Aktuelle Urol 2000; 31(4): 248-254
DOI: 10.1055/s-2000-4658
AUS DER MEDIZINGESCHICHTE
Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Der Göttinger Chirurg C. J. M. Langenbeck und seine Methode der lateralen Lithotomie

H. D. Nöske
  • Urologische Klinik der Justus Liebig-Universität Gießen
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Publication Date:
31 December 2000 (online)

Zusammenfassung

Mit dem perinealen Seitenschnitt war die Blasensteinoperation zu einem festen Bestandteil der um 1800 aufstrebenden wissenschaftlichen Chirurgie geworden; weltweit betrachtete man dieses Vorgehen als Lithotomie der Wahl. Zu dieser Entwicklung hat der Göttinger Chirurg C. J. M. Langenbeck mit seiner Operationslehre „Über eine einfache und sichere Methode des Blasensteinschnittes” (1802) einen überzeugenden Beitrag geleistet. Seine Argumente für den damals noch riskanten Eingriff fußen auf subtilen Kenntnissen der topographischen Anatomie des unteren Harntraktes und der Genitalorgane verbunden mit einem außergewöhnlichen chirurgischen Geschick. Anatomie und Chirurgie bilden für ihn eine untrennbare Einheit. Seine chirurgischen Lehrer Loder (Jena), Vater und Sohn v. Siebold (Würzburg) und Richter (Göttingen) zählen zu den besten der Zeit. Nach kurzer praktischer Tätigkeit als Wundarzt und zwei intensiven Studienaufenthalten im für Mediziner sehr attraktiven Wien verbringt er sein fast 50jähriges Hochschullehrerleben an der Georgia Augusta in Göttingen, der er trotz ehrenvoller Rufe an andere Universitäten treu bleibt. Er errichtet zwei chirurgische Hospitäler und ein vorbildliches Theatrum Anatomicum (1829). Das umfangreiche literarische Werk und seine imposante Persönlichkeit am Operations- und Sektionstisch locken viele Gastärzte aus aller Welt - von den USA bis Rußland - in das sog. Leine-Athen. Dabei verdienen die auf urologischem Gebiet gesetzten Akzente heute noch unsere Aufmerksamkeit.

Literatur

  • 1 Doerner C F. Über die Wahl einer Steinschnitts-Methode. Aus: J. B. von Siebolds „Chiron”. 1806: 307-326
  • 2 Gruber G B. Conrad Johann Martin Langenbeck.  Niedersächsische Lebensbilder. 1962;  5 195-207
  • 3 v Häefen K. Vom Schaffen der Chirurgen Göttingens in ihren Arbeitsstätten.  Bruns Beitr Klin Chir. 1936;  163 638-670
  • 4 Hirsch A. Biographisches Lexikon hervorragender Ärzte. München - Berlin: Urban-Schwarzenberg-Verlag 1962
  • 5 Langenbeck C JM. Über eine einfache und sichere Methode des Steinschnittes. Würzburg 1802
  • 6 Meinhardt G. Die Universität Göttingen. Göttingen: Musterschmidt-Verlag 1977
  • 7 Nöske H D. Lithotomia vesicae. München: Zuckschwerdt-Verlag 1982
  • 8 Pirogow N I. Lebensfragen. Tagebuch eines alten Arztes. Stuttgart: Cotha-Verlag 1894
  • 9 Saathoff A. Geschichte der Stadt Göttingen. Göttingen: Vandenhoeck-Ruprecht-Verlag 1937
  • 10 Stromeyer G FL. Erinnerungen eines deutschen Arztes. Hannover: C. Rümpler-Verlag 1875
  • 11 Toellner R. Carl Christian von Klein. Stuttgart: G. Fischer-Verlag 1965

Prof. Dr H.-D Nöske

Univ. Oberstarzt d. R.Urologische Klinik der Justus Liebig-Universität Gießen

Klinikstr. 29 35385 Gießen

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