Balint Journal 2001; 2(1): 26
DOI: 10.1055/s-2001-11929
Brief an die Herausgeber

© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

1. Heiligkreuztaler-Balint-Tagung, 29.9. - 1.10.2000

 
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Publication Date:
31 December 2001 (online)

Nun sind die Tagungen der Balint-Gesellschaft auch in einer weiteren süddeutschen Region vertreten! Vom 29.9. bis 1.10.2000 fand in der Übergangszone zwischen karger Schwäbischer Alb und reichem Oberland im traditionellen Zisterzienserinnen-Kloster Heiligkreuztal die erste Balint-Tagung statt.

Die Abgeschiedenheit, fernab vom Umtrieb und Stadt mit Wohnen und Arbeiten in verschiedenen mittelalterlichen Gebäuden der Klosteranlage ermöglichte bald eine Atmosphäre der Gelassenheit und Vertrautheit, die unsere Gruppenarbeit rasch spannend und reichhaltig werden ließ. Der alte Klostergeist und seine Traditionen im Umgang mit der inneren Welt, mit Kontemplation, Introversion und Spiritualität erlaubte sogar ein Experimentieren und Ausprobieren mit neuen Formen. Dabei gelang es etwa durch extreme Verkürzung der Fallvorstellung mehr Raum für Fantasie und Verdichtung der Emotion zu schaffen. Im Gegensatz dazu wurde der Gruppenverlauf nach einer besonders langen und detaillierten Darstellung analysiert. Eine weitere Variation war das mehrfache Herein- und Herausnehmen des Referenten aus dem Arbeitskreis. Daher wurde demonstriert, wie sich die Gruppe bei zunehmender Entfernung von der Patienten-Arzt-Beziehung durch diese mehrfache Intervention wieder auf die Beziehung zurückführen lässt.

Immer wieder wurde die Rolle des Leiters und Co-Leiters im Verhalten diskutiert. Rivalität kann etwa vermieden werden, indem der Co-Leiter vor seiner Intervention bewusst versucht seine Gefühle zu spüren. Kommen dabei Gefühle der Rivalität auf? Oder handelt es sich um Schutz und Sicherheit gebende Gefühle, die der Gruppe noch größeren Spielraum zur intensiveren Beziehungsdiagnose ermöglicht?

Zur guten Atmosphäre der Tagung gehörte auch die aufmerksame Gastfreundschaft des lokalen Balint-Gruppenleiters Herrn Gaissmaier und die anregende Gesellschaft der anderen zur gleichen Zeit im weitläufigen Kloster stattfindenden Tagungen, die sich gegenseitig verstärkend zur Spiritualität und Offenheit animierten, z. B. der russische Engelchor aus Esslingen (mit Einladung zur abendlichen Probe für uns!) oder die katholischen Diakone bei schwäbischer Hausmannskost am Nachbartisch im Ref(l)ektorium.

Vielleicht gelingt es Herrn Gaismaier im nächsten Jahr einen Balint-Herbsttermin im Kloster zu bekommen? Wenn nicht, freuen wir uns auf Balint und Heiligkreuztal 2002!

W. Kuhn und E. Schumacher

P.S. Beim nächsten Mal nicht vergessen Laufschuhe mitzubringen und Interesse an einer Klosterführung und Besichtigung der rekonstruierten Keltenfestung Henneburg, nur 5 km entfernt.

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