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DOI: 10.1055/s-2001-13282
© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York
Vorbild Amerika? Entwicklungen in der Medizin zwischen Brain, Mind und Money
Shining Example: America? Developments in Medicine Between Brain, Mind and MoneyPublication History
Publication Date:
31 December 2001 (online)
Das amerikanische Vorbild in Forschung und Publikationspraxis
In der wissenschaftlichen und technischen Entwicklung unserer Zeit nehmen die Vereinigten Staaten eine herausragende Position ein. Diese imponiert unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten als eine Führungsposition, im wissenschaftlichen Kontext aber auch als eine Vorbildfunktion. Man geht davon aus, dass die sich in den USA abzeichnenden Entwicklungen früher oder später auch für einen großen Teil der übrigen Welt maßgeblich sein werden. Die global vernetzten Strukturen einer Wissenschaftswelt und der sich ständig intensivierende Informationsfluss über die modernen Medien begünstigen diese Entwicklung. Im Bereich der Naturwissenschaften und der naturwissenschaftlich begründeten Medizin findet die Forschung zwar in nationalen Zentren statt, doch die wissenschaftliche Diskussion erfolgt ganz überwiegend in den englischsprachigen, vor allem den in den USA erscheinenden Publikationsorganen. Durch das amerikanische System des SCI (Science Citation Index) werden die Zeitschriften und die in ihnen erfolgenden Veröffentlichungen gewichtet. Mittlerweile hat sich in Europa die Erkenntnis durchgesetzt, dass dieses Bewertungssystem nicht ganz so objektiv ist, wie es sich gibt, sondern dass es systemimmanent den amerikanischen Publikationsorganen einen deutlichen Heimvorteil gewährt. Dennoch stützen sich die medizinischen Fakultäten in der Bundesrepublik in unterschiedlichem Umfang auf dieses Gütemaß der Impactfaktoren bei der vergleichenden Bewertung von Abteilungen, zum Teil aber auch von Einzelpersonen, z. B. Habilitanden und Bewerbern, die zudem einen beträchtlichen Teil ihrer wissenschaftlichen Veröffentlichungen in einer der hoch „gerankten” englischsprachigen Zeitschriften veröffentlicht haben müssen, um ihre wissenschaftliche Reputation unter Beweis zu stellen.
Prof. Dr. Gerd Rudolf
Psychosomatische Klinik der Universität
Thibaudstraße 2
69115 Heidelberg