Diabetologie und Stoffwechsel 2025; 20(S 01): S80-S81
DOI: 10.1055/s-0045-1807516
Abstracts | DDG 2025
Poster
Posterwalk 12: Pädiatrische Diabetologie & Versorgungsforschung

Psychische Belastung der Eltern bei klassischer Manifestation des Typ-1 Diabetes (T1D) im Stadium 3 bei ihrem Kind

O Kordonouri
1   Kinder- und Jugendkrankenhaus AUF DER BULT, Diabeteszentrum für Kinder und Jugendliche, Hannover, Germany
,
L Galuschka
1   Kinder- und Jugendkrankenhaus AUF DER BULT, Diabeteszentrum für Kinder und Jugendliche, Hannover, Germany
,
E Marquardt
1   Kinder- und Jugendkrankenhaus AUF DER BULT, Diabeteszentrum für Kinder und Jugendliche, Hannover, Germany
,
B Aschemeier-Fuchs
1   Kinder- und Jugendkrankenhaus AUF DER BULT, Diabeteszentrum für Kinder und Jugendliche, Hannover, Germany
,
K Lange
2   Medizinische Hochschule Hannover, Medizinische Psychologie, Hannover, Germany
› Institutsangaben
 

Die Manifestation des T1D im Stadium 3 bei Kindern und Jugendlichen ist meist unerwartet. Die damit verbundenen psychischen Belastungen der Eltern und deren Einflussfaktoren wurden untersucht.

In die Studie*wurden Eltern eingeschlossen, bei deren Kind zwischen 07/2021 und 12/2024 am KKB ein T1D diagnostiziert worden war. Das psychische Befinden wurde mit dem PHQ-D zur Erfassung von depressiven Symptomen (Summenscore 0-27) und dem Panik-Modul erfasst. Außerdem wurde die Belastung durch die Diabetesdiagnose erfragt, und ob die Diagnose erwartet wurde. Soziodemographische Patienten- und Elterncharakteristika, T1D in der Familie sowie die metabolische Situation (HbA1c, Glukose, pH, Bikarbonat, diabetische Ketoazidose (DKA)) bei Manifestation wurden analysiert.

Im Studienzeitraum wurde bei 328 Kindern und Jugendlichen ein T1D im Stadium 3 diagnostiziert (40% weiblich; Alter 9,0±4,8 Jahre, MW±SA), davon war bei 5 Kindern zuvor in der Fr1da-im-Norden Studie ein Stadium 1 oder 2 festgestellt worden (60% weiblich, Alter 6,3±3,8 Jahre). 10 Kinder (5,2%) hatten einen erstgradigen Angehörigen mit T1D. Eine DKA wiesen 44,8% aller Kinder auf (unter 6-Jährige 45%, 6-12-Jährige 52%, über 12-Jährige 35,5%; p=0,010), jedoch keines der 5 Fr1da-Kinder. HbA1c (11,6±2,3%), Glukose (447±183 mg/dl), pH (7,26±0,18) und Bikarbonat (17,5±7,0 mmol/l) unterschieden sich signifikant zwischen Kindern mit vs. ohne DKA (alle p<0.001). HbA1c und Glukosewerte der Fr1da-Kinder waren signifikant niedriger, pH höher als bei Kindern mit klassischer T1D Manifestation. Eltern von 194 Kindern (59,1%) (40,8% weiblich, Alter 8,8±4,6 Jahre) beantworteten den Fragebogen.

Der mittlere PHQ-9 Summenwert lag bei 7,2±4,5 (0-20) bei den 180 Müttern (d.h. leichtgradige depressive Symptomatik), ohne signifikante Assoziation zum Alter des Kindes (p=0,613) oder zum Vorliegen einer DKA (p=0,275). Der PHQ-9 Summenwert der 139 Väter betrug 6,1±4,4 (0-20) und war niedriger als der der Mütter (p<0,001). Von Angst/Panik-Symptomen berichteten 22 Mütter (12,6%) und 11 Väter (8,1%, P<0,001). Während sich jeweils 15% der Mütter und Väter psychisch stark oder sehr stark eingeschränkt fühlten, gaben 24,4% der Mütter und 15,2% der Väter eine hohe oder sehr hohe Belastung durch den Diabetes an (p<0,001). Der überwiegende Anteil der Eltern (Mütter 66,7%, Väter 69,9%) hatten überhaupt nicht mit einem Diabetes gerechnet, die Eltern der 5 Fr1da-Kinder waren darauf vorbereitet, deren Belastung war tendenziell geringer (PHQ-9 Mütter: 4,8±3,8, Väter 4,6±1,9).

Die metabolischen und soziodemographischen Daten bei T1D Manifestation unterschieden sich nicht zwischen antwortenden und nicht beteiligten Eltern (p jeweils>0,1).

Die unerwartete Manifestation des T1D bei einem Kind stellt eine hohe Belastung für dessen Eltern dar. Sie ist unabhängig vom Alter des Kindes und der Schwere der Erkrankung bei ihrer klinischen Manifestation.

*Unterstützt von Leona M. & Harry B. Helmsley Charitable Trust Nr #2112-04887



Publikationsverlauf

Artikel online veröffentlicht:
28. Mai 2025

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