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DOI: 10.1055/s-0045-1809215
Leber- und Milzsteifigkeitsmessung mittels transienter Elastographie zur Risikostratifizierung für hepatische Dekompensation: eine multizentrische europäische Kohortenstudie in cACLD-Patient:innen
Einleitung Das NICER-Modell kann anhand nicht-invasiv bestimmter Leber- (LSM) und Milzsteifigkeit (SSM) sowie Body Mass Index (BMI) und Thromobozytenzahl (PLT) das Vorhandensein einer CSPH bei Patienten mit kompensierter, fortgeschritten-chronischer Lebererkrankung (cACLD) zuverlässiger als das ANTICIPATE±NASH-Modell (LSM, PLT±BMI je nach Ätiologie) anzeigen. In dieser Arbeit präsentieren wir Daten zum klinischen Outcome der Kohorte, in Welcher das NICER-Modell entwickelt wurde, und vergleichen die prognostische Wertigkeit nicht-invasiver Tests (NITs) für CSPH gegen den minimal-invasiv bestimmten portalvenösen Druckgradient (HVPG).
Material und Methodik Patient:innen mit Child-Turcotte-Pugh A cACLD (LSM≥10kPa und/oder histologische F3/4-Fibrose), welche in einem der 16 teilnehmenden europäischen Zentren zwischen 2020 und 2023 gepaarte HVPG- und NIT-Bestimmungen unterliefen, wurden bis zum Auftreten von hepatischer Dekompensation, Leberzellkarzinom, Tod, oder bis zur letzten Ambulanzvisite verfolgt.
Ergebnisse 358 Patient:innen mit cACLD (MASLD: 40,7%, MetALD/ALD: 32,1%, viral: 16,2%) mit einer CSPH-Prävalenz von 62,0% eingeschlossen. Das Vorliegen einer CSPH (Gray’s test: p<0,001) oder ein anhand NITs bestimmtes hohes CSPH-Risiko≥60% (NICER: p=0,004, ANTICIPATE±NASH: p=0,002) konnten Hochrisikopatient:innen mit ähnlicher Genauigkeit identifizieren. In einer Cox-Regressionsanalyse konnten Serumalbuminspiegel als wichtiger Prädiktor hepatischer Dekompensation (univariable Analyse: p<0,001) nebst entweder HVPG (albuminadjustiert: p<0,001) oder NICER (albuminadjustiert: p=0,015) oder ANTICIPATE±NASH (albuminadjustiert: p=0,022) als CSPH-Surrogatparameter identifiziert werden. Die das Serumalbumin sowie entweder HVPG, NICER oder ANTICIPATE±NASH berücksichtigenden Modelle erzielten hohe C-statistics für Dekompensation (mittels Bootstraping intern validierte C-statistics: 0,769-0,805). Schließlich stratifizierten wir unsere Kohorte anhand einer in den beschriebenen Modellen errrechneten 95%-igen Wahrscheinlichkeit für ein dekompensationsfreises Einjahresüberleben. Dadurch konnten je nach Modell etwa 60% der Kohorte als Niedrigstrisikopatient:innen (Einjahresdekompensationsinzidenz: 1,4–2,1%) identifiziert werden, während die verbliebenen rund 40% korrekt als Hochrisikopatient:innen eingestuft wurden (Einjahresdekompensationsinzidenz: 14,3–16,0%).
Zusammenfassung In unserer multizentrsichen europäischen Studie in einem zeitgenössischen cACLD-Patient:innenkollektiv konnten wir eine ähnliche prognostische Wertigkeit von HVPG und CSPH-NITs demonstrieren. Die Berücksichtigung des Serumalbuminspiegels verbessert die Trennschärfe unserer prognostischen Modelle, die zuverlässig Hochrisikopatient:innen mit hoher Dekompensationsrate identifizieren, welche die Zielpopulation für prophylaktische Therapien darstellen.
Publikationsverlauf
Artikel online veröffentlicht:
13. Mai 2025
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