Viszeralchirurgie 2000; 35(1): 48-61
DOI: 10.1055/s-2000-11231
ORIGINALARBEIT
© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Ernährung bei entzündlichen Darmerkrankungen (Morbus Crohn, Colitis ulcerosa) im chronischen Stadium

S. C. Bischoff
  • Medizinische Hochschule Hannover, Zentrum Innere Medizin und Dermatologie, Abteilung Gastroenterologie und Hepatologie, Hannover
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Publication Date:
31 December 2000 (online)

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Zusammenfassung.

Mangelernährung wird bei chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen häufig beobachtet: etwa 2/3 aller Patienten mit Morbus Crohn und 1/3 aller Patienten mit Colitis ulcerosa weisen Zeichen der Unterernährung auf. Dies führt zu Gewichtsverlust und spezifischen Mangelerscheinungen wie Anämie, gestörten Immunfunktionen und Osteopenie. Bei Kindern kann es zu Minderwuchs kommen, der unbehandelt oft irreversibel ist. Deshalb sollten bei chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen ernährungsmedizinische Maßnahmen einen Teil des Therapiekonzeptes darstellen. Es gibt außerdem Hinweise dafür, daß Ernährungsmaßnahmen, insbesondere die künstliche Ernährung, neben dem Ausgleich von Mangelsituationen auch primärtherapeutische Bedeutung haben könnten, wobei die zugrundeliegenden Mechanismen weitgehend unklar sind. Schließlich wird vermutet, daß Ernährungsgewohnheiten und einzelne Nahrungsmittel ätiologische bzw. pathogenetische Bedeutung für die Entstehung von chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen bei Subgruppen haben könnten. Während unzweifelhaft ist, daß ernährungsmedizinische Maßnahmen bei chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen sinnvoll sind, herrscht Uneinigkeit darüber, welche Strategien zu bevorzugen sind. Im akuten Schub wird eine künstliche Ernährung empfohlen, die exakte Indikation und die Art (parenteral oder enteral, Polypeptid- oder Elementardiät etc.) sind jedoch nicht definiert. In der Remissionsphase sind orale Ernährungsformen die Regel, Ausnahmen können jedoch Patienten mit Kurzdarmsyndrom oder mit Fisteln sein. In jüngster Zeit wurden neue Ansätze unter Verwendung von Nahrungsmitteln, die mit immunmodulierenden Substanzen angereichert wurden (Fischöl, Glutamin, Arginin u. a.) vorgeschlagen und geprüft. Hoffnungsvolle Ergebnisse liegen inzwischen für Fischöl vor, das offensichtlich eine Verlängerung der Remissionsphase bewirkt. Während die möglichen Ernährungsstrategien im akuten Schub chronisch-entzündlicher Darmerkrankungen in vielen Arbeiten präsentiert wurden, liegen vergleichsweise wenig Übersichten zur Ernährung im chronischen Stadium vor. Deshalb soll der Schwerpunkt der vorliegenden Übersicht die Ernährung im chronischen Stadium von entzündlichen Darmerkrankungen sein.

Nutrition in inflammatory bowel disease (crohn's disease, ulcerative colitis) in the chronic stage.

Malnutrition is frequently observed in patients with inflammatory bowel disease: about 2/3 of all patients with Crohn's disease and 1/3 of those with ulcerative colitis show typical signs of malnutrition. This leads to decrease in weight and specific deficiencies such as anemia, disturbed immune functions and osteopenia. In children it can come to less stature, which is untreatedly often irreversible. Therefore, nutrition-medical measures should represent a part of the therapy concept with inflammatory bowel disease. Additionally, there are notes for the fact that nutritional measures, in particular the artificial nutrition, apart from which balance of deficiencies could have also primary-therapeutic meaning, whereby the underlying mechanisms are to a large extent unclear. Finally it is assumed that nutrition habits and individual food may have etiologic or pathogenic meaning for the emergence of inflammatory bowel disease with particular subgroups. While it is unquestionable that nutrition-medical measures are of importance in the management of patients with inflammatory bowel disease, there is some disagreement about which strategies are to be preferred. In the acute phase of disease an artificial nutrition is recommended, the accurate indication and the type (parenteral or enteral nutrition, polymeric or elemental diet etc.) are not defined however. In the remission phase oral nutrition forms are the rule. Exceptions can be patients with short bowel syndrome or with fistulae. In recent time new approaches have been suggested and checked such as food formulas containing immune-modulating substances (e.g. fish oil, glutamine, arginine, etc.). Hopeful results have been presented in the meantime for omega-3-fatty acids, which cause obviously an extension of the remission phase. While the possible nutrition strategies in the acute phase of inflammatory bowel disease have been presented in many works, comparatively few outlines are available for nutrition in the chronic stage. Therefore the emphasis of the present outline should be the nutrition in the chronic stage of inflammatory bowel disease.

Literatur

Priv.-Doz. Dr. S. C. Bischoff

Med. Hochschule Hannover, Zentrum Innere Medizin/DermatologieAbt. Gastroenterologie/Hepatologie

30623 Hannover

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