Einleitung: Die extreme Rückfußeversion, bzw. Eversionsgeschwindigkeit wird als eine wesentliche
Ursache für Überlastungsschäden betrachtet. Die Kontrolle der Rückfußbewegung durch
ein entsprechendes Schuhdesign war deshalb in der Vergangheit ein zentrales Forschungsziel.
Die meist kinematisch durchgeführten Messungen der Rückfußbewegung sind aber störanfällig,
da sie nur indirekt die Bewegung der Ferse erfassen. Ziel der vorliegenden Arbeit
war es, unterschiedliche Messmethoden der Rückfußbewegung zu hinterfragen. Besonderer
Wert wurde auf die Evaluation eines “in-shoe” Goniometers gelegt, der die Rückfußbewegungen
im Laufen mit unterschiedlichen Schuhen erfassen sollte. Literaturübersicht: Die Einflüsse des Schuhdesign auf Kinetik und Kinematik des Rückfusses wurde in verschiedenen
Publikationen untersucht und teilweise kontrovers diskutiert. Das Schuhzurichtungen
die Rückfußmobilität beeinflussen zeigten Van Woensel und Cavanagh [22]. Yingling und Mitarb. [24] zeigten, dass ein medial angebrachter Keil keinen Einfluss auf die Rückfußbelastung
hatte. Das eine Begrenzung der normalen Eversion zu einer vermehrten Rückfußbeanspruchung
führt, zeigten Perry und Lafortune [14] mit ihren Untersuchungen. Eine Reduktion der maximalen Eversion durch einen Varus-Schuh
und eine vermehrte Eversion durch einen Valgus-Schuh konnten Milani [9] und andere Autoren nachweisen [14]
[22]. Der Einfluß des Laufstil und von Orthesen wurde in ähnlicher Weise untersucht [6]
[10]
[24]
[20]. Methodische Aspekte: Die Rückfußbewegungen während des Laufen unterliegen unterschiedlichen Einflüssen,
dementsprechend variieren die Ergebnisse zum Teil erheblich. Die zweidimensionale
Messung, die indirekte Erfassung über Marker und die unterschiedlichen Untersuchungsbedingungen
erklären diese Unterschiede. Elektrogoniometern im und außerhalb des Schuhes wurde
deshalb eingesetzt, um die Rückfußbewegungen während des Laufens mit unterschiedlichen
Schuhen zu erfassen. Material und Methode: Siebzehn männlich Probanden wurden mit fünf unterschiedlichen Laufschuhen und einer
Laufgeschwindigkeit von 3,3 m/s auf einer Kistler 9281B Plattform untersucht. Die
Untersuchung wurde nach mehreren Testläufen, die auch der Gewöhnung an die im Schuh
und außerhalb des Schuhes getragenen Goniometer dienten, in randomisierter Reihenfolge
durchgeführt. Das Innenschuhgoniometer war aus U-förmiger Kohlenstofffaser und umfasste
die Ferse. Das externe Schuhgoniometerwar aus Kunststoff und wurde in Höhe des erwarteten
Drehpunktes des USG positioniert. Lageveränderungen durch die unterschiedlichen Schuhmodelle
wurden ausgeglichen. Zielvariablen waren der Bewegungsumfang (range of motion), die
maximale Geschwindigkeit der Eversion, die Bodenreaktionskraft bei Fersenkontakt und
die maximalen Bodenreaktionskräfte. Die Parameter wurden mittels ANOVA statistisch
analysiert. Ergebnisse und Diskussion: Für alle Laufschuhe variierte die maximale Bodenreaktionskraft um weniger als 0,5
%. Die Bodenreaktionskraft bei Fersenkontakt war für die Messungen mit dem Innenschuhgoniometer
bei allen Schuhen im Vergleich etwa 11 % niedriger als mit dem äußeren Goniometer.
Die Variabilität war für diese Meßmethode ebenfalls niedriger (p < 0,001). Die Ergebnisse
stehen in Einklang mit den Untersuchungen von Stacoff [19] und zeigen, dass äußere Messungen am Schuh den Bewegungsumfang der Ferse überschätzen.
Dem Innenschuhgoniometer ist deshalb der Vorzug zu geben, da die Ergebnisse nicht
invasive aber hinreichend valide erhoben werden können.
Summary.
Excessive rearfoot motion is an important factor that has been linked to the development
of injuries in running. Therefore, extensive research has been performed that to investigate
the movement of the foot and factors that influence the degree of rearfoot motion.
Several methodological procedures are available that indirectly determine the degree
of rearfoot movement. High-speed film, high-speed video and opto-electric techniques
have been used to analyse the posterior aspect of the heel counter of the shoe in
the frontal plane to determine rearfoot motion at ground contact on a treadmill or
during overground running. Recent studies used invasive pin methods to determine rearfoot
motion during running under different conditions. Using a non-invasive approach, electrogoniometers
have been used to quantify rearfoot motion. The purpose of this study was to explore
the use of an in-shoe electrogoniometric method to investigate rearfoot motion during
running in different running shoes. The results showed that rearfoot motion variables
were lower using the in-shoe goniometer compared to a heel counter method. This confirms
previous bone pin studies where significant lower eversion and eversion velocity values
were revealed by the bone pins compared to the shoe counter markers. Thus, external
measurements seem to overestimate rearfoot motion significantly. On the other hand,
the in-shoe measurements revealed slightly lower GRF related values. As with any other
shoe insert, an in-shoe device elevates the foot slightly and thus may influence the
mechanical behaviour of the shoe.
Messungen der Rückfußbewegung beim Laufen.
Das Ausmaß von Pronationsbewegungen beim Laufen wird als ein wesentlicher Faktor für
die Entstehung und Charakteristika von Verletzungen eingeschätzt. Aufgrund dessen
wird in der Biomechanik diesem Belastungsfaktor ein großer Stellenwert eingeräumt,
der sich in einer Vielzahl von wissenschaftlichen Studien widerspiegelt. Messungen
der Pronationsbewegung beim Laufen sind aufgrund der Lage des oberen und unteren Sprunggelenkes,
denen diese kombinierte Bewegungen zugrunde liegen, ausgesprochen schwierig. In der
Regel werden zwei unterschiedliche Verfahren zur indirekten Messung der Pronationsbewegung
beim Laufen angewandt: Erstens kinematographischen Aufnahmen, bei denen der Fuß beim
Aufsetzen auf den Boden und bei der Abrollbewegung von hinten mit hohen Aufnahmefrequenzen
gefilmt wird. Zweitens, Elektrogoniometer, die das Ausmaß der Pronation und der Pronationsgeschwindigkeit
erfassen. Diese beiden Parameter gelten als relevant bezüglich möglichen Lauf-Verletzungen.
Elektrogoniometer arbeiten auf unterschiedlichen Messprinzipien wie Dehnungsmessstreifen
oder Potentiometern. Elektronische Goniometer ermöglichen hinreichend genau die indirekte
Erfassung der Bewegungen des Rückfußes im Winkel zum Unterschenkel. Es sollte betont
werden, dass mit diesen Verfahren die Pronation nicht direkt gemessen werden kann,
sondern nur der Achillessehnenwinkel zwischen der Längsrichtung der Achillessehne
und der Vertikalachse der Fersenkappe. Allerdings hat sich die Bestimmungsgröße des
Achillessehnenwinkels als aussagekräftige Variable für das Ausmaß der Fußpronation
in der Biomechanik durchgesetzt. In der hier vorliegenden Studie wurde ein Elektrogoniometer
verwendet, dass die Eversionsmessung beim Laufen auch innerhalb des Schuhes ermöglicht.
Die im Schuh gemessenen Variablen sind signifikant geringer als die extern an der
Fersenkappe des Schuhes ermittelten Werte. Dieses Ergebnis wird durch invasive Studien
bestätigt, die zeigen, dass externe Messungen die Rückfußbewegung beträchtlich überschätzen.
Andererseits wurden in der hier vorliegenden Studie mit Messungen im Schuh geringere
Bodenreaktionskräfte ermittelt. Die als Schuheinlage konstruierte Messvorrichtung
könnte durch das verwendete Material zu einem zusätzlichen Dämpfungseffekt führen
und damit die mechanischen Eigenschaften der Schuhe beeinflussen.
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Dr. phil. habil. Thomas Milani
Sport- und Bewegungswissenschaften Universität GH Essen
Henri Dunant-Str. 65
45131 Essen