Senologie - Zeitschrift für Mammadiagnostik und -therapie 2025; 22(02): e25
DOI: 10.1055/s-0045-1807687
Abstracts

Hypersensitivitätsreaktionen nach Carboplatingabe – Genese und klinische Bedeutung

T Rolf
1   Frauenklinik St. Louise/Kooperatives Brustzentrum Paderborn, Klinik für Gynäkologie und Geburtshilfe, Paderborn, Germany
,
K Beckmann
1   Frauenklinik St. Louise/Kooperatives Brustzentrum Paderborn, Klinik für Gynäkologie und Geburtshilfe, Paderborn, Germany
,
B Schwalbach
1   Frauenklinik St. Louise/Kooperatives Brustzentrum Paderborn, Klinik für Gynäkologie und Geburtshilfe, Paderborn, Germany
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M Klee
1   Frauenklinik St. Louise/Kooperatives Brustzentrum Paderborn, Klinik für Gynäkologie und Geburtshilfe, Paderborn, Germany
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M P Lux
1   Frauenklinik St. Louise/Kooperatives Brustzentrum Paderborn, Klinik für Gynäkologie und Geburtshilfe, Paderborn, Germany
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Z Schuller
1   Frauenklinik St. Louise/Kooperatives Brustzentrum Paderborn, Klinik für Gynäkologie und Geburtshilfe, Paderborn, Germany
› Author Affiliations
 

Zusammenfassung: 59-jährige Patientin mit einer rezidivierenden Carboplatin-vermittelten Hypersensitivitätsreaktion

Anamnese und klinischer Befund:

Eine 59-jährige Patientin mit einem Zweitkarzinom eines triple negativen Mammakarzinoms links, cT2 (35mm) cN0 cM0, G3, ER 0%, PR0%, Her2negativ, KI-67 30%, wurde mit Carboplatin, Paclitaxel und Pembrolizumab neoadjuvant therapiert. Bei Fieber bis 39° Celsius und Schüttelfrost mit AZ-Verschlechterung nach Carboplatingabe wurde sie wiederholt stationär aufgenommen. Ein Infektfokus inklusive Portkatheterinfektion konnte ausgeschlossen werden, eine vorsorgliche Portexplantation erbrachte keine Besserung. Eine Erhöhung des CRPs fiel ohne antibiotische Therapie ab. Sie erhielt bis dahin 7 Zyklen mit Carboplatin, Paclitaxel und Pembrolizumab.

Hintergründe und Diagnose: Die Chemotherapie wurde separat von Pembrolizumab gegeben und beide Präparate getrennt voneinander, so dass von einer Immunreaktion auf Carboplatin ausgegangen wird. Nebenbefundlich allergisches Asthma. Hypersensititvitätsreaktionen nach Carboplatingabe werden in bis zu 26,7% bei PatientInnen berichtet, die 7 und mehr Zyklen einer Carboplatin-haltigen Chemotherapie erhielten (Markman 1999). Die Einleitung von durch IgE vermittelten allergischen Reaktionen erfordert die Bindung von IgE-Antikörpern an FCER1 (wird von Mastzellen und Basophilen exprimiert). Diese Aktivierung kann durch die Inhibierung der Phosphatidylinositol-3-Kinase gestoppt werden kann (Iwamoto 2014). Auch Omalizumab (monoklonaler anti-IgE-Antikörper) blockiert die Carpoplatin-induzierte basophile Aktivierung.

Therapie und Verlauf: Die Patientin wurde mit Dexamethason und Antipyretika behandelt und in einem guten AZ nach Hause entlassen. Die Therapie wurde auf Paclitaxel und Pembrolizumab umgestellt.

Eine Testung von Patientinnen auf FCER1-Überexpression könnte als Standard für Carboplatin-haltige Chemotherapien etabliert werden, gerade auch bei bekannten Allergiepatientinnen. Eine Vorbehandlung mit Omalizumab kann bei diesen Patientinnen ebenfalls in Erwägung gezogen werden, wenn Carboplatin für den Therapieerfolg essentiell gesehen wird.



Publication History

Article published online:
04 June 2025

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