Pneumologie 2000; 54(2): 80-91
DOI: 10.1055/s-2000-9069
ÜBERSICHT
Georg Thieme Verlag Stuttgart ·New York

Nicht-allergische obstruktive Atemwegserkrankungen in der Landwirtschaft[1]

Non-Allergic Obstructive Respiratory Tract Disease in AgricultureX. Baur1 , W. D. Schneider2
  • 1Berufsgenossenschaftliches Forschungsinstitut für Arbeitsmedizin (BGFA), Bochum
  • 2Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA), Fachbereich Arbeitsmedizin, Berlin
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Publication Date:
31 December 2000 (online)

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Einleitung

Die Berufskrankheit Nr. 4302 „Durch chemisch-irritativ oder toxisch wirkende Stoffe verursachte obstruktive Atemwegserkrankungen, die zur Unterlassung aller Tätigkeiten gezwungen haben, die für die Entstehung, die Verschlimmerung oder das Wiederaufleben der Krankheit ursächlich waren oder sein können” gibt es seit 1976. Im Kommentar zur damaligen Änderung der Berufskrankheitenverordnung steht (Bundesratsdrucksache 563/76 vom 9. 9. 1976): „Die bisher in der Nr. 41 der Anlage 1 zur 7. Berufskrankheitenverordnung unter der Bezeichnung Bronchialasthma aufgeführte Krankheit ist in 2 Positionen aufgeteilt worden, weil es sich - je nach Art der verursachenden Stoffe - um verschiedene Krankheitsformen handelt. Gleichzeitig wurden die Krankheitsbezeichnungen der neueren medizinischen Terminologie angepasst ...”. In einem Kommentar zu diesem Vorgang hat das Bundessozialgericht 1978 festgestellt: „Die Fassung der BeKV bezweckt eine Verdeutlichung und Klarstellung aufgrund neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse. Weder ein geändertes Krankheitsbild wurde in die BeKV eingeführt, noch wurde die BK auf andere - bisher als „Bronchialasthma” bezeichnete - Atemwegserkrankungen ausgedehnt”. Betrachtet man die Statistik der gewerblichen und landwirtschaftlichen Berufsgenossenschaften, so zeigt sich, dass unter „medizinischem Bild” in der heutigen Begutachtungspraxis eine breite Palette von Diagnosen zu finden ist, deren Gemeinsamkeit in dem Vorliegen einer Obstruktion der Atemwege und in wechselnder Atemnot auf der Basis einer Entzündung (allergischer oder nichtallergischer Art) gegeben ist, die aber nicht auf das Asthma bronchiale beschränkt ist.

Die Berufskrankheitenstatistik weist bezüglich dieser Ziffer offensichtlich infolge von Problemen der Kausalitätszuordnung in der Landwirtschaft eine Unterhäufigkeit auf: 1997 wurden in Deutschland insgesamt nur 11 BK 4302-Fälle entsprechend 2,5/106 Versicherte von den landwirtschaftlichen Berufsgenossenschaften anerkannt (gewerbl. Berufsgenossenschaften: 285 BK-4302-Fälle, entsprechend 7/106 Versicherte). Die Anzahl der in der Landwirtschaft tatsächlich Exponierten dürfte bei weniger als der Hälfte der angegebenen Versichertenzahl liegen. Epidemiologische Daten zur Prävalenz von Asthma insgesamt in Berufsgruppen der Landwirtschaft zeigt zum Vergleich dazu die Tab. [1].

Tab. 1Prävalenz des Asthmas in der Landwirtschaft Land/Autor Berufsgruppe Prävalenz (Vergleich) Dänemark [33] Schweinehaltung Milchwirtschaft 10,9 % 5,5 % South Dakota, USA [34] Landwirte 4,5 % USA [35] Landwirte 5,2 % (2,8 %) Verschiedene Länder [36] Schweinehaltung Getreidearbeiter 12,2 % 7,2 % (3,3 %)

1 Zusammengestellt nach Vorträgen auf dem 40. Kongress der DGP, Bad Reichenhall, 17. - 20. 3. 1999

Literatur

1 Zusammengestellt nach Vorträgen auf dem 40. Kongress der DGP, Bad Reichenhall, 17. - 20. 3. 1999

Prof. Dr. X. Baur

Berufsgenossenschaftliches Forschungsinstitutfür Arbeitsmedizin (BGFA)

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44789 Bochum

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