Viszeralchirurgie 2001; 36(1): 12-19
DOI: 10.1055/s-2001-11143
ORIGINALARBEIT
© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Aktueller Stand multimodaler Therapiekonzepte beim Magenkarzinom

H.- J. Meyer1 H. Wilke2
  • 1Klinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie, Städtisches Klinikum Solingen
  • 2Klinik für Innere Medizin I und Internistische Onkologie / Hämatologie, Kliniken Essen-Mitte
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Publication Date:
31 December 2001 (online)

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Zusammenfassung.

Die chirurgische Therapie mit angestrebtem Ziel einer kompletten Tumorresektion stellt weiterhin das Behandlungsverfahren der ersten Wahl beim Magenkarzinom dar. Da allerdings zum Zeitpunkt der Diagnosestellung mehr als die Hälfte der Magenkarzinome in lokal fortgeschrittenen oder bereits disseminierten Stadien vorliegen, ist die Gesamtprognose weiterhin unbefriedigend, so dass in den letzten Jahren vermehrt verschiedene multimodale Therapiekonzepte zur Anwendung gekommen sind. Die vorliegenden Daten von Phase-II-/III-Studien zur präoperativen Chemotherapie bei lokal fortgeschrittenen Tumoren mit fraglicher R0-Resektion konnte zwar in aller Regel eine Steigerung der kompletten Tumorresektion mit resultierender Prognoseverbesserung erbringen, der eigentliche Stellenwert der präoperativen Chemotherapie ist allerdings noch ungeklärt, da valide Daten einer prospektiv randomisierten Studie ausstehen. Zudem müssen zukünftig die wissenschaftlichen Aktivitäten auch auf eine Response-Prädiktion wie Evaluation ausgerichtet sein. Die intraoperative Strahlentherapie konnte zwar die Häufigkeit lokoregionärer Rezidive reduzieren, allerdings ohne Verbesserung der Gesamtüberlebensraten. Eine frühzeitig eingeleitete intraperitoneale Chemotherapie, teilweise mit an Aktivkohle adsorbierten Chemotherapeutika oder als hypertherme Perfusion, zeigte in japanischen Untersuchungen eine Verbesserung der Überlebenszeit, allerdings verknüpft mit einer teilweise deutlichen Erhöhung der postoperativen Morbidität und Letalität. Während im asiatischen Schrifttum die adjuvante Chemo- bzw. Immunochemotherapie zu einer Steigerung der Überlebensraten im Vergleich zur alleinigen Chirurgie führte, konnte das in der westlichen Welt bisher nicht nachvollzogen werden. Neuere Untersuchungen zur adjuvanten Chemo-Strahlentherapie, vor allem bei Hochrisikopatienten, geben berechtigten Anlass zur Überprüfung dieses Konzeptes. In interdisziplinärer Abstimmung muss angestrebt werden, zukünftig individuelle multimodale Therapiekonzepte für das Magenkarzinom zu entwickeln.

Gastric cancer: Value of multimodality treatment.

Surgical therapy with the performance of complete tumor resection is still the treatment of choice for gastric cancer. The prognosis could not be improved in recent years caused by the high frequency of locally advanced or disseminated tumor stages. Therefore, different perioperative treatment modalities were investigated. Although many phase II/III-studies performing neoadjuvant or preoperative chemotherapy were carried out the value of this procedure cannot defined exactly. Different study criteria as well as staging modalities and surgical methods are the main reasons for this situation. In the future uniforme study protocols and prediction and evaluation of responders using molecular markers or the Positronen-Emissions- Tomography must be investigated. Intraoperative radiotherapy or intraperitoneal chemotherapy failed to have any positive effect in Western trials compared to the Japanese experiences. That is true even for adjuvant treatment options although the prognosis of high risk patients could be improved after adjuvant chemoradiotherapy. Therefore, further prospective studies seem to be justified utilizing close cooperation of surgeons, medical oncologists and radiotherapists. Even then individual multimodality strategies can be described for the treatment of gastric cancer.

Literatur

Prof. Dr. med. H.-J. Meyer

Klinik für Allgemein- und ViszeralchirurgieStädtisches Klinikum Solingen

Gotenstraße 1

42653 Solingen