NOTARZT 2000; 16(1): 35-40
DOI: 10.1055/s-2000-3
DER TOXIKOLOGISCHE NOTFALL
Der toxikologische Notfall
Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Der Vergiftungsunfall

Diagnose und Therapie Vergifteter im RettungsdienstF. Martens
  • Charité, Campus Virchow Klinikum, Medizinische Fakultät der Humboldt-Universität zu Berlin,
    Klinik für Nephrologie und internistische Intensivmedizin (Direktor: Prof. Dr. U. Frei), Berlin
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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
31. Dezember 2000 (online)

 

Zusammenfassung

In 5 - 10 % seiner Einsätze muss sich der Notarzt mit Vergiftungen auseinandersetzen. Überwiegend handelt es sich um Erwachsene, die einen Suizidversuch unternehmen und dazu sedierende Medikamente, oft in Kombination mit Ethanol, oral aufnehmen. Andere Pharmaka, Drogen und chemische Erzeugnisse gehören zu den selteneren Vergiftungsursachen. Nach einer raschen Basisuntersuchung der vitalen Funktionen und etwaigen Erstmaßnahmen erfolgt die sorgfältige Inspektion der Einsatzstelle, eine gründliche Anamnese bzw. Fremdanamnese vor Ort, die körperliche Untersuchung des (entkleideten) Patienten und die Sicherstellung verdächtiger Substanzen (Asservate). Die Therapiemaßnahmen sind an der tatsächlichen bzw. erwarteten Schwere der Vergiftung auszurichten. In der Mehrzahl der Fälle werden die Sicherung der Vitalfunktionen, ggf. durch Intubation, Beatmung sowie durch Gabe von Volumen und/oder kreislaufwirksamen Katecholaminen ausreichend sein. Nur bei wenigen Giftursachen stehen Antidote zur Verfügung. Deren Gabe ist z. T. mit erheblichen Nebenwirkungen behaftet, so dass sie nur bei entsprechend schweren Vergiftungen und bei hinreichender Sicherheit der Diagnose gegeben werden sollten. Da die Mehrzahl der Patienten die Giftstoffe schlucken, sind Überlegungen zur primären Giftentfernung aus dem Magen anzustellen. Die Indikation für induziertes Erbrechen oder Magenspülung hat zu Gunsten der Gabe von Medizinalkohle einen Wandel erfahren, der auch in der präklinischen Notfallmedizin umgesetzt werden sollte.

Poisoning Emergency - Diagnosis and Therapy of Poisoned Patients in Emergency Medicine

Poisoning is a common event. Approx. 5 to 10 % of the patients seen by the emergency physician on scene are intoxicated. Most of these patients are adults, who have poisoned themselve in a suicidal attempt. Common are sedatives, often combined with ethanol, whereas other drugs and chemical substances are not as frequent. Following the basic check up of vital functions and emergency procedures it is necessary to inspect the location where the patient was found, to get the history of the patient from himself or his relatives. A subtle medical examination as well as collection of suspicious materials for later toxicological analysis should follow. Therapy depends on the observed or expected seriousness of the poisoning. Supportive measures as artificial ventilation, intravenous fluids and/or pressure drugs are often sufficient. The use of antidotes is required only in a small group of patients and should be carefully considered due to possible secondary effects. Because most of the patients have taken the poisons orally, decontamination procedures of the gitract may be required. The indications for induced emesis, gastric lavage and activated charcoal have been revised. Emergency medical procedures should be adopted to the new recommendations concerning gastric lavage especially.

Literatur

Priv.-Doz. Dr. med. F. Martens

Charité, Campus Virchow Klinikum
Medizinische Fakultät der Humboldt-Universität zu Berlin
Klinik für Nephrologie und internistische Intensivmedizin

Augustenburger Platz 1

13353 Berlin


eMail: E-mail: frank.martens@charite.de