Gesundheitswesen 2000; 62(4): 219-224
DOI: 10.1055/s-2000-10860
© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Tätowieren und Piercing - Erfahrungen aus der infektionshygienischen Überwachung eines Gesundheitsamtes

U. Heudorf, G. Kutzke, U. Seng
  • Abteilung Umweltmedizin und Hygiene, Gesundheitsamt der Stadt Frankfurt am Main (Amtsleiterin: Dr. M. Peters)
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Publication Date:
31 December 2000 (online)

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Zusammenfassung

Das Tätowieren und Piercing erfreut sich zunehmender Beliebtheit. Über die Infektionsrisiken bei beiden Methoden liegen zahlreiche Berichte vor. Neben Wundinfektionen sind dies insbesondere die Übertragung von Hepatitiden (B und C) sowie das HIV-Risiko. Angesichts dieser Infektionsrisiken haben die Bundesländer die Einhaltung der Hygiene beim Tätowieren und Ohrlochstechen in speziellen Hygiene-Verordnungen geregelt. Auf dieser Grundlage hat das Gesundheitsamt der Stadt Frankfurt am Main ab 1995 regelmäßig alle Tattoo-Studios, aber auch Tattoo-Messen u. a. im Hinblick auf Hygiene-Fragen beraten und überwacht.

Methodisches Vorgehen: Anhand einer Checkliste wurden die Tattoo- und Piercing-Studios ab 1995 regelmäßig einmal pro Jahr begangen (1998 konnten wegen Stellenvakanz keine Überprüfungen durchgeführt werden). Auch auf Tattoo-Messen u. ä. wurden systematische Kontrollen durchgeführt.

Ergebnisse: Zwischen 1995 und 1997 nahm die absolute Zahl der Beanstandungen in Tattoo-Studios von 20 auf 9 ab, trotz Zunahme der Studios von 6 auf 10. Nach der einjährigen Unterbrechung der Überwachung war jedoch wieder ein starker Anstieg der Beanstandungen zu verzeichnen, dies betraf insbesondere das Fehlen der Sterilisatorenüberprüfung. Auch bei den infektionshygienischen Überprüfungen von Tätowierern und Piercern im Rahmen von Tattoo-Messen in Frankfurt am Main konnte zwischen 1995 und 1999 eine deutliche Verbesserung beobachtet werden.

Diskussion und Schlussfolgerungen: Nach unseren Erfahrungen sind die gewerbsmäßig tätigen Tätowierer und Piercer durchaus für Hygienefragen zu interessieren. Allerdings zeigt die Zunahme der Beanstandungen nach einer einjährigen Unterbrechung der Überwachung aber auch die Notwendigkeit einer regelmäßigen Kontrolle. Auch die Auflagen zur Genehmigung einer Tattoo-Messe u. ä. haben sich bewährt. Angesichts der Berichte in der Literatur über Infektionsgefahren bei Nichtbeachtung hygienischer Prinzipien beim Piercing und Tätowieren ist die Beratung und Überwachung dieser Einrichtungen eine wichtige infektionspräventive Aufgabe des Gesundheitsamtes. Die Überwachung solcher Einrichtungen wird im Rahmen des Infektionsschutzgesetzes bundeseinheitlich als Aufgabe der Gesundheitsämter geregelt werden.

Infectious Complications of Tattooing and Piercing - Preventive Measures and Surveillance by Public Health Services

Tattooing and piercing have become increasingly popular in recent years. Both methods involve several medical risks, including transmission of infectious diseases. There are many reports on wound infections as well as transmission of hepatitis and human immunodeficiency viruses etc. According to these facts special hygiene regulations for tattooing and piercing have been published in Germany. Based on these regulations the public health department of the city of Frankfurt am Main, Germany, carried out special hygiene controls in such studios, one a year. Special tattoo or piercing exhibitions were also controlled. Results are reported here.

Material and method: Studios for tattoos or piercing were informed about hygiene rules and annually controlled from 1995-1999, using a special check list on cleaneness in the studios, desinfection and sterilisation procedures etc. For permission of tattoo and piercing exhibitions special hygiene orders were made mandatory.

Results: During 1995-1997 the absolute number of complaints decreased from 20 to 9, in spite of the increasing number of tattoo studios in Frankfurt am Main (from 6 to 10). This was true also of the tattoo and piercing exhibitions. After 1 year without control visits however, an increase of complaints was to be seen in 1999.

Discussion: According to our experience tattooists and piercers are interested in good hygiene practice. But our data showing the worsening hygiene data in one year without control visits also demonstrate the necessity of regular controls by the authorities. According to the reports on infectious complications of tattooing and piercing and according to the data reported here hygienic advice and control is an important task of Public Health services.

Literatur

Dr. Ursel Heudorf

Abteilung Umweltmedizin und HygieneGesundheitsamt der Stadt Frankfurt am Main


Braubachstraße 18-22

60311 Frankfurt