Geburtshilfe Frauenheilkd 2025; 85(06): e14
DOI: 10.1055/s-0045-1809460
Abstracts | MGFG

Charakterisierung und Dynamik von zirkulierenden Tumorzellen (CTCs) bei Patientinnen mit einem Ovarialkarzinom

A E Graßhoff
1   Klinik und Poliklinik für Frauenheilkunde, Universitätsklinikum Leipzig, Deutschland
,
T Piegeler
2   Klinik und Poliklinik für Anästhesiologie und Intensivtherapie, Universitätsklinikum Leipzig, Deutschland
,
B Aktas
1   Klinik und Poliklinik für Frauenheilkunde, Universitätsklinikum Leipzig, Deutschland
,
I Nel
1   Klinik und Poliklinik für Frauenheilkunde, Universitätsklinikum Leipzig, Deutschland
› Institutsangaben
 

Hintergrund: Zirkulierende Tumorzellen (CTCs) aus dem Blut von Ovarialkarzinom-Patientinnen stellen einen neuen Ansatz dar, minimalinvasiv Informationen zu Eigenschaften des Primärtumors zu erhalten und damit prognostische und therapierelevante Biomarker zu finden. Da die operative Tumorentfernung aufgrund einer systemischen Entzündungsreaktion besonders zur Absiedelung und Veränderung von CTCs beitragen könnte, untersucht diese Studie Oberflächenmarker auf CTCs prä- und postoperativ, um mögliche Veränderungen der heterogenen CTCs im Therapieverlauf zu analysieren.

Methodik: Zwischen 03/23-03/25 wurden 10 Patientinnen in die Studie eingeschlossen, die in unserer Klinik mit einem Ovarialkarzinom diagnostiziert wurden und ein primäres, vollständiges Tumor-Debulking erhielten. Im Rahmen dieser OP wurden pro Patientin Blutproben (je 9 ml) zu 4 Zeitpunkten untersucht: präoperativer Tag (T1), 4h nach OP-Beginn (T2), 24h und 72h postoperativ (T3 und T4). CTCs wurden mittels magnetisch-aktivierter Zell-Separation (MACS) mit dem Ovarialkarzinom-Marker L1CAM isoliert und auf je 2 Objektträger zentrifugiert. Mittels Immunfluoreszenzfärbung erfolgte die Charakterisierung und Quantifizierung der Zellen durch „Panel 1“: CD45 (Leukozytenmarker), Cytokeratin (CK, epithelialer Marker), CD133 (Stammzellmarker), PD-L1 (therapierelevant bzgl. Checkpoint-Inhibitoren) und „Panel 2“: CD45, ERCC1 (therapierelevant bzgl. Platin-Resistenz), N-Cadherin (mesenchymaler Marker), ICAM (Tumoraggressivität). Kriterien für die Charakterisierung als CTC waren eine erhöhte Kern-Plasma-Ratio, CD45-Negativität und Positivität für mindestens einen weiteren Marker.

Ergebnisse: Die Patientinnen waren durchschnittlich 56 Jahre alt, wobei FIGO-Stadien von IC bis IVB klassifiziert wurden. Unter den 10 Fällen waren 8 high-grade seröse, ein muzinöses und ein mesonephroides Karzinom. Die CTC-Positivrate betrug 70% in den prä-OP Blutproben (T1) vs. 30% peri- (T2) und post-OP (T3 und T4). Drei der 10 Patientinnen waren zu allen 4 Zeitpunkten CTC-negativ. Vier von den 7 an T1 CTC+ Patientinnen wurden im Verlauf negativ, drei blieben CTC+. Der durchschnittliche CTC count der 7 CTC+ Fälle in „Panel 1“ änderte sich im zeitlichen Verlauf wie folgt: 1,86 CTCs (T1); 1,0 (T2); 0,71 (T3) und 0,86 (T4). Von den insgesamt 31 detektierten CTCs in „Panel“1 waren 68% CK+, 42% PD-L1+ und 6% CD133+. Drei der in „Panel 1“ CTC-+ Patientinnen waren auch in „Panel 2“ positiv. Dabei wurden folgende CTCs charakterisiert: 1x ERCC1+ (T1); 1x ICAM+ (T2); 1x N-Cad+ (T3), 1x N-Cad+/ ICAM+ (T3).

Ausblick: Diese Pilotstudie deutet eine CTC Dynamik im Verlauf des Tumordebulkings an. Die CTC Profile werden mit den klinischen Verlaufsdaten sowie weiteren perioperativen Interventionen (z. B. der Art des Narkoseverfahrens oder Bluttransfusionen) korreliert, um möglicherweise prognostische Marker zu finden.



Publikationsverlauf

Artikel online veröffentlicht:
11. Juni 2025

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