 Patienten (73 %) neuroradiologisch durch die Magnetresonanztomographie diagnostiziert. Hirnstamminfarkte bei 8 Patienten (27 %) waren trotz der deutlichen klinischen Symptomatik kernspintomographisch nicht darstellbar. Die klinische Symptomatik entsprach bei jedem von unseren 8 Patienten mit kernspintomographisch nicht darstellbaren Hirnstamminfarkten einem der klassischen, für Hirnstamminfarkte pathognomonischen alternierenden Syndrome (1 Wallenberg, 1 Avellis, 1 Jackson, 2 Millard-Gubler und 3 Weber). Der klinische Verlauf aller kernspintomographisch nicht darstellbaren Infarkte war günstig; die Symptomatik war innerhalb weniger Wochen fast komplett regredient. Unsere Studie zeigte, dass bei Patienten mit Verdacht auf Hirnstamminsulte, insbesondere bei Läsionen in Mesenzephalon und in der kaudalen Brückenhaube, die exakte klinisch-neurologische Untersuchung der MRT überlegen ist und genauso wie vor vielen Jahrzehnten entscheidende diagnostische Bedeutung hat.

Correlation of Clinical and MR-Tomographic Findings in Patients with Infarctions of Brainstem:

The aim of this study was the comparison of clinical and neurological findings in 30 patients presenting with ischemic brainstem lesions. These were localized in the midbrain in 4 cases, in the medulla in 12 cases and in the pons in 11 cases, while the remaining three patients demonstrated combined lesions. Symptoms were lesions of the pyramidal tract in 77 % of cases, vertigo in 57 % of cases, speech disturbances in 40 % of cases and gait ataxia in 37 % of cases. Cranial nerve lesions were evident in 87 % of patients, while 33 % of patients demonstrated a Horner syndrome. Brainstem lesions were diagnosed in 22 (73 %) of patients on magnetic resonance imaging, while all 30 patients had clinical signs suggestive of brainstem lesions. We conclude that neuroradiological studies can provide helpful information regarding patients with brainstem lesions, but by no means replace exact neurological examination.

Literatur

M Krasnianski

Neurologische Klinik und Poliklinik
der Martin-Luther-Universität
Halle-Wittenberg

Ernst-Grube-Str. 40
06097 Halle/Saale