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DOI: 10.1055/s-0045-1809293
Die sozioökonomische Auswirkungen der chirurgischen Behandlung bei spontaner intrakranialer Hypotension (SIH)
Einleitung Da die spontane intrakranielle Hypotension (SIH) klassischerweise jüngere Patienten ohne Komorbiditäten betrifft, sind sozioökonomische Auswirkungen wahrscheinlich. In den meisten Fällen führt die SIH zu neuen, oft chronischen Kopfschmerzen, deren orthostatischer Charakter sich oft während des Spontanverlaufs der Erkrankung vermindert. Neben den Kopfschmerzen tragen eine Vielzahl weiterer vestibuloauditiver, visueller und kognitiver Symptome zur Krankheitsbelastung bei. Mit der genauen Lokalisierung des Lecktyps kann eine gezielter Leckverschluß durchgeführt werden, somit eine Therapie der Ursache. Diese Studie untersucht die Auswirkungen von SIH auf die Arbeitsfähigkeit und den Effekt der chirurgischen Behandlung mit gezieltem Leckverschluss.
Material & Methoden In dieser monozentrischen retrospektiven Studie wurden alle Patienten im Alter von≤65 Jahren, die zwischen April 2018 und September 2024 wegen spinaler Liquorlecks operiert wurden, bezüglich ihrer Arbeitsfähigkeit mittels eines Fragebogens evaluiert. Die Arbeitsfähigkeit vor und nach Symptombeginn der SIH, 3 Monate nach der Operation und zum Zeitpunkt der Befragung wurden erfasst.
Ergebnisse Von 278 Patienten antworteten 219 (79%). Nach Ausschluss von neun Patienten, die bereits zum Zeitpunkt der Erkrankung berentet waren, wurden 210 Patienten eingeschlossen. Das mediane Alter betrug 45,5 Jahre (IQR 36-53, Spanne 20-65Jahre), 62% waren weiblich. Die mediane Symptomdauer vor der Operation betrug 168 Tage (IQR 86-513, Spanne 10 Tage bis 18 Jahre). Vor Symptombeginn arbeiteten 173/210 Patienten zu 100%, 34/210 arbeiteten in Teilzeit und drei waren arbeitslos. Nach Beginn der Symptome waren die meisten Patienten (128/210, 61%) arbeitsunfähig, 19/210 mussten die Arbeitszeit auf 20-50% reduzieren und 18/210 auf 50-80%. Nur 10/210 konnten voll arbeiten, weitere 35/210 Patienten arbeiteten mit Anpassungen bei voller Kapazität. Drei Monate nach der Operation gab es eine signifikante Verbesserung: 54/210 (26%) waren arbeitsunfähig, 19% arbeiteten in Teilzeit und 115/210 (55%) arbeiteten mit voller Kapazität (33 mit Anpassungen). Beim letzten Follow-up waren nur noch 9% arbeitsunfähig, 18% hatten eine Arbeitszeitreduzierung und 136/210 (65%) arbeiteten mit voller Kapazität (26 mit Anpassungen). Während der Nachbeobachtungszeit gingen 19 Patienten in Rente, entweder als Folge der SIH oder unabhängig davon.
Zusammenfassung SIH führt bei der Mehrheit der Patienten zu Arbeitsunfähigkeit oder zu relevanten Arbeitskrafteinbußen mit einer individuellen und sozioökonomischen Relevanz. Nach einem gezielten operativen Verschluss des Liquorlecks wird kurz und langfristig die volle Arbeitsfähigkeit in den meisten Fällen wiederhergestellt. Etwa 10% der Patienten bleibt jedoch anhaltend arbeitsunfähig.
Publikationsverlauf
Artikel online veröffentlicht:
16. Juli 2025
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