intensiv 2001; 9(1): 34-36
DOI: 10.1055/s-2001-10471
Kongressbericht
© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Zur Herzverpflanzung fährt man nicht mit dem Bus [1]

Oder: Warum die Überschrift nichts mit dem 3. intensiv-Pflegekongress zu tun hatHanno H. Endres
  • Medizin Forum AG, Ober-Mörlen
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Publication Date:
31 December 2001 (online)

Der Kongressbericht als solcher - Frust oder Vergnügen?

Kongressberichte stellen seit Generationen sowohl Autor als auch Leser auf eine harte Probe. Auf der Autorenseite gilt es, die an geografisch ähnlichen Plätzen zu saisonal ähnlichen Zeiten gehaltenen und thematisch ähnlichen Vorträge immer wieder zu journalistischen Innovationen zusammenzufassen.

Auf der Seite der Leserschaft besteht gegenüber dieser Herausforderung, der sich der Autor eines solchen Beitrages stellt, häufig ein gewisses Maß an schlichter Unwissenheit, resultierend im „Nicht-Lesen”. Eine dazu im klinischen Umfeld des Autors durchgeführte Blitz-Umfrage führte zu folgendem Ergebnis:

15 % der Befragten lesen keine Kongressberichte, wenn sie selbst bei der Veranstaltung waren und somit wissen, was besprochen wurde.

25 % lesen keine Kongressberichte, denn bei Interesse für die Thematik wären sie bei der Veranstaltung gewesen.

30 % wechseln zur Lektüre der „Bäckerblume”, wenn sie in einem Artikel einer Fachzeitschrift auf das Wort „Kongressbericht” stoßen.

Immerhin beginnen 20 %, den Kongressbericht zu lesen. Weitere 10 % gelangen bis zur letzten Silbe - dies jedoch nur aufgrund persönlicher Sympathie zum Berichterstatter.

Zusammenfassend muss das Hauptaugenmerk des Autors also auf der Überschrift plus den ersten 15 Zeilen liegen, um überhaupt einen Bruchteil der 70 % der sonst nicht lesenden Zielgruppe bis zum ersten Absatz zu locken. SIE sind dabei der Beweis, dass ein gut gewähltes Max-Goldt-Zitat in der Überschrift plus einer fesselnden Einleitung noch immer der Schlüssel zum journalistischen Erfolg sind - vielen Dank dafür!

Ähnlich brillantes Geschick bewiesen auch in diesem Jahr die Organisatoren des 3., wiederum in Berlin abgehaltenen intensiv-Pflegekongresses bei der Auswahl der hochaktuellen Themen „Hygiene”, „Rationierung” und „Schmerz”.

Was man sich im klinischen Alltag häufig wünscht, wurde im Rahmen des Kongresses umgesetzt: die sinnvolle und harmonische Ergänzung pflegerischer und ärztlicher Mitarbeiter, hier durch die sich abwechselnden Referenten beider Berufsgruppen symbolisiert. In nahezu allen Sitzungen folgte den Grundlagen vermittelnden Akademikern der praktisch-pflegerische Bezug.

Noch ein paar Worte zum Kongressbericht als solchem: Der Autor ist in der glücklichen Lage, dass die wesentlichen Vorträge des diesjährigen Pflegekongresses in den kommenden Ausgaben der „intensiv” veröffentlicht werden. Insofern soll sich dieser Bericht nicht en detail mit allen Beiträgen befassen, sondern vielmehr auch den scheinbar belanglosen Randbeobachtungen eine Plattform bieten. Ein Konzept, das hoffentlich Schule machen wird, denn das Programm hat schließlich jeder der Abonnenten selbst bereits gelesen und (mangels Archivierungswürdigkeit) entsorgt.

Man muss schon beinahe von Tradition sprechen, wenn einmal mehr Ramona Schumacher, Pflegedirektorin der Charité, mit der Begrüßung der Teilnehmer die Veranstaltung eröffnete. Einem ungeschriebenen Gesetz folgend durfte der Hinweis auf das gesamtgesellschaftlich hochbedeutungsschwangere Datum - „Freitag, der dreizehnte” - nicht fehlen. Dass der Kongress tatsächlich nicht unter einem allzu guten Stern stand, belegen die Teilnehmerzahlen: Zwei parallel in Berlin stattfindende Pflegefortbildungen gingen nicht spurlos an dem Seminar der „intensiv”-Herausgeber vorbei.

Literatur

  • 1 Goldt M. Zur Herzverpflanzung fährt man nicht mit dem Bus. Goldt M Ä- Kolumnen München; Wilhelm Heyne Verlag 1997: 82-93
  • 2 Unertl K. Editorial.  Anaesthesist. 2000;  49 93-95 (2)
  • 3 Hauer T, Dziekan G, Krüger W A, Rüden H, Daschner F. Sinnvolle und nicht sinnvolle Hygienemaßnahmen in der Anästhesie und auf Intensivstationen.  Anaesthesist. 2000;  49 96-101 (2)

Hanno H. Endres

Medizin Forum AG

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