Pneumologie 2000; 54(10): 454-457
DOI: 10.1055/s-2000-7683
ÜBERSICHT
Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Pulmonale Mycobacterium-avium-Infektion bei nicht-immungeschwächten Patienten: Eine neue Krankheit ?[1]

N. Konietzko
  • Zentrum für Pneumologie und Thoraxchirurgie, Ruhrlandklinik, Essen
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Publication Date:
31 December 2000 (online)

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Zusammenfassung

Infektionen mit Mycobacterium avium intracellulare (MAC-Komplex) werden in den letzten 10 Jahren gehäuft beobachtet. Sie treten typischerweise bei HIV-Infektionen bei einer CD4-Zahl unter 100/μl gehäuft auf, aber auch bei anderweitig Immunsupprimierten (Haar-Zell-Leukämie, Steroidtherapie). Darüber hinaus ist seit langem bekannt, dass vermehrt MAC-Infektionen bei präexistenten Lungenerkrankungen auch ohne einen nachweisbaren generalisierten Immundefekt auftreten können. In den letzten Jahren hat sich ein „neues Krankheitsbild” von pulmonaler MAC-Infektion ohne Immunsuppression herauskristallisiert. Dabei handelt es sich überwiegend um ältere, nichtrauchende Frauen mit jahrelang bestehender bronchitischer Symptomatik. Charakteristisch ist das hochauflösende Computertomogramm des Thorax mit Nachweis von zylindrischen Bronchiektasen in Mittellappen und/oder Lingula und pleuranahen, knotigen Herdbildungen. Kavernen sind selten, Pleurabeteiligung wird nicht beobachtet. Ein selektiver T-Zell-Defekt mit verminderter Gamma-Interferon-Produktion als Ursache wird diskutiert. Unbehandelt ist die Krankheit in der Regel progredient. Bei Einsatz einer antituberkulotischen Drei- bis Vierfachtherapie und residualchirurgischen Maßnahmen bei komplizierenden Kavernen ist die Prognose günstig.

1 Herrn Prof. Dr. med. Heinrich Matthys zum 65. Geburtstag gewidmet.

Literatur

1 Herrn Prof. Dr. med. Heinrich Matthys zum 65. Geburtstag gewidmet.

Dr. med N Konietzko

Zentrum für Pneumologie und Thoraxchirurgie Ruhrlandklinik

Tüschener Weg 40 45239 Essen