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DOI: 10.1055/s-0045-1809231
„The great imitator is back“ – cholestatische Hepatopathie bei Sekundärsyphilis
Einleitung Ein 29-jähriger Patient wird aufgrund einer unklaren Erhöhung der Leberwerte in die hepatologische Ambulanz überwiesen. Anamnestisch bestehen grippeähnliche Infektsymptome mit Fieber und Abgeschlagenheit seit 3 Wochen.
Material und Methodik Case report
Ergebnisse Aufgrund abdomineller Beschwerden wurde initial eine Notaufnahme aufgesucht, im Labor fiel eine deutliche Erhöhung der Leberwerte auf mit führend cholestatischem Profil und Dominanz der alkalischen Phosphatase. Die differentialdiagnostische Aufarbeitung war negativ für Hepatitis A, B, C, E, CMV, EBV, autoimmune Lebererkrankungen, Morbus Wilson, metabolisch-toxische Lebererkrankungen. Eine Abdomensonographie zeigte abgesehen von einer Hepatosplenomegalie einen unauffälligen Befund. Bei Symptom- und Befundpersistenz erfolgte die Vorstellung in der hepatologischen Ambulanz ca. 3 Wochen nach Symptom-Onset. Zwischenzeitlich sind ein derbe Lymphadenopathie und ein masernähnliches Exanthem am Stamm und den Extremitäten aufgetreten sowie springende Gelenksschmerzen. Die Lebersyntheseparameter und Elastographie sowie die nochmalige und erweiterte serologische Aufarbeitung waren weiter unauffällig. In Rücksprache mit der dermatologischen Ambulanz wird ein STI-Screening durchgeführt, die Serologie ist positiv für Treponema pallidum. In der Befundbesprechung wird ein ungeschützter Sexualkontakt (MSM) ca. 10 Wochen vor Symptombeginn angegeben. Die Präsentation mit Infektsymptomen (Fieber, Abgeschlagenheit, Gelenksschmerzen) und Exanthem entspricht einem typischen generalisiertem Sekundärstadium der Syphilis. Die Inizidenz einer hepatitischen Beteiligung bei Syphilis schwankt in der Literatur zwischen 1 – 38% (-50%). Die Therapie in allen Stadien besteht in Penicillin intramuskulär, es sind keine Erregerresistenzen bekannt.
Zusammenfassung Die Inzidenz sexuell übertragbarer Infektionen (sexual transmitted infection – STI) generell und der Syphilis im Speziellen ist im Ansteigen. Gerade bei Erkrankungen wie der Syphilis, die in ein generalisiertes Stadium mit unterschiedlichen Organmanifestationen wie der Leber übergehen können, ist eine Stärkung des Bewusstseins für die Integration von STIs in die differentialdiagnostischen Überlegungen wichtig. Die Erkrankung lässt sich in allen Stadien mit Penicillin gut behandeln, eine Diagnose und Therapie im Frühstadium sind wichtig, um Infektionsketten zu unterbrechen. Präventive Maßnahmen beinhalten Aufklärung, Expositionsprophylaxe und einen enttabuisierten Umgang gegenüber unterschiedlichen Sexualpraktiken.
Publikationsverlauf
Artikel online veröffentlicht:
13. Mai 2025
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